„Der größte Lude“Kölner Milieu-Ungetüm: Das Lied von der Schäfers Nas (†1997)
Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre.
Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich aber auch, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Zementkopp“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.
Kölner Milieu: Anonymer Dichter mit Versen über Schäfers Nas
Auf EXPRESS.de erinnern wir zum Jahresende mit Anekdoten an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit. Heute erscheint an dieser Stelle die Ballade eines anonymen Dichters über den 1997 verstorbenen Zuhälter-König. Der Unbekannte sandte die Zeilen an Herausgeber Roland Bebak für eine potenzielle Fortsetzung dessen Bucherfolgs.
DAS LIED VON DER SCHÄFERS NAS
In Köln, zu einer rauen Zeit,
Als man es "Rhein-Chicago" nannte,
Da gab es einen Mann, den weit
Und breit ein jeder kannte.
Berüchtigt als die Schäfers Nas
War er der größte Lude,
Von dem man in der Zeitung las,
Wenn Rauch war in der Bude.
Zwei Meter groß, ein echter Bär
Und übersät von Narben;
Die kamen nicht von ungefähr,
Denn seine Gegner starben.
Angeblich Fremdenlegionär
In seinen Jugendtagen
Verstand er sich aufs Schießgewehr
Und um sich wild zu schlagen.
Die Romy Schneider, selbst so zart,
Die machte sichs zunutze,
Die Diva nahm als Bodyguard
Ihn sich zu ihrem Schutze.
Ja, Frauen brachten ihm das Geld,
"Beschützer" war sein Titel,
Ein Teufel gestern, heut ein Held,
Bewundert wie ein Beatle.
Er liebte sich das rote Licht,
Doch hasste seinesgleichen,
Der Dummse Tünn selbst konnte nicht
Dem Hein das Wasser reichen.
Sie trafen sich zur Schlacht am Ring,
Um alles mal zu regeln,
Der Schutzmann, der sie spät empfing,
Erfuhr: "Wir waren kegeln."
So lebte er in Saus und Braus,
In Villen und Karossen,
Mit einer Yacht zum Rhein hinaus,
Das hat er wohl genossen.
Er half sogar der Kirche mal!
Da kniet ein Probst wohl nieder;
Das Kreuz, das aus dem Dom wer stahl,
Das brachte Hein ihm wieder.
Doch gönnt der Teufel keinen Ruhm,
Und neidet arg den Zaster,
So gilt auch Schäfers Nas posthum
Als Opfer seine Laster.
Die schöne Usch betrog den Mann,
Als er im Zuchthaus schmorte,
Man steckte auch sein Heim ihm an,
Als wär´s die Höllenpforte.
Er hinterließ auf seiner Spur
Nur Schulden, keine Beute,
Die Gläubiger, o glaube nur,
Gedulden sich bis heute.
In Asche ist er, wie man sagt,
Vor Helgoland verstreuet,
Ob, wenn ihn Luzifer jetzt fragt,
Er wohl sein Tun bereuet?