Reporter packt ausKölner Milieu: Die „Banan“ machte im Puff ihrem Namen alle Ehre

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Hans Reski als junger Reporter bei einem Spaß-Clinch mit der Kölner Box-Größe Peter Müller (l.)

von Markus Krücken  (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Karate Jacky“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Kölner Milieu: Hans Reski schildert seine Erinnerungen

Auf EXPRESS.de erinnern wir zum Jahresende mit Anekdoten an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit. Heute veröffentlichen wir aus dem Buch von Roland Bebak die Erinnerungen von Reporter Hans Reski aus einem Interview.

Reski war beim EXPRESS seit 1964 Nachtredakteur, später Sportchef für den Sonntags-EXPRESS. Ab 1974 EXPRESS-Sportchef. Heute ist er Rentner.

Herr Reski, wie war das mit dem Hein (Schäfers Nas, d. Red.)?

Den zum Freund zu haben, war schon ein Faustpfand. Ich habe ihn nicht benötigt. Aber ich weiß, der hätte sich auf solche Situationen gefreut – den Rächer zu spielen.

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Sorgte im Milieu für Angst und Schrecken: Hein Schäfer, alias Schäfers Nas.

Erzählen Sie mal, wie war das am ersten Arbeitstag?

Ich war Nachtredakteur beim EXPRESS. Ich fing meinen Dienst um 23 Uhr abends an, der ging bis 5. Ich hatte meinen ersten Arbeitstag in der Nacht. Auf einmal ging die Tür auf, und zehn Mann standen da. Kein Witz – und beschimpften mich, was da für eine Scheiße in der Zeitung stände. Ich sagte: „Meine Herren, ich bin neu hier, heute ist mein erster Tag. Ich hole aber den Chef vom Dienst, mit dem können Sie reden.“

Der kam dann und sagte: „Ok, wir stellen das richtig. Mit einem Foto von Ihnen allen.“ Gesagt, getan. Die Kripo rief am nächsten Tag prompt bei uns an: „Wunderbar! Von den zehn Mann auf dem Bild suchen wir acht oder neun. Da morgen im Sartory ein Boxabend ist, werden die alle da sein.“ Sieben oder acht wurden dann tatsächlich verhaftet.

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Schäfers Nas, Zementkopp: EXPRESS-Reporterlegende Hans Reski kannte sie alle.

Aber nochmal: Wie war das mit dem Hein?

Ich kannte ihn sehr gut. Er war Leibwächter vom Blatzheim. Und meine Mutter war quasi Geschäftsführerin im Gürzenich. Ich wohnte in Ehrenfeld einen Block entfernt vom Hein. Da hat er sich jeden Tag auf den Balkon gestellt und scharf geschossen.

Er hatte ja die ganze Bude voller Kanonen und Munition. Ich sagte ihm: „Das kannst du doch nicht machen.“ Er: „Ich muss üben. Dann sollen die Leute sich weiter wegstellen.“

Ich kam gut mit dem aus. Er sagte mir: „Wenn Dir einer was däit, sagste Bescheid.“ Das war in den 60er Jahren. Sein Wagen stand immer vor den ganzen Blatzheim-Lokalen. Da konnte man sicher sein.

Haben Sie damals oft über das Milieu geschrieben?

Man nannte Köln nicht umsonst das Chicago des Westens. Und es gab schon bekloppte Leute: Zum Beispiel die Banan. Ein Typ, der immer schwanzwedelnd durch die Puffs gelaufen ist und sagte, er habe den Längsten. Sowas gab es nur bei uns, glaube ich.