Das Hänneschen-Theater gehört zu Köln wie der Dom – genau wie die Kult-Figuren Tünnes und Schäl. Der Gründer des beliebten Kölner Theaters und der Erfinder der Figuren starb in Armut – das war Johann Christoph Winters.
Tünnes und SchälEr war der Schöpfer der Kölner Kult-Figuren – und starb selbst in bitterer Armut
![Das Denkmal für Johann Christoph Winters auf Melaten.](https://static.express.de/__images/2025/02/08/fe366a39-1804-4481-84a7-4722d92ba486.jpeg?q=75&q=70&rect=463,47,2204,1653&w=2000&h=3000&fm=jpeg&s=1f483c07dc312132ffaad4e41fa2a665)
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Das Denkmal für Johann Christoph Winters auf Melaten, fotografiert am 22. August 2022. Es wurde im Jahr 2002 aufgestellt, geschaffen hat es Bildhauer Stephan Kaiser nach einem der seltenen Selbstporträt Winters.
Viel wissen wir nicht über diesen Johann Christoph Winters: Verbrieft ist, dass er am 23. November 1772 in Bonn getauft wurde und am 5. August 1862 in Köln starb.
Für die kölsche Identität hat dieser Schneidergeselle aber viel getan: Winters war auch Puppenspieler und hat das Hänneschen-Theater in Köln gegründet.
Kölner Hänneschen-Theater: Gründer stirbt verarmt
Winters Geburtstermin kennen wir nicht. Aber es ist bekannt, dass er am 25. Juli 1798 in Bonn den Gesellenbrief des Schneiderhandwerks erhält. Seine anschließenden Wanderjahre führen ihn auch nach Antwerpen. Hier lernt er das flämische Puppenspiel kennen. Kurz vor der Jahrhundertwende muss Winters nach Köln gekommen sein. Denn in den Annalen der Stadt ist seine Heirat vermerkt – mit Lisette Thierry, der Tochter eines Kölner Kaufmanns.
In den Sommermonaten der nächsten Jahre finanziert Winters sich und seine Lisette, mit der er drei Kinder hat, mit Maler- und Anstreicherarbeiten. In den Wintermonaten versucht er sich im Puppenspiel für kleine Kinder. Winters beantragt alle Jahre wieder die Erlaubnis dafür bei Johann Jakob von Wittgenstein, damals Maire – also Oberbürgermeister – von Köln.
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In einem seiner Antragsschreiben, welches auf das Jahr 1802 datiert ist, steht: „...ich habe ein schönes eingerichtetes Bobbenspiel, welches allen Menschen wohl gefällt, weil ich auf keine einzige verführerische Art, kein Mensch mit meinem Spiel beleidige, weil ich vor alle unartige anständt besorget bin, denn mein Spielhaus ist wohl mit Licht versehen und auch zwei aufmerksamen Männern, welche gute Subordination beibehalten. Dieses Spiel ist eine gute Erfindung für mich, weil ich in dem betrübeten Winter meine Frau samet der drey Kinderen nothdürftig ernähren kann. Übrig ist davon nichts, da der Eingang nur ein Stüber ist.“
Wegen genau dieses Schreibens wird die Gründung des kölschen Hänneschen-Theaters auf das Jahr 1802 datiert. Winters nennt es „Puppentheater des ersten Kölner Hänneschen“. Ein festes Haus als Spielstätte für sein Stockpuppentheater bezieht Winters zwei Jahre später in der Mauthgasse in der Altstadt. Aber seine Spielstätten wechseln recht regelmäßig: Mal wird in einem Pferdestall gespielt, dann wieder in einem verlassenen Lager.
Winters hat von Anfang an Erfolg: In den 1820er Jahren werden Stücke wie „Die Wahl oder der neue Bürgermeister“, „Die Kunst, alte Weiber jung zu machen“, „Der Rülbs oder der betrunkene Bauer“, „Die Belagerung der Marienburg“ oder „Der Jud im Weinfass“ aufgeführt. Über die Jahre erschafft der Puppenspieler auch Charaktere wie Tünnes und Schäl, die heute zu den kölschen Originalen gehören.
![Die Bronzestatuen von Tünnes und Schäl am Alter Markt.](https://static.express.de/__images/2025/02/08/8ef30904-8b38-4fb9-872c-e950d5ed9b1f.jpeg?q=75&q=70&rect=0,845,2428,1821&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=659a97e9c9eee44acf399b63c919a2c6)
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Die Bronzestatuen von Tünnes und Schäl am Alter Markt, hier ein Foto vom 10. Dezember 2021.
Während der Tünnes seit 1803 zum Ensemble gehört, betritt Schäl erst in den 1850er Jahren die Bühne – als Persiflage auf einen Konkurrenten Winters: Einen Puppenspieler von der Schäl Sick namens Franz Andreas Millewitsch. Es ist der Ur-Ur-Großvater von Willy Millowitsch.
Obwohl das Hänneschen-Theater in Köln sehr beliebt ist, lebt Johann Christoph Winters mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen. Sie nehmen auch an den jährlichen Armenspeisungen des Bürger-Comitees teil. Als Johann Christoph Winters am 5. August 1862 stirbt, wird er in einem Armengrab auf dem Melaten-Friedhof beerdigt.
Dieser Text von Inge Wozelka erschien am erstmals am 2. August 2017 im EXPRESS.