Im Kölner Veedel „Sürther Feld“ sind umfangreiche Bauarbeiten geplant. Das Ziel: den Autoverkehr einschränken. Nicht nur das erhitzt zurzeit die Gemüter vor Ort.
Bauarbeiten in Kölner Veedel Das ist der Plan fürs „Sürther Feld“
Wer sich ein Haus oder eine entsprechende Wohnung auf dem Sürther Feld kaufen will, kann inzwischen locker mit weit mehr als 600.000 Euro rechnen. Wer hier wohnt, braucht aber neben jeder Menge Geld jetzt auch starke Nerven. Denn mit der Idylle im Nobelviertel scheint es vorbei zu sein.
Besonders eine geplante „Busschleuse“ erhitzt die Gemüter, daneben sind umfangreiche Bauarbeiten geplant. Das große Ziel: den Autoverkehr stark einschränken. EXPRESS.de war vor Ort, sprach mit Stadt, Bürgermeister und Anwohnern, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Hier die größten Problemzonen:
Sürth: Anwohner befürchten Verkehrs-Chaos durch neue Planung
1. Die Sürther Straße soll stark verengt und ausgebaut werden, um mehr Raum für Radler und Passanten zu schaffen und den Durchgangsverkehr (jetzt schon Tempo 30) noch weiter zu bremsen. Problem: Sie ist die einzige Möglichkeit für tausende Anwohner, das Areal motorisiert über die Eygelshovener Straße zu verlassen. Deshalb werden ab Baustart lange Rückstaus ins Veedel, aber auch auf der Sürther Straße befürchtet. Alternativen? Nein.
2. Zwischen den bisherigen (nördlich) und geplanten Siedlungen (südlich) soll eine „Busschleuse“ mit hohen, breiten Bodenwellen und Betonpollern eine abschreckende Grenze und so zwei Sackgassen schaffen. Folge: Darüber rollende Autos mit normaler Spurweite würden hineinfallen, gegen die Poller krachen oder mit dem Unterboden hängen bleiben.
„Wir wollen unbedingt den Durchgangsverkehr von einem Areal ins andere verhindern“, sagt Bürgermeister Manfred Giesen (Grüne). „Sonst kommt es auf beiden Seiten durch die Autos zur Dauerbelastung. Darüber wird niemand froh sein.“ Die Stadt teilt mit, dass eine Verkehrsuntersuchung die Auswirkungen mit und ohne Busschleuse analysieren soll.
3. Der Radverkehr für täglich hunderte Schüler, auch vom Rodenkirchener Gymnasium, soll als Abkürzung direkt durch das Feld laufen, so Giesen. Dafür müssten Wege neben dem Erdwall der ebenfalls stark besuchten Bezirkssportanlage vom TVR und FC Rheinsüd entstehen. Ob die Rad- & Roller-Kolonnen die Anwohner mit ihren angrenzenden Gärten stören werden, bleibt abzuwarten.
4. Die Stadt hat die Zufahrt zur Sürther Feldallee gesperrt, Busse sind erlaubt. Trotzdem fahren viele Anwohner durch. Verständlich: Der Umweg zum nahe gelegenen Haus wäre über zwei Kilometer lang. Die Polizei lag schon auf der Lauer und schrieb Knöllchen: je 55 Euro! Laut Stadt soll hier später ein Kreisverkehr eingerichtet und die Straße erneuert werden, wenn der neue Bauabschnitt fertig ist. Kosten: 1,7 Millionen.
Köln: Sürther Feld wird XXL-Schulzentrum
5. Das Sürther Feld wird XXL-Schulzentrum. Neben Kölns größter Gesamtschule sollen ab Sommer die „Offene Schule Köln“ (OSK) und die Ernst-Moritz-Arndt-Schule (EMA) in Betrieb gehen. Heißt: Täglich strömen morgens rund 3000 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte auf das Areal. Giesen: „Wir werden die Anwohner auffordern müssen, zu den Stoßzeiten bitte nicht zur Arbeit zu fahren.“
Die ersten Bürger sind angesichts des drohendes Chaos alarmiert. Joachim Heinemeyer: „Herr Giesen hat zugesagt, uns Anwohner ergebnisoffen zu beteiligen. Allerdings befürchten wir, dass es sich bei dem Bürgerdialog um ein politisches Feigenblatt handelt und wir mit der Busschleuse im Stillen vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Damit wird Politik gegen eine stehende Mehrheit und vernünftige Argumente betrieben.“
Der FDP-Mann glaubt: „Die Sorge vor Durchgangsverkehr besteht nur, weil die ohnehin völlig überlastete Sürther Straße nach der Eröffnung der neuen Schulen regelmäßig kollabieren wird. Anstatt dieses Problem anzugehen, werden lieber potenzielle Schleichwege geschlossen. Die Gesamtsituation wird maximal verschlimmert.“
Übrigens: Neben dem gerade entstehenden „Ergänzungsbau“ der Gesamtschule ist an der Eygelshovener Straße der erste Supermarkt am Feld geplant. Giesen: „Da können die Anwohner auch mal zu Fuß oder mit dem Lastenrad hin.“
Anmerkung der Redaktion: Die erste Überschrift dieses Artikels war sachlich falsch, sodass wir die Überschrift geändert haben.