Leerstand, Imbissbude, Candyshop, Leerstand, Krimskrams-Laden – so lässt sich das Einkaufserlebnis beim Schlendern über die Hohe Straße ungefähr beschreiben. Ein weiteres Traditionsgeschäft schließt bald.
Leerstand und BilliglädenTraditionsgeschäft auf Hohe Straße schließt: „Niveau hat rapide abgenommen“<br><div style="direction: rtl;"></div>
Die Hohe Straße gehört immer noch zu den meist frequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands. Allerdings hat die Shoppingmeile den Glanz vergangenen Tage schon lange verloren. Leerstehende Ladenlokale reihen sich an quietschbunte Süßigkeitenshops, Ramsch- und Krimskrams-Läden sowie Döner- oder Churros-Imbisse.
Lust aufs ausgiebige Shopping in der Innenstadt kommt so bei den Besucherinnen und Besuchern selten auf. Ein weiteres Kölner Traditionsgeschäft wird in den kommenden Wochen aus der Hohe Straße verschwinden. Das Betreiber-Paar hat die Situation auf Kölns Einkaufsmeile gegenüber EXPRESS.de eingeordnet.
Hohe Straße in Köln: Traditionsladen schließt, hoher Leerstand
Mit Mediamarkt verliert die Hohe Straße einen weiteren Big-Player. Der Mietvertrag läuft aus, spätestens Anfang 2027 wird der Elektronik-Gigant ausziehen. Beim Rundgang über die Hohe Straße fällt weiter auf: Zehn Ladenlokale stehen leer – und weitere kommen dazu.
So kündigen Fashion-Geschäfte wie S’Oliver oder Piccadly beispielsweise mit nicht zu übersehenden Sale-Aushängen in ihren Schaufenstern an, demnächst zu schließen. Und auch ein Kölner Traditionsgeschäft wird in den kommenden Wochen dichtmachen: das Kunst- und Möbelhaus „Schwarzer Elefant“.
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Bis 2019 hatte das Betreiber-Paar Mohammed Hiatullah und Paola Rotondi ihren Laden auf der Gürzenichstraße, danach folgte der Umzug auf die Hohe Straße. Seit knapp 40 Jahren verkaufen die beiden bereits seltene Möbel oder besondere Kunstwerke, vor allem aus dem asiatischen Raum. Das Geschäft mit dem großen schwarzen Elefanten als Markenzeichen ist bekannt in Köln – doch demnächst ist Schluss.
Das Mantelhaus an der Ecke Brücknerstraße, in dem sich das Geschäft des Paares befindet, wird saniert und umgebaut. Das bayrische Unternehmen Ehret und Klein plant zukünftig eine Mischnutzung aus Büro- und Gewerbeflächen in dem Gebäude. Außerdem werde das Mantelhaus um ein zusätzliches Stockwerk sowie darauf um ein halbes Stockwerk erweitert, zudem soll eine Dachterrasse soll.
Für Mohammed Hiatullah und seine Kunstwerke sei ein Fortbetrieb nach der Sanierung, die Ende 2026 abgeschlossen sein soll, im Mantelhaus keine Option mehr: „Die Verkaufsfläche wird sich verringern, da mehrere getrennte Ladenlokale entstehen sollen. Dazu gehe ich davon aus, dass die Miete teurer wird. Das ergibt wirtschaftlich keinen Sinn mehr.“
Wann genau er raus muss, weiß Hiatullah noch nicht: „Uns wurde gesagt, dass wir die Nachricht mit dem genauen Zeitpunkt im ersten Quartal bekommen. Es kann also Ende Februar, spätestens aber Ende März vorbei sein.“ Der Räumungsverkauf läuft bereits, angekündigt durch unübersehbare Schilder und Plakate im Schaufenster. Vier Wochen benötige er und sein Team dann, die zahlreichen Schmuckstücke in ein Lagerhaus in Frechen zu verbringen. Dort werde es dann gegebenenfalls einen fortwährenden Lagerverkauf geben.
Das bevorstehende Ende seines Geschäfts sieht der Unternehmer nüchtern: „Ob ich traurig bin? Ich denke, dass das der Lauf der Dinge ist. Vieles hat sich verändert.“ Seine Frau Paola entgegnet: „Es ist natürlich schon nicht einfach. Jahrzehnte lang haben wir uns etwas aufgebaut, dass nun dem Ende entgegengeht. Für mich persönlich ist das schon bedrückend.“
Als Unternehmerin auf der Hohe Straße hat sie auch eine bestimmte Meinung zu der Entwicklung, die schon seit einiger Zeit auf der Einkaufsmeile zu beobachten ist: „Das Niveau hat rapide abgenommen. Wir leben auch vom Tourismus. Aber wenn die Menschen am Hauptbahnhof ankommen und über die Hohe Straße laufen, werden sie von leeren Geschäften, Imbissen und Billigläden begrüßt.“
Mohammed Hiatullah ergänzt: „Aber das ist ja nicht nur auf der Hohe Straße zu beobachten. Wir wohnen in Lindenthal, dort schließen auch immer mehr Geschäfte. Durch die steigenden Energiekosten aufgrund der Pandemie oder dem Ukraine-Krieg sowie dem florierenden Online-Handel bleiben immer mehr Unternehmen in den Innenstädten auf der Strecke.“
Wie es für die beiden weitergeht, wenn der Schwarze Elefant schließt? „Vielleicht machen wir Dauerurlaub“, merkt Hiatullah mit einem Lächeln an. Oder es werde auch vermehrt auf den Onlineverkauf ihrer Schmuckstücke gesetzt – „denn das ist nun mal der Zeitgeist, davor kann man sich nicht mehr verschließen“.