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Tragödien, Titel und TriumpheDas ist die schwule Geschichte Kölns

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Die ersten schwulen Fußball-Weltmeister: 1994 lässt sich das „Cream Team Cologne“ auf dem Roncalliplatz feiern. 

Köln – Die Stadt im Zeichen der Regenbogenfahne: Die heutige Parade ist wieder der Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Christopher-Street-Day (CSD).

Hier alles über die große CSD-Parade in Köln nachlesen.

Der steht unter dem Motto „Nie wieder“. Als Gedenken an die bewegte und bewegende schwule Historie Deutschlands. Köln als DIE Metropole für schwules Leben hat da einen besonderen Stellenwert. EXPRESS zeigt wichtige Wegmarken der schwulen Historie der Stadt auf.

Schwul-lesbische Liebe ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. In Köln dokumentiert ist sie zumindest seit dem Mittelalter. Um 1482 wird Ratsherr Johann Grebvenoide beschuldigt, junge Männer in seine Kammer am Heumarkt gelockt zu haben.

„Faule Gesellschaft“

Vom Rat angestellte Untersuchungen decken eine „faule Gesellschaft“ auf. Und der Pfarrer von Klein-St. Martin gibt an, das etwa 200 Männer in Köln mit der „unaussprechlichen, stummen Sünde“ befleckt seien.

Todesstrafe für Homosexuelle

Bis zum 18. Jahrhundert wird Homosexualität meist mit dem Tode bestraft. Erst unter dem Einfluss der Aufklärung ändert sich das. Unter den Preußen hält der Paragraf 143, der „widernatürliche Unzucht“ unter Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellt, Einzug.

Sex zwischen Frauen bleibt straffrei. 1871 wird aus dem preußischen § 143 der unrühmliche § 175, der 134 Jahre lang sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellt (bis 1994).

Polizei beklagt sich

Verhindert wird die Homosexualität in Köln dadurch natürlich nicht: 1912 klagt die Polizei, die Homosexuellen seien ein Gegenstand zur Sorge, es gäbe Hunderte in Köln. Es sind sicher mehr - und die wollen leben und feiern wie andere auch. 1920 wirbt Wilhelm Dix für sein Homosexuellen-Lokal „Tempelhof-Diele“ auf der Deutzer Freiheit mit dem Slogan „Größte Sehenswürdigkeit in ganz Westdeutschland“.

Tilla und das „Dornröschen“

Einer der wenigen, dessen Schicksal in jener Zeit bekannt ist, ist Johann Baptist Welsch, genannt „Tilla“. In den 1920er Jahren gehören Konzert, Travestie und Kabarett zum Unterhaltungsprogramm. Im „Dornröschen“ an der Weyerstraße wird Welsch als Stargast angekündigt.

Während der NS-Zeit wird er dann mehrfach festgenommen und im Dezember 1940 wie viele Homosexuelle seiner Zeit in das KZ Mauthausen (Österreich) gebracht. Hier stirbt er am 2. März 1943.

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Stolperstein für Johann Baptist Welsch, der 1943 im KZ Mauthausen starb.

Jede Menge Affären

Affären gibt es im Laufe der Jahrzehnte reichlich: 1966 stürmt die Polizei die öffentliche Toilette am Waidmarkt und macht Jagd auf Homosexuelle. Neun Männer werden festgesetzt. Darunter auch der damalige Regierungspräsident Franz Grobben (1904 – 1994), der dann zurücktreten musste.

„Jagd“ auf Strichjungen

Noch 1951 lehnt der SPD-Stadtrat und spätere OB Theo Burauen, die Privatisierung der öffentlichen Toiletten ab, damit die Stadt weiter die Möglichkeit hat, dort gegen Strichjungen und Homosexuelle vorzugehen.

Platz in der Gesellschaft

In den 1970er und 80er Jahren erkämpfen sich immer mehr Homosexuelle ihren Platz in der Gesellschaft. 1975 eröffneten Wally Bockmayer sein Partner Rolf Bührmann die Filmdose, 1980 entsteht mit dem SC Janus der erste schwul-lesbische Sportverein Europas, und der EXPRESS druckt 1984 die achtteilige Serie „Homosexuelles Leben in Köln“, 1988 wird Georg Uecker der erste schwule Serienstar, 1991 geben sich mit Segen von Pater Norbert Reiner Sterzenbach und Uwe Hewald das Ja-Wort – und auch der erste CSD findet in Köln statt.

Schwule Weltmeister

Und 1994 feiert Köln auch zum ersten Mal seine schwulen Weltmeister; Das „Cream Team Cologne“ , das bei den Gay Games in den USA erster schwuler Fußballweltmeister geworden ist.

Die Jubelbilder beim Autokorso erzählen so viel von der Entwicklung wie die überwältigende Siegesfeier auf der Schaafenstraße zur Bundestagsabstimmung zur „Ehe für alle“. Bis hierhin war es ein langer, schwerer Weg.

(exfo)