Es ist ein trauriger Anblick, den man im Weidenpescher Sportpark zu sehen bekommt. Im Schatten der glamourösen Pferderennbahn lodert ein wahrer Fußball-Schatz der Stadt vor sich hin.
Historischer Ort in KölnKein Zurück mehr: Fußball-Schatz zerfällt in seine Einzelteile
Es ist ein Ort voller Tradition und Geschichte, historische Schlachten wurden hier geschlagen, tausende Menschen strömten vor über 100 Jahren zu den Endspielen um den deutschen Fußballtitel, außerdem ist es unter der Nummer 4856 denkmalgeschützt – doch die übriggebliebene Tribüne im Weidenpescher Sportpark befindet sich in einem erbärmlichen Zustand.
Im Schatten der Pferderennbahn direkt an der Rennbahnstraße im Kölner Stadtteil Weidenpesch gelegen, ist heutzutage nur noch zu erahnen, wie einst 16.000 Menschen an diesem Ort den VfL Köln 1899 anfeuerten. Die Tribüne gehört zu den ältesten in ganz Deutschland, gleicht mittlerweile allerdings nur noch einer baufälligen Ruine.
Kölner Fußball-Schatz zerfällt zusehends – „Nutzung nicht in Sicht“
1905 und 1910 fanden im Weidenpescher Stadion die Endspiele um die deutsche Fußballmeisterschaft statt. Es gehörte zeitweise zu den größten Fußballstadien des Landes.
Von 1903 bis 2002 war der Aschenplatz die Heimat des VfL Köln, der gleichzeitig der älteste Fußballverein der Stadt ist. Seit 2002 finden hier keine offiziellen Partien mehr statt, der VfL heißt nach einer Fusion mittlerweile 1. FSV Köln 1899 und bestreitet seine Spiele auf der Kunstrasenanlage in der Scheibenstraße.
Und der historische Ort an der Pferderennbahn, der unter anderem auch als Drehort für den Sönke-Wortmann-Film „Das Wunder von Bern“ fungierte, wurde einfach vergessen?
Zumindest bekommt man den Anschein, wenn man heutzutage die marode Tribüne anschaut. Vor dem Bau stehen Lkw, außerdem unzählige Lieferfahrzeuge von Amazon. Ein Fußballplatz ist hier nicht mehr zu erkennen.
Die Tribüne selbst ist mit einem Bauzaun abgeschirmt, allerdings auch nur noch teilweise. Das Dach ist löchrig, die ehemaligen Sitzbänke zerfallen.
EXPRESS.de hat bei der Stadt angefragt, ob es einen Plan gibt, die denkmalgeschützte Tribüne in Zukunft in irgendeiner Form wieder auf Vordermann zu bringen.
Die ernüchternde Antwort eines Sprechers: „Nach dem Kauf- bzw. Erbbaurechtsvertrag vom 15. Dezember 2008 sind sämtliche Aufbauten im Eigentum des Kölner Rennvereins. Dem Rennverein obliegt damit die Unterhaltungs- und Verkehrssicherungspflicht für die denkmalgeschützte Tribüne. Eine sportliche Nutzung findet seit zwei Jahrzehnten nicht mehr statt. Eine neue Nutzung, die den Anforderungen des Denkmalschutzes entspricht, ist nicht in Sicht.“
Für Instandhaltungsarbeiten, für die von der Bezirksvertretung Nippes jährlich ein Zuschuss von 300.000 Euro gewährt wird, ist die denkmalgeschützte Tribüne wiederholt nicht berücksichtigt worden.
Und so zerfällt einer der historischsten Sport-Schätze der Stadt, im Schatten der glamourösen Galopprennbahn, weiterhin zusehends.