Großer ADAC-TestDie Rot-Sünden von Köln – über 25.000 Euro Bußgeld an nur einem Vormittag

Der ADAC hat in Köln einen großangelegten Test durchgeführt, um zu ermitteln, wie viele Menschen über „rot“ fahren.

von Philipp Meckert  (pm)

Rot heißt stehen. Grün heißt gehen. Das weiß eigentlich jedes Kind. Nur viele Kölnerinnen und Kölner haben da offenbar eine andere Gangart, wie eine großangelegte ADAC-Erhebung ergab – mit einer erschütternden Bilanz.

Denn was der Test an einem Vormittag in Abstimmung mit der Stadt an vier bekannten Verkehrskreuzungen dokumentiert hat, hätte 25.000 Euro Bußgeld, 246 Punkte in Flensburg und 37 einmonatige Fahrverbote gesetzt.

EXPRESS.de stellt die wichtigsten Infos der Analyse zusammen

Der Test. Am Dienstag, dem 29. Oktober 2024, hatte der Mobilitätsclub an jeweils vier Kreuzungen das Verhalten von Fußgängerinnen und Fußgängern, Rad-, E-Scooter- und Kraftfahrzeugfahrerinnen und -fahrern genauer analysiert.

Der Erhebung fand zwischen 7 und 11 Uhr statt. Untersucht wurden mit einem KI-gestützten Kamerasystem sowohl einfache Rotlichtverstöße bis maximal einer Sekunde als auch Verstöße, bei denen die Ampel schon länger als eine Sekunde auf Rot stand. Auch Frühstarter wurden berücksichtigt.

Die Kreuzungen und Ergebnisse – Ehrenfeldgürtel/Venloer Straße:

  1. 1893 Fußgängerinnen und Fußgänger: 198 Rotlichtverstöße (10,5 Prozent).
  2. 1065 Radfahrer: 47 Verstöße (4,4 Prozent), davon 35 über einer Sekunde und 12 Frühstarts.
  3. 53 E-Scooter-Fahrerinnen und -fahrer: 4 Verstöße (7,5 Prozent), davon 4 über einer Sekunde.
  4. 2243 Kfz-Nutzerinnen und -nutzer: 12 Verstöße (0,5 Prozent), davon 2 über einer Sekunde und 2 Frühstarts.

Habsburgerring /Aachener Straße:

  1. 808 Fußgängerinnen und Fußgänger: 35 Rotlichtverstöße (4,3 Prozent).
  2. 206 Radfahrerinnen und Radfahrer: 7 Verstöße (3,4 Prozent), davon 6 über einer Sekunde und ein Frühstart.
  3. 12 E-Scooter-Fahrerinnen und -fahrer: 1 Verstoß (8,3 Prozent), davon ein Frühstart.
  4. 1098 Kfz-Nutzerinnen und -nutzer: 8 Verstöße (0,7 Prozent), davon 2 über einer Sekunde und ein Frühstart.

Steinstraße/ Frankfurter Straße:

  1. 10 Fußgängerinnen und Fußgänger: 1 Rotlichtverstoß (10 Prozent).
  2. 141 Radfahrerinnen und Radfahrer: 1 Verstoß (0,7 Prozent), davon einer über einer Sekunde.
  3. 9 E-Scooter-Fahrerinnen und -fahrer: 0 Verstöße.
  4. 2343 Kfz-Nutzerinnen und -nutzer: 37 Verstöße (1,6 Prozent), davon 13 über einer Sekunde.

Blaubach/ Neuköllner Straße:

  1. 173 Fußgängerinnen und Fußgänger: 6 Rotlichtverstöße (3,5 Prozent).
  2. 216 Radfahrerinnen und Radfahrer: 23 Verstöße (10,6 Prozent), davon 20 über einer Sekunde und 3 Frühstarts.
  3. 11 E-Scooter-Fahrerinnen und -fahrer: 0 Verstöße.
  4. 2111 Kfz-Nutzerinnen und -nutzer: 69 Verstöße (3,3 Prozent), davon 16 über einer Sekunde und ein Frühstart.

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Die Rotlicht-Bilanz: In Köln registrierte der ADAC im Testzeitraum bei 12.392 Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern insgesamt 449 Rotlichtverstöße (3,6 Prozent). Von den 2884 Fußgängerinnen und Fußgängern liefen 240 über die rote Ampel (8,3 Prozent), fünf der 85 Leute mit E-Scootern (5,9 Prozent), 78 der 1628 Radfahrenden (4,8 Prozent) und 126 der 7795 Kraftfahrzeugnutzerinnen und -nutzer (1,6 Prozent) verstießen gegen die Haltepflicht.

Wären im vierstündigen Testzeitraum alle Rotlichtverstöße an den vier untersuchten Kreuzungen in Köln geahndet worden, hätten die betroffenen Leute etwa 25.000 Euro Bußgeld bezahlen müssen. Dazu hätte es 246 Punkte in Flensburg und 37 einmonatige Fahrverbote gegeben.

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Das sagt der ADAC-Experte: „Die Zahl der Rotlichtverstöße ist viel zu hoch. Eine der einfachsten Verkehrsregeln, bei einer roten Ampel stehenzubleiben, scheint zunehmend an Bedeutung zu verlieren“, erklärt Prof. Dr. Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein, und macht deutlich: „Ein Rotlichtverstoß ist kein Kavaliersdelikt. Die Folgen sind dabei für Fußgängerinnen und Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ungleich schwerwiegender als für Kfz-Fahrerinnen und -fahrer.“

Suthold betont: „Die Ergebnisse zeigen, dass trotz teils empfindlicher Sanktionen zahlreiche Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer das Rotlicht ignorieren. Je länger eine Rotphase anhält oder je geringer das Verkehrsaufkommen ist, umso eher wird eine rote Ampel ignoriert. „Und wer dies in Anwesenheit von Kindern tut, ignoriert zudem in voller Absicht seine Vorbildfunktion gegenüber jungen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern, indem er das bewusste Passieren roter Ampeln normalisiert.“

Wie hoch sind die Bußgelder?

Bei Kraftfahrzeugen (Pkw, Lkw, Motorrad) drohen laut ADAC bei einem einfachen Rotlichtverstoß 90 Euro Bußgeld und ein Punkt. Bei einem qualifizierten Verstoß (Ampel länger als eine Sekunde rot) werden 200 Euro fällig, hinzu kommen zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot.

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Fahrradfahrerinnen und -fahrer und E-Scooter-Nutzerinnen und -nutzer müssen bei Missachtung einer roten Ampel mit 60 Euro und einem Punkt (einfacher Verstoß) bzw. 100 Euro und einem Punkt (qualifizierter Verstoß) rechnen. Fußgängerinnen und Fußgänger erwartet ein Verwarnungsgeld von fünf Euro.

Der Automobilclub empfiehlt den Bürgerinnen und Bürgern und Behörden: Einhalten von Verkehrsregeln und mehr gegenseitige Rücksichtnahme. Überprüfung der Ampelschaltungen an Kreuzungen mit häufigen Rotlichtverstößen. Installation von Ampelblitzern bei hohem Kfz-Aufkommen und vielen Verstößen. Stärkere Ampelkontrollen durch die Polizei.