Wie ist die Situation der Kitas in Köln? Der große Streik am Donnerstag (13. Februar 2025) zeichnet ein düsteres Bild.
„Hilferuf eines Systems am Limit“Streik in Köln zeigt, wie schlecht es den Kitas geht
![Blick in eine Kita.](https://static.express.de/__images/2025/02/13/93371a78-854d-41d4-b133-c55c05909201.jpeg?q=75&q=70&rect=272,0,3555,2666&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=c6cd905bfc5bbe60a85f10d2ca245696)
Copyright: Martina Goyert
Eine Kita in Köln-Chroweiler. Aufgrund des Streiks sind am Donnerstag (13. Februar) viele Kitas in Köln verwaist.
Der Streik-Hammer hat Eltern von Kita-Kindern in Köln am Donnerstag (13. Februar 2025) voll erwischt! Wegen eines Streiks im öffentlichen Dienst bleiben an diesem Tag alle städtischen Kitas geschlossen oder haben nur eine Not-Betreuung.
„Die Streikbereitschaft bei den Erzieherinnen und Erziehern in den 200 städtischen Kitas ist sehr hoch“, erklärt Jonathan Thull, Gewerkschaftssekretär von Verdi Köln, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.
Köln: Alle städtischen Kitas von Streik betroffen
Die meisten Eltern müssen improvisieren oder sich von der Arbeit abmelden.
Eltern sind frustriert über den ständigen Personalmangel, die Beschäftigten überlastet. Dita Kerschkamp, stellvertretende Leiterin einer Kita im Kölner Osten, sagt: „Die Situation in den Kitas ist extrem belastet.“
Verdi fordert in den Tarifverhandlungen acht Prozent mehr Gehalt oder mindestens 350 Euro zusätzlich. Die Gewerkschaft möchte den Beruf attraktiver machen, damit junge Menschen in der Branche arbeiten wollen. Eine große Forderung ist mehr Flexibilität bei Überstunden. Viele Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben Hunderte von Überstunden angesammelt.
Der Streik ist ein Hilferuf eines Systems am Limit. Es fehlen 300 Fachkräfte in Köln. Fast die Hälfte aller Erzieherinnen und Erzieher arbeitet Teilzeit, was Kerschkamp als Krisensymptom sieht. Viele reduzieren ihre Stunden oder werden krank.
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Die Kölner Gewerkschaften bestätigen die Zuspitzung der Krise mit einem aktuellen Kita-Report. Laut Umfragen sind in vielen Kitas Planstellen unbesetzt, was Betreuungszeiten verkürzt. Viele Kitas mussten ihre Betreuungszeiten auf 35 Stunden reduzieren.
Karina Mester, Kita-Personalrätin, erklärt: „Alle sind überfordert. Die Fachkräfte müssen Gruppen schließen und können nur verwahren. Das macht krank und unzufrieden.“ Ein offener Brief adressierte zuletzt die Überlastung an die Politik und warnte vor einer Gefährdung des Kindeswohls.
Die Zukunft sieht düster aus: Bis 2030 gehen viele Erzieherinnen und Erzieher in Rente. Manche überlegen, wegen Überlastung früher aufzuhören. Über die Hälfte der Auszubildenden verlässt den Beruf noch während der Ausbildung. Kerschkamp berichtet, dass auch Praktikantinnen und Praktikanten oft schnell abspringen, da sie sich die Arbeit unter diesen Bedingungen nicht vorstellen können.
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Wie Verdi erklärt, ist eine bessere Bezahlung die zentrale Forderung. In Köln erhalten weniger als die Hälfte der Erzieherinnen und Erzieher die höhere Entgeltgruppe 8b, anders als in Städten wie Düsseldorf und Leverkusen. Eine umfassende Reform des Kitasystems wird gefordert.
Sabrina Wagner von der Kölner Diakonie meint: „Politisch muss der Bereich Kitas viel stärker priorisiert werden.“ Eine Entlastung der pädagogischen Mitarbeitenden und der Eltern sei notwendig. Kerschkamp ergänzt: „Wir legen die Grundlagen für die Gesellschaft in 20 Jahren.“ Ihre Arbeit werde jedoch noch zu selten wertgeschätzt. (KI/red)