Bürgervereine in der Kölner Innenstadt fordern ein nächtliches Verkaufsverbot von Alkohol in Büdchen – die Stadtdirektorin sieht das Problem ebenfalls. Für die IG Gastro ist ein Verbot hingegen keine Option.
VerkaufsverbotKein Alkohol mehr an Kölner Büdchen? Gastro-Szene mit emotionalem Appell

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Nicht nur im Sommer laden die vielen Büdchen in Köln die Menschen zum Verweilen ein. Das Symbolfoto wurde am 4. Juni 2022 an der Brüsseler Straße aufgenommen.
Der gemeinsame Abend in der Stadt beginnt gerade oder geht dem Ende zu. Das Wetter lädt dazu ein, die freien Stunden eher draußen zu verbringen anstatt in einer Kneipe oder einer Bar. Der FC hat eben sein Heimspiel gewonnen und vor dem Abschied von den Stadionbegleiterinnen und -begleitern soll deswegen nochmal angestoßen werden.
Wo zieht es die Kölnerinnen und Kölner dann hin? Oftmals zum nächsten Büdchen. Getreu dem Motto von Querbeat: „Kioskbier und aaf dafür“ aus dem bekannten Song „Dä Plan“. Doch nicht allen Menschen in Köln gefällt die aktuelle Büdchen-Kultur – vor allem in der Innenstadt. Bürgervereine fordern sogar ein nächtliches Verkaufsverbot von Alkohol. Ganz anders sieht das die IG Gastro in Köln.
Kölner Stadtdirektorin: Nächtlicher Alkoholverkauf „ein Problem“
Neben den Bürgervereinen sieht auch Stadtdirektorin Andrea Blome ein Problem beim nächtlichen Alkoholverkauf. Der Konsum im Freien habe sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich verstärkt.
Bei einer Diskussion mit Bürgervereinen der Innenstadt in der vergangenen Woche sagte Blome: „Das Konzept ‚umsonst und draußen‘ hat sich stark verändert. Es ist aber auch alles teurer geworden, viele junge Menschen können sich den Besuch in der Kneipe nicht mehr leisten.“ Dann werde sich eben etwas von zu Hause mitgebracht oder am Kiosk gekauft.
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Dieser ungehemmte Alkoholverkauf sei ein Problem, allerdings habe die Stadt bezüglich eines Verbots wenig Handhabe. Ein flächendeckendes Verbot des Alkoholverkaufs müsste nämlich auf Landesebene entschieden werden.
Verkaufsverbot von Alkohol an Kölner Büdchen? IG Gastro dagegen
Dass die Diskussion aber überhaupt in die Richtung eines Verbots geht, stößt der IG Gastro übel auf. In einer Mitteilung heißt es dazu: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von der Idee, den nächtlichen Alkoholverkauf an Büdchen stoppen zu wollen. Büdchen gehören wie Kneipen seit jeher zu den elementaren Besonderheiten Kölns. Wenn die Gastro das Wohnzimmer der Stadt ist, so ist das Büdchen die Küche der Kölnerinnen und Kölnern.“
Die Interessensgemeinschaft positioniere sich eindeutig gegen eine Verbotskultur. „Nicht, weil wir alle Umtriebe rund um ‚das Büdchen‘ gut und richtig finden, nein – vielmehr möchten wir einen Dialog zwischen den verschiedenen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürgern, der Nachbarschaft und den Betreiberinnen und Betreibern vorschlagen“, heißt es weiter.
Laut IG Gastro sollten die Menschen vielmehr stolz auf die eigene Nachtkultur sein, die mit keiner Stadt in Deutschland vergleichbar sei. In der Mitteilung wird außerdem die Frage gestellt: „Wo sollen die Menschen zusammenkommen? Der Mangel an öffentlichen Plätzen ist lange bekannt. Wo können Studierende mit kleinem Budget ein Kölsch genießen? Wo trinken Bekannte noch einen Absacker, wenn sie sich nachts begegnen? Wo wird der Heimsieg des FC mit einem ‚Letzten‘ begossen?“
Mögliche Regulierungen seien für die IG Gastro hinnehmbar, Verbote würden hingegen so gut wie immer zu kurz greifen.
Kölner Club-Inhaberin: „‚Ballermanisierung‘ muss gestoppt werden“
In die emotionale Debatte hat sich auch Claudia Wecker, die Inhaberin vom Studentenclub „Das Ding“, eingeschaltet. Für sie seien Verbote ebenfalls nie eine Lösung, allerdings merkt sie an: „Leider wird die Büdchen-Kultur hier aber etwas romantisch dargestellt und ein sehr wichtiges Thema, das uns alle im Sommer in einigen Veedeln beschäftigen wird, links liegen gelassen.“
Die Gastronomin wird dann deutlich: „Im Kwartier Latäng reden wir leider nicht vom gemütlichen Schnacken und entspannt eine rauchen. Hier reden wir von Druckbetankung, Weitergabe an Minderjährige, Gewaltexzessen, Drogen und so weiter. Dies sind natürlich nicht primär die Kioske schuld, es ist die gesamtgesellschaftliche Lage.“
Viel wichtiger sei es für die Gastronomin, vor allem im Kwartier Latäng, die „Ballermanisierung“ des Veedels zu stoppen. Claudia Wecker wünsche sich ein Alkoholverkaufs- oder Konsumverbot zu bestimmten Zeiten – mit einer gleichzeitigen Ausweitung der Außengastronomie.
„Es mag Viertel geben, wo die Büdchen-Kultur genau wie hier beschrieben ist. Und das ist etwas Schönes und Schützenswertes. Wenn wir alle möchten, dass dies so bleibt, sollten wir nicht die Orte ignorieren, an denen dies eben nicht mehr so ist und gemeinsam – mit den Büdchen – überlegen, wie wir da wieder hinkommen“, sagt Claudia Wecker.