„Ich fördere kein Denunziantentum“Kölner Anwalt: So machen Falschparker ihn reich

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Typische Szene am Decksteiner Weiher im Januar: Die PKW-Fahrer ignorieren das Parkverbotsschild an der Zufahrt. Sie werden Post erhalten.

von Markus Krücken  (krue)

Köln – Lockdown-Zeit gleich Denunziantenzeit? Gerade in der Corona-Krise ist hierzulande die Debatte um Menschen, die andere verzinken, weil sie gegen Regeln verstoßen, hochgekocht. Und das betrifft auch das Thema Parken.

  1. Kölner Anwalt startete 2020 die App falschparkermelden.de
  2. Inzwischen hat die App 15.000 registrierte User
  3. Der Umsatz liegt im jährlichen Millionenbereich

Der Kölner Rechtsanwalt Oliver Luesgens (Claim Rechtsanwalts GmbH) kann davon ein Liedchen singen. Vor fast genau einem Jahr startete er die App falschparkermelden.de und sieht sich inzwischen häufig dem Vorwurf ausgesetzt, er würde als serienmäßiger Abzocker das Denunziantentum in der Gesellschaft fördern.

Kölner Anwalt mit falschparkermelden.de erfolgreich

Das Geschäftsprinzip: Inhaber von Privat- und Firmenstellplätzen können die Falschparker mithilfe der App melden.

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So sieht es aus, wenn man als Falschparker Post bekommt.

Fotos des betreffenden PKW, eine Angabe von Zeugen und ein Nachweis des Stellplatzes sind zum Download erforderlich, den Rest übernimmt bequem die Rechtsanwaltskanzlei quasi als Inkassodienst, die Halteranfragen laufen nicht über das Ordnungsamt, sondern das Kraftfahrbundesamt in Flensburg.

Luesgens zum EXPRESS: „Das Geschäftsmodell kam ursprünglich aus Österreich. Polizei und Ordnungsämter unternehmen dort nichts, wenn es um privaten Grund geht. Die sagen selber: Rufen Sie den Colonia-Abschleppdienst an. Wir machen das bundesweit. Die App ist ein Jahr alt und wir haben schon 15.000 registrierte User, die regelmäßig Verstöße melden. Sie sparen sich den Weg zum Anwalt und kassieren dafür bis zu 40 Euro Schadensersatz.“

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Die Betreiber der App investieren viel Geld in Werbung.

Satte 131 Euro kostet der Brief, den Luesgens und seine Mitarbeiter an die Falschparker schicken. Was sagt er zu dem Vorwurf der Abzocke und des Denunziantentums?

Der Jurist: „Die Leute verwechseln das immer. Ihr seid doch Stasi 2.0. Euch braucht keiner, das höre ich oft. Dann sagen wir: Es geht darum, klarzustellen, dass es um die Rechte der Betroffenen geht. Und das ist der Inhaber von privaten Stellplätzen. Er macht sein ureigenstes Recht geltend. Ein Denunziant dagegen hat nichts davon, außer seiner niederen Genugtuung, wenn er andere verzinkt.“

Luesgens beteuert, dass die Kulanzbereitschaft bei ihm und seinen Leuten durchaus vorhanden und groß sei. Etwa dann, wenn jemand glaubhaft beteuert, die 131 Euro nicht zahlen zu können.

Kölner Anwalt: Falschparker werden immer dreister

Auch echte Denunzianten, die mit der App als Unbeteiligte wahllos Falschparker auf Radwegen melden, würden nicht bearbeitet, versichert er.

Doch gerade im Lockdown wachse die Uneinsichtigkeit der Falschparker, habe er festgestellt: „Es herrscht eine völlige Uneinsichtigkeit nach dem Motto: Der soll sich da mal nicht so anstellen, sondern das dulden. Das nimmt schon kommunistische Züge an, als wäre ein Stellplatz Allgemeingut.“

Einen Anwalt, der eine Falschparkerin vertreten hatte, habe er selbst zur Rede gestellt, indem er sich auf dessen privaten Stellplatz vor dem Haus mit seinem PKW gestellt habe: „Fahren Sie bitte von der Einfahrt, sagte er. Ich antwortete: Ich wollte schauen, wie Sie selbst reagieren.“

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Der Kölner Rechtsanwalt Oliver Luesgens

Mittlerweile gebe es 50 bis 100 Meldungen von Parkverstößen durch die App täglich. Man muss nicht lange rechnen können, um zu wissen, dass Luesgens' Geschäftsmodell ein Millionengeschäft ist, an dem Anwälte wie Betroffene gleichermaßen mitverdienen.

Einen hohen fünfstelligen Betrag allein investieren er und seine Partner monatlich in Werbung, im Stadtbild etwa auf Straßenbahnen durch das Logo der App sichtbar.

„Wo ist der Haken an der App?“, fragen mich die Leute oft, schmunzelt er, „und ich antworte: Es gibt keinen.“