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„Völlig inakzeptabel“Kölner CDU bewirbt Anti-Abtreibungs-Demo – Kritikwelle ist riesig

Der Kölner CDU-Chef Karl Alexander Mandl sitzt neben seinem Vorgänger Bernd Petelkau.

Der Kölner CDU-Chef Karl Mandl (l.), hier am 25. März 2023 neben Bernd Petelkau zu sehen, verteidigt die Werbung für den „Marsch für das Leben“ seiner Partei.

Am Samstag findet vom Kölner Heumarkt aus der „Marsch für das Leben“ durch die Innenstadt statt. Eine Demo von Abtreibungsgegnern, die zuvor schon viel Kritik einheimste – jetzt wird sie von der Kölner CDU beworben.

von Niklas Brühl  (nb)

Am Samstag (16. September 2023) findet vom Kölner Heumarkt aus ab 13 Uhr der „Marsch für das Leben“ statt. Klingt erstmal harmlos, die Veranstaltung hat auf den zweiten Blick jedoch einen äußerst streitbaren Hintergrund. Initiiert wird die Demo vom „Bundesverband Lebensrecht“, die Teilnehmenden positionieren sich gegen Abtreibungen und Sterbehilfe.

Die Veranstaltung richte sich gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frau, die selbstbestimmte Beendigung des eigenen Lebens, werde von fundamentalistischen christlichen Organisationen organisiert, heißt es unter anderem von der Kölner Volt-Fraktion. Unterstützt und beworben wird der „Marsch für das Leben“ allerdings von der Kölner CDU – die Partei steht deshalb mächtig unter Druck.

Kölner CDU bewirbt Anti-Abtreibungs-Demo am Heumarkt

Wenn man sich durch die Internetseite der Kölner CDU klickt und sich auf den Reiter „Termine“ verirrt, ploppt plötzlich die Demonstration am kommenden Samstag auf. Man kann sich den Termin im Kalender speichern, weitere Informationen würden noch folgen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits sechs Gegendemonstrationen bei der Polizei angemeldet worden, auf beiden Seiten werden rund 2500 Teilnehmende erwartet.

Auch in Berlin wird an dem Tag ein „Marsch für das Leben“ stattfinden, wo in den vergangenen Jahren auch immer wieder Vertreterinnen und Vertreter der AfD gesehen wurden. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Lindner, teilt auf der Website des Verbandes zum Demo-Aufruf in Köln und Berlin mit: „Der assistierte Suizid soll ebenso legalisiert werden wie die Versklavung von Frauen als Leihmütter, verbunden mit der weiteren Degradierung von Kindern zu bestellbaren Produkten und ihrer willkürlichen Entmenschlichung vor der Geburt.“

Hier geht es zu unserer EXPRESS.de-Umfrage:

Außerdem lasse die aktuelle Bundesregierung Frauen in Schwangerschaftskonflikten immer mehr alleine und Medizin-Studenten würden zu Abtreibungen gezwungen. Krude Theorien und Vorwürfe – unterstützt von der Kölner CDU?

Partei-Chef Karl Mandl verteidigte den Termin-Hinweis auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er nannte die Veranstaltung eine „Demo mit berechtigtem Anliegen“ und könne sich vorstellen, selber mitzulaufen. Im vergangenen Jahr gab es Berichte über einen Demo-Teilnehmer in Berlin, der mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Stoppt den Babycaust“ bei der Veranstaltung erschien. Diese Wortwahl bezeichnet der Kölner CDU-Chef Mandl als „widerlich“, die Veranstaltung insgesamt sei hingegen nicht problematisch.

Kölner Parteien stellen sich gegen CDU – „völlig inakzeptabel“

Das sehen andere Parteien in Köln komplett anders. Andrea Browers von Volt sagt: „Der ‚Marsch für das Leben‘ steht unseren Werten diametral entgegen. Wir rufen alle modernen Kölnerinnen und Kölner dazu auf, an der Gegendemonstration teilzunehmen. Die Unterstützung der Kölner CDU für den Marsch wirft einen Schatten auf die Zusammenarbeit unserer Fraktionen im Kölner Stadtrat.“

Man sei zutiefst irritiert, dass eine Veranstaltung beworben wird, deren Verantwortlichen in der Vergangenheit mit der AfD zu tun hatten und Beatrix von Storch den Marsch beispielsweise auch schon einmal anführte.

Auch die Jusos verurteilen das Verhalten der CDU – so müsse ein selbstbestimmtes Leben jeder Frau weltweit zuteilwerden. Der Kölner Juso-Vorsitzende Sercan Karaagac sagt dazu: „Wir müssen wirklich aufpassen, dass der Hass und die Hetze gegen ein selbstbestimmtes Leben von Frauen aus den USA nicht nach Deutschland schwappt. Die AfD reproduziert diesen Hass und die CDU macht ihn salonfähig. Damit zeigt sich wieder mal die hässliche Fratze der politischen Rechte in unserem Land.“

Und auch die Grünen positionieren sich klar gegen den „Marsch für das Leben“ und die Demo-Werbung der CDU. Der Sprecher der Grünen Jugend Köln, Jurek Schülke, schreibt auf „X“, vormals „Twitter“: „Die CDU Köln muss den Demo-Aufruf auf ihrer Website löschen und sich von den Inhalten distanzieren. Ansonsten kann ein Ratsbündnis, dessen Partner so unterschiedliche Grundwerte vertreten (Feminismus vs. Frauenbild der 50er), wohl nicht bis 2025 fortbestehen…“

Laut Schülke rufe die Kölner CDU auf ihrer Internetseite zu einer Demo von fundamentalistischen Abtreibungsgegnern auf, die Schwangeren das Recht auf körperliche Selbstbestimmung absprechen wollen. Das sei völlig inakzeptabel.