Wahl-Schock perfektKölner Milliarden-Firma stellt sich gegen die AfD – Höcke rastet deswegen aus

Die Zentrale von Pfeifer & Langen an der Aachener Straße in Köln.

Das Kölner Unternehmen Pfeifer & Langen, hier die Zentrale an der Aachener Straße, hat sich an einem Aufruf in Sachen Vielfalt beteiligt. Eine Aktion, die sich klar gegen die AfD richtet.

Die AfD hat in Thüringen die meisten Stimmen bekommen. Doch die Arbeit der Partei sorgt, auch in Köln, für viel Kritik und eine entsprechende Haltung.

von Thomas Werner  (tw)

Nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am Sonntag (1. September 2024) herrscht bei den demokratischen Parteien in Deutschland ein Schock-Gefühl vor. Mit fast 33 Prozent in Thüringen hat die AfD die Wahl gewonnen – das Ergebnis übertrifft sogar die meisten Hochrechnungen.

Ob AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke (52) jetzt Ministerpräsident wird, ist mehr als fraglich. Für die absolute Mehrheit fehlt der AfD einiges, von den anderen Parteien will wohl niemand mit der Rechtsaußen-Partei regieren. Dennoch: Der AfD-Sieg, auch in seiner Deutlichkeit, ist für Deutschland ein verheerendes Zeichen, unabhängig von der Regierungsbildung in Thüringen.

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Um ein Zeichen zu setzen, haben sich unterdessen einige deutsche Unternehmen in der Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ zusammengefunden. Sie richtet sich unmissverständlich gegen die AfD, wenn auch der Name der Partei nie fällt.

„Made in Germany ist unser Qualitätslabel im internationalen Wettbewerb. Es ist eine Grundlage für den Wohlstand unseres Landes“, heißt es auf der Homepage der Initiative. „Und die haben wir gemeinsam geschaffen – alle Menschen, die für unsere Unternehmen arbeiten, unabhängig von ihrer Herkunft. Wir wissen, dass es gerade diese Vielfalt ist, die über den wirtschaftlichen Erfolg deutscher Familienunternehmen entscheidet.“

Mit dabei ist auch einer der größten Namen der Kölner Wirtschaft: Pfeifer & Langen. Der Handeslriese (u.a. Zucker-Hersteller) mit Sitz an der Aachener Straße ist Teil der Initiative, wie viele andere Familienunternehmen. Pfeifer & Langen beschäftigt ca. 2500 Menschen, 2022 lag der Umsatz bei mehr als einer Milliarde Euro.

„Das Motto der Unternehmer-Kampagne ‚Made in Germany – Made by Vielfalt‘ bringt die Überzeugung für das Engagement der Pfeifer & Langen Industrie- und Handels-KG auf einen kurzen Nenner“, heißt es vom Unternehmen gegenüber EXPRESS.de.

Und weiter: „Als Unternehmensgruppe, die in vielen Ländern Europas und auch auf mehreren Kontinenten Lebensmittel herstellt und agiert, denken und handeln wir – als Menschen und Unternehmer – seit jeher pluralistisch und international. Als Familienunternehmen sehen wir die Gemeinschaft und den offenen Austausch als Basis für Wohlergehen für alle Mitglieder von Gemeinschaften.“

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Heißt: keine AfD, bitte! Eine Auffassung, die auch Alexander von Preen, Präsident Handelsverband Deutschland, teilt: „Ich kann nur alle Akteure davor warnen, die gesellschaftlichen Spielregeln in Richtung Ausgrenzung und Hass zu verschieben. Das führt Gesellschaft und Wirtschaft nicht in eine positive Zukunft, sondern in eine Sackgasse“, sagte er in dieser Woche.

Die Wirtschaft will sich nicht nur positionieren, sondern fürchtet auch strukturell um die Zukunft. 120.000 Stellen sind alleine im Einzelhandel unbesetzt. „Woher sollen die Menschen denn alle kommen, wenn Politiker an das Ruder gelangen, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen?“, so von Preen.

Auch Branchen-Riese Edeka hatte sich in der Angelegenheit in der vergangenen Woche zu Wort gemeldet. In einer Anzeige des Unternehmens, die am Donnerstag (29. August 2024) ganzseitig in den gedruckten, überregionalen Zeitungen „Die Zeit“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erschien, heißt es „Blau ist keine gute Wahl“ – weder bei Obst (nicht mehr genießbar) noch in der Politik (Parteifarbe der AfD ist blau).

Die AfD reagierte auf die Äußerungen höchst unterschiedlich. Der stellvertretende Sprecher des Landesvorstands Thüringen, Torben Braga, bezeichnete die Anzeige auf X (früher Twitter) schon vor der Wahl als „fleißige Unterstützung“ im Wahlkampf. „Ihre Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten wählen uns auch.“

Die Kampagne „Made in Germany – made by Vielfalt“, zu der auch Pfeifer & Langen gehört, stieß aber zumindest Höcke sauer auf.

Bei einem Wahlkampf-Auftritt hatte Höcke die Kampagne als „pure Heuchelei“ bezeichnet und hinzugefügt: „Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen.“