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„Zustand ist unzumutbar“Kölner Fußballklub verzweifelt: Gully-Abwasser bildet Ekel-Lache

Wenn der SV Botan Köln aktuell trainiert oder ein Heimspiel austrägt, sollten die Beteiligten besser Nasenklammern bereithalten. Ein Ekel-Problem beschäftigt den Kreisliga-Klub.

von Niklas Brühl  (nb)

Wenn Coach Doruk Böke sich auf das Training vorbereitet, wird neben den Übungen auch immer wieder mit einem bangen Blick auf die Wetter-App geschaut. Der Fußballplatz des SV Botan Köln ist in einem katastrophalen Zustand.

Der Aschenplatz in der Von-Bodelschwingh-Straße im Stadtteil Höhenhaus, der neben dem SV Botan auch vom Türk Genc SV genutzt wird, wird bei Regenfällen regelmäßig überschwemmt. Dazu ist an manchen Stellen der Beton-Untergrund unter der Asche bereits sichtbar, es gibt Schlaglöcher und Unebenheiten auf dem Platz, die ein vernünftiges Training nahezu unmöglich macht. Aber der schlechte Zustand des Fußballplatzes ist nicht das einzige Problem auf der Sportanlage des Kölner Kreisligisten.

Ekel-Alarm bei Kölner Kreisligisten: Abwasser fließt aus Gully

Denn seit einigen Wochen hat sowohl der SV Botan als auch Türk Genc mit einem noch größeren Problem als dem hügeligen Aschenplatz zu kämpfen. Der Abfluss des Abwassers funktioniert auf der gesamten Anlage nicht.

Heißt konkret: Falls die Duschen laufen, wenn die Toilettenspülung benutzt wird oder falls die Wasserhähne im Vereinsheim laufen – wenige Augenblicke später schwappt das Schmutzwasser aus dem vor dem Verkaufs-Kiosk gelegenen Gully. Die Folge ist, dass sich binnen weniger Minute eine bestialisch stinkende Lache bildet, die ein Aufenthalt auf dem Fußballplatz beinahe unmöglich macht.

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„Dieses Problem besteht seit einigen Wochen. Wir hatten im Sommer zuerst das Problem, dass das Wasser in den Duschen nicht ablief. Von der Stadt bekamen wir dann die Information, dass dies behoben sei. Seitdem haben wir das Problem mit dem nicht ablaufenden Abwasser“, berichtet Botan-Vorstandsvorsitzender Beyaztas Senol, der sich bereits seit der Gründung 1988 für den Kölner Verein engagiert.

Trainer Doruk Böke ergänzt: „Der Zustand ist eine Katastrophe, er ist unzumutbar. Wie sollen wir denn unsere Familie oder andere Interessierte hier zum Platz locken, damit sie sich sonntags unsere Spiele anschauen? Oder wie sollen wir das den gegnerischen Mannschaften oder den Schiedsrichtern erklären?“

EXPRESS.de hat den Selbsttest gemacht: Im oberen Foto ist nur eine kleine Lache zu sehen. Im unteren Vergleichsfoto liefen die Duschen für rund 20 Minuten.

EXPRESS.de hat den Selbsttest gemacht: Im oberen Foto ist nur eine kleine Lache zu sehen. Im unteren Vergleichsfoto liefen die Duschen für rund 20 Minuten.

Da der überlaufende Gully sich genau vor dem Verkaufs-Kiosk befindet, wo der Verein an Spieltagen kleine Snacks und Getränke verkauft, sei auch diese Einnahmequelle aktuell praktisch weggefallen. „Wer will den bei diesem Gestank etwas essen oder trinken? Für die Leute, die die Sachen verkaufen und sich mehrere Stunden diesem Geruch aussetzen müssen, ist das ebenfalls eine Zumutung“, sagt Beyaztas Senol.

Trainer von Kölner Kreisligist: „Kleine Vereine gehen an solchen Situationen zugrunde“

Die gesamte Sportanlage, die auch von einer angrenzenden Grundschule genutzt wird, ist ziemlich in die Jahre gekommen. Die Kabinen- und Duschräume befinden sich in einem schlechten und teilweise maroden Zustand. Die Stadt warnt mit einem Hinweisschild sogar vor dem extrem heißen Wasser, das aus den Duschen kommt.

„Das ist gefühlt wirklich kochend heiß, wenn man das Wasser auch nur ein Stückchen falsch einstellt. Auch das müssen wir dann irgendwie den Teams erklären, die auswärts bei uns antreten und solche Umstände nicht gewohnt sind“, sagt Beyaztas Senol gegenüber EXPRESS.de.

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Vonseiten der Stadt, der die Sportanlage gehört, erhalte der Verein nur selten greifbare Informationen, wie der Vorstandsvorsitzende sagt: „Wir haben das Abwasser-Problem direkt gemeldet. Bislang wurde sich nicht darum gekümmert. Wir stehen auf der Prioritätenliste für den Bau eines Kunstrasenplatzes seit 2016 bereits ziemlich weit oben – 2023 sollte dieser eigentlich fertig sein. Da haben wir ebenfalls keine Infos, wie und wann es weitergeht.“

Senol ergänzt: „Dann wurde uns mitgeteilt, dass sowohl auf dem Parkplatz als auch auf dem Spielfeld jeweils ein Bombenblindgänger identifiziert wurde. Diese Stellen wurden mit Farbe markiert, seitdem ist nichts mehr passiert. Auch bei diesem Problem wissen wir nicht, wie es weitergeht und die Farbe der Markierungen ist ebenfalls ausgeblichen.“

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Der Ekel-Geruch, der marode Platz, die unklare Blindgänger-Situation – keine einfache Aufgabe für Trainer Böke, seine Mannschaft bei Laune zu halten: „Wir wollen hier nicht nur sportliche Erfolge feiern, das soziale Engagement und die integrative Arbeit, die wir in und durch unsere Multikulti-Truppe hier im Veedel leisten, ist mindestens genauso wichtig. Aber wie sollen wir diese Arbeit weiterführen, wenn die Spieler und deren Familien sich auf einem Sportplatz aufhalten, auf dem man sich einfach nicht wohlfühlen kann? Wie sollen wir die Jungs halten oder neue Spieler anwerben? Kleine Vereine, so wie wir einer sind, gehen an solchen Situationen zugrunde. Und das wäre sehr schade, da wir hier wirklich eine eingeschworene Gemeinschaft und viel mehr als nur eine Fußballmannschaft sind.“

Am kommenden Sonntag erwartet der SV Botan zum siebten Spieltag der Kreisliga-Saison die dritte Mannschaft von Adler Dellbrück auf ihrem Platz – der widerliche Abwasser-Geruch wird die Verantwortlichen erneut in Erklärungsnot bringen. „Wir hoffen wirklich, dass sich schnell etwas ändert“, sagt Beyaztas Senol.