Der Tod von Tina Turner mit 83 Jahren hat die Erinnerungen an jene Jahre geweckt, die der US-amerikanische Weltstar in Deutschland verbrachte.

Am Flughafen in Düsseldorf hatte die Sängerin 1985 den Mann kennengelernt, der ihr Leben verändern sollte: Erwin Bach, Top-Manager bei Tina Turners Plattenfirma EMI in Köln. Er holte sie während ihrer „Private Dancer“-Tour ab.

Tina Turner verliebt sich in Top-Manager aus Köln

Für Miss Turner war es, wie sie später bekannte, Liebe auf den ersten Blick. Nichts sollte sie mehr trennen. Die 1939 als Anna Mae Bullock in Brownsville, Tennessee geborene Tina Turner zog schon 1986 zu ihm nach Köln.

Tina und Erwin – ein Traumpaar. „Ein grundanständiger Mensch aus dem Hunsrück“ sei er gewesen, sagte der EMI-Chef Walter Pütz einst über ihn. Mehrere Jahre lebten die Musikerin und der Manager in einer Villa in Köln-Marienburg.

Von hier, Adresse „Unter den Ulmen“, waren es nur 150 Meter zum Restaurant „Tullio“, das zu Tina Turners Stammlokal im Nobelviertel wurde. „Ihr Leibgericht waren Calamari fritti. Oft hat sie auch etwas für zu Hause mitgenommen“, wusste der aus Apulien stammende Koch 2018 dem EXPRESS zu erzählen.Hier nehmen Sie an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Außerdem habe sie Spaghetti carbonara gemocht. Tina Turner, eine der erfolgreichsten Sängerinnen der Rock- und Popgeschichte, sei „unkompliziert, freundlich, einfach sehr nett“ gewesen, erzählt Restaurantchef Michele Di Rosa.

„Tina und Erwin waren ein Bilderbuchpaar“, erzählt ein enger Kölner Freund, der Weinhändler Adolpho Massi (62), Bruder des Ehrengarde-Präsidenten Dino Massi.

Immer im Juli, seit 31 Jahren, gehen Adolpho und Erwin und einige mehr Freunde fürs Leben auf große Motorradtour. „Die Nachricht von ihrem Tod tut mir sehr leid“, sagte Massi gegenüber EXPRESS. Er habe viele private Erinnerungen. Purer Zufall sei es gewesen, dass sein Hund, ein Riesenschnauzer, „Ike“ hieß. Das habe Tina Turner schon mal zu der ein oder anderen Bemerkung veranlasst, erzählt Massi.

Stammlokale in Köln: Tina Turner zu Gast im „La Vita“

Als Ike & Tina Turner hatte das R&B-Duo mit der Powerfrau ("Nutbush City Limits") ab den 60er Jahren Erfolge gefeiert. Mitte der 70er Jahre kam der Bruch, künstlerisch wie privat – Ike hatte seine Frau über Jahre drangsaliert und geschlagen. Jetzt war es vorbei.

Als sie mit Erwin Bach die Liebe ihres Lebens fand, hatte Tina Turner als Solo-Künstlerin den Karriere-Zug wieder erklommen. 1984 war das Album „Private Dancer“ erschienen, gleich die erste Single-Auskopplung wurde zum Welthit, etliche folgten. 1985 spielte Tina Turner neben Mel Gibson die Hauptrolle in „Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel“.

Tina Turner Superstar – am Rhein war sie der Top-Promi. Neben dem „Tullio“ in Marienburg war das Restaurant „La Vita“ von Salvatore Luca in der Kölner Innenstadt ihr zweites Zuhause. Sie war Gast im „Macaronni“ an der Hahnenstraße wie auch im Lokal „Em Ringströßje“ am Alten Militärring.

Wer sich in Köln mit Tina Turner unterhielt, tat dies übrigens auf Englisch, erzählt Adolpho Massi – nur wenige Worte Deutsch habe sie gesprochen. Stammkundin war sie zum Beispiel bei Pelz Adrian an der Hahnenstraße. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ betonte Guido Adrian, wie liebenswert und bodenständig sie gewesen sei: „Mit ihr konnte man sofort lachen.“ Er sei sogar einmal bei ihr zu Hause in Marienburg gewesen. „Man wurde empfangen wie ein Freund.“

1994 zogen Tina Turner und Erwin Bach dauerhaft in die Schweiz, 2013 heirateten sie, da war sie 73, er 57. Traumhochzeit am Zürichsee: Sogar David Bowie war dabei. Doch für Tina Turner begannen auch schwere Jahre.

Sie erlitt einen Schlaganfall, eine Krebserkrankung kam dazu. 2017 überlebte sie einen schweren Nierenschaden dank der Organspende ihres Mannes. Ihre beiden Söhne starben knapp 60-jährig.

2019 war sie zu Gast in Hamburg, als das Musical „Tina“ Premiere feierte. Auch Weggefährten aus Köln wie Adolpho Massi trafen sie dort wieder. Tina Turner – sie bleibt unvergessen.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat Tina Turner als frühere Bürgerin der Stadt gewürdigt. „Die Kölnerinnen und Kölner und auch ich ganz persönlich werden sie als herausragende Künstlerin und beeindruckende Frau in Erinnerung behalten. Sie wird fehlen, aber ihre Musik wird bleiben“, teilte Reker mit.