Unvergessener Kölner StarGesamtschule benennt sich um: Da lacht das kölsche Herz
Köln – Kölner Schulen und ihre Namen: Oft sind sie staatstragend und weltläufig (Willy Brandt, Nelson Mandela), oft entspringen sie der – auch internationalen – Geisteswelt (Astrid Lindgren, Leonardo da Vinci, Johannes Gutenberg).
Aber ein kölsches Mädchen, Tochter eines Lokführers aus Mülheim? Geht das auch? Herrlich: es geht!
So jedenfalls hat sich nach schulinternen Abstimmungen die 2011 gegründete „11. Gesamtschule“ in Mülheim entschieden. Die Schule mit zwei benachbarten Standorten (Ferdinandstraße und Rendsburger Platz) hat bei der Stadt Köln beantragt, sich nach Trude Herr (1927-1991) benennen zu dürfen. Das Genehmigungsverfahren läuft (Beschlussgremium ist der „Ausschuss für Schule und Weiterbildung“).
Nach 1948 bekam Trude Herr ihre ersten Rollen: neben Willy Millowitsch
Wie kam es zum Trude-Herr-Projekt? Nach einem ersten Auswahlverfahren, bei dem z.B. noch Komponist Jacques Offenbach dabei war, blieben die Namen von drei historischen Kölner Personen übrig: die in Köln geborene und in KZ-Haft 1944 ums Leben gekommene jüdische Ärztin Lilli Jahn; die Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch ( 2016); und eben die engagierte Trude Herr, deren Vater als Kommunist von den Nazis verfolgt wurde. Die Sängerin und Schauspielerin, die ab 1948 ihre ersten Rollen am Millowitsch-Theater bekam, war im Nachkriegsdeutschland Mitglied der SPD.
Später gründete sie sogar eine eigene „Lustspielbühne“, trat als Büttenrednerin im Karneval auf und auch als Revuesängerin. Mit ihrem Gassenhauer „Ich will keine Schokolade (ich will lieber einen Mann)“ landete sie ihren größten Hit. Trude Herr spielte in über 30 Filmen mit. 1977 machte sie sich als Theaterchefin selbstständig: Sie eröffnete auf der Severinstraße das „Theater im Vringsveedel“. (Lesen Sie auch: Das etwas andere Köln-Gespräch mit Trude Herr und Konrad Adenauer)
Schuldirektorin: Darum passt Trude Herr zu uns
Monika Raabe (47), Direktorin der „Elften Gesamtschule“, erklärt, mit ihrer Biografie verkörpere Trude Herr Dinge, für die auch die Schule stehe, die einen Schwerpunkt in Kultur habe und so als eine von 35 Schulen in NRW als „Talentschule“ ausgezeichnet worden sei: „Trude Herr hat gesungen und Theater gespielt, aber nichts Überkandideltes, das passt zu uns. Wir sind auch eine bodenständige Schule und stellen viel auf die Bretter.“
Symbolisch stehe Trude Herr auch für ein „sehr schönes Frauenbild. Sie war eine Powerfrau, ständig in Action, etwas stämmig – sie war jemand, der nicht so dem Schönheitsideal frönte“. Und natürlich gäbe es den Bezug zu Köln, sogar zum Stadtteil Mülheim, wo Trude Herr aufwuchs.
Mit der Namensgebung will man ihr auch ein Denkmal setzen. Denn: „Niemals geht man so ganz“, wie Trude Herr einst selbst sang.
„Elfte Gesamtschule“ bekam nach „Talentschule“ weiteres Siegel
Zwar konnte die „11. Gesamtschule“ noch nicht ihren neuen Namen feiern. Aber trotzdem begingen die 860 Schüler und 80 Lehrer am Mittwoch ein großes Schulfest. Es gab gleich drei Anlässe: Die Auszeichnung als „Talentschule“; eine weitere Auszeichnung als „Schule gegen Rassismus“ (am gestrigen Mittwoch wurde das Siegel verliehen). Und: Neun Jahre nach Gründung der Schule im Jahr 2011 geht der erste Abiturjahrgang dem Abschluss entgegen.