Mit einer ungewöhnlichen Waffe soll ein Mann auf Obdachlose geschossen haben. Jetzt muss er sich vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Ungewöhnliche WaffeMann (61) schießt am Kölner Hbf auf Obdachlose – aber womit?

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Mit einem Schießkugelschreiber soll ein 61-Jähriger in Köln auf Obdachlose geschossen haben. Das Symbolfoto der Bundespolizei Hamburg vom 28. Januar 2022 zeigt einen Schießkugelschreiber, der am Flughafen sichergestellt wurde.
Er sieht aus wie ein Kugelschreiber, doch dieser „Kuli“ kann folgenschwere Verletzungen zufügen: Mit einem sogenannten Schießkugelschreiber soll sich ein 61-Jähriger nach Köln aufgemacht haben, um Obdachlose zu töten.
Am Mittwoch (19. April 2023) begann der Prozess gegen den Mann vor dem Kölner Landgericht. Dem Frührentner wird gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Laut Anklage beging er die Taten im Zustand der Schuldunfähigkeit.
Mit Schießkuli auf Obdachlose am Kölner Hauptbahnhof gezielt
Der 61-Jährige lebte mit seiner Frau in Erftstadt. Er gilt als netter Typ, hilfsbereit und führte ein unauffälliges Leben – bis zum 19. Oktober 2022. An jenem Abend soll er, bewaffnet mit einem Schießkugelschreiber samt neun Patronen (Kaliber 22) und einem Klappmesser, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kölner Hauptbahnhof gefahren sein, um „Jagd“ auf Obdachlose zu machen.
Laut Staatsanwaltschaft fand er schnell ein erstes Opfer. Ein schlafender Mann im Hauptbahnhof. Auf ihn soll der Beschuldigte die Mündung des Schießkulis gerichtet und abgedrückt haben. Es tat sich aber nichts. Der Kuli hatte offenbar Ladehemmung. Daraufhin soll der 61-Jährige den Hauptbahnhof verlassen haben, um draußen einen Probeschuss abzugeben. Als der auslöste, ging er wieder rein.

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Weil er mit einem Schießkuli auf Obdachlose geschossen haben soll, steht ein 61-Jähriger seit Mittwoch (19. April 2023) in Köln vor Gericht. Das Foto zeigt ihn beim Prozessauftakt neben seinem Verteidiger Sven Nelke.
Er soll sich dann vor einen weiteren schlafenden Obdachlosen gestellt und auf dessen Kopf gezielt haben. Diesmal löste sich ein Schuss und die Kugel durchschlug die Kapuze des Obdachlosen und verletzte dessen dort befindliche Hand.
Anschließend soll der 61-Jährige Richtung Breslauer Platz gegangen und in der Unterführung zur Johannesstraße sich einem dritten Obdachlosen genähert haben. Erst soll er versucht haben, mit diesem ein Gespräch zu führen, dann den Schießkuli auf dessen Gesicht gerichtet haben. Der obdachlose Mann wurde am linken Jochbein getroffen, die blutende Wunde musste im Krankenhaus behandelt werden.
Kurz darauf waren Einsatzkräfte der Bundespolizei vor Ort. Der mutmaßliche Schütze stellte sich mit erhobenen Händen und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Prozess in Köln: Staatsanwaltschaft hält Beschuldigten für gefährliche
Der mutmaßliche Auslöser für die Taten ist noch unklar. Der Beschuldigte leidet unter anderem an einer organischen Hirnstörung, muss Medikamente nehmen. Die Staatsanwaltschaft fordert seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Sie befürchtet weitere Taten und hält den 61-Jährige als gefährlich für die Allgemeinheit. Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
„Die Gefahrenprognose wird zentrales Thema der Hauptverhandlung sein“, erklärte der Vorsitzende Richter. Dazu werden sich auch zwei Sachverständige im Prozess äußern.
Verteidiger Sven Nelke gab bekannt, dass sich sein Mandant geständig einlassen wird. Dieser meldete sich daraufhin bereits am ersten Prozesstag kurz selbst zu Wort. Es sei ihm ein Bedürfnis, erklärte der 61-Jährige: „Ich möchte mich in aller Form bei den Geschädigten entschuldigen. Ich weiß nicht, was mit mir los war.“ Der Prozess wird am 9. Mai fortgesetzt.