Ein aufregendes und erfolgreiches Leben ist zu Ende gegangen: Trauer um Renatus Rüger (†91) – dem Mann hinter Kölns erstem „Super-Hochhaus“.
Kölner Baulöwe gestorbenTrauer um den „Hexer“ – Herkules-Hochhaus war sein Werk
Bunt, bunter, Herkules-Hochhaus. Jeder kennt das 102 Meter hohe Gebäude, das seit 1972 zum Kölner Stadtbild gehört. So markant das Bauwerk ist, so schillernd ist die Geschichte des Kölner Immobilienmoguls, der hinter dem Projekt stand: Dr. Detlev Renatus Rüger.
Im Alter von 91 Jahren ist der Unternehmer vor wenigen Tagen verstorben und wird am Dienstag (23. April 2024) auf Melaten beigesetzt. Rügers Spitzname war: „Der Hexer“.
Kölner Immo-Mogul: Renatus Rüger war ein „Millionenmacher“
Denn fast alles, was der in Dresden geborene Sohn eines Bankangestellten anpackte, wurde zu Geld, zu sehr viel Geld. Dr. Rüger war ein „Millionenmacher“ – so der EXPRESS in den 1980ern. Er galt als genial.
Der Student der Staatswissenschaft promovierte mit einer Arbeit über das geteilte Deutschland und kam zu ersten Profiten, als er eine Zimmervermittlung für Studenten gründete – er kassierte von Kommilitonen und „schlief selbst in einem alten Wehrmachts-Kübelwagen auf Kölner Straßen und Plätzen“, schrieb der EXPRESS damals.
Der Geländewagen des Militärs (VW Typ 82) wurde Kübelwagen genannt, weil seine Schalensitze wegen ihrer wannenartigen Form umgangssprachlich als Kübel bezeichnet wurden.
Kölns Mr. Herkules: Aus dem Wehrmachtskübel in Marienburg-Villa
Die ersten 100.000 Mark steckte Rüger in ein Haus in Bergisch Gladbach mit drei Eigentumswohnungen. Ein Jahrzehnt später herrschte der Immobilienmakler über eine „kaum noch übersehbare Sammlung von Firmen, Fonds und Aktiengesellschaften“.
Der Student aus dem Wehrmachtskübel residierte jetzt in einer Villa am Stadtwaldgürtel, zog dann nach Marienburg, fuhr Bentley und hatte einen Diener. In seiner Branche war „der Hexer“ auch ein Herkules.
Seine Frau Dörte, die eigentlich Schauspielerin hatte werden wollen (sie hatte einige kleine Rollen), betrieb eine Boutique in der Kölner City. Das Paar bekam zwei Kinder.
Schlagzeilen wegen Zoff mit der Stadt und Ermittlungen wegen Untreue
Schlagzeilen machte Renatus Rüger, als er von Schokokönig Hans Imhoff das alte Firmengelände im Vringsveedel erwarb. Doch es gab einen jahrelangen Clinch mit der Stadt, wie das Areal bebaut werden durfte. Rüger verkaufte das Grundstück schließlich an die Stadt Köln.
Interessant auch: Als die Geschäfte mit Ferienanlagen in Spanien in Schieflage gerieten, fand sich „der Hexer“, dessen ausgeklügelte, steuersparende Bauherrenmodelle (auch angewandt am Herkules-Hochhaus) als wegweisend, aber auch umstritten galten, im Visier der Staatsanwaltschaft wieder. Jahrelang wurde ermittelt. Anleger behaupteten, sie seien geprellt worden.
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Rüger wurde mit einigen weiteren Angestellten angeklagt und wegen Untreue zu 18 Monaten Haft mit Bewährung verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil aber ein Jahr später auf und rüffelte das Kölner Gericht ausdrücklich: Es habe keine Untreue durch Rüger gegeben, anderes sei verjährt.
Die Rüger-Holding mit Sitz in der Spichernstraße in der Nähe des Stadtgartens existiert heute weiter. Über der Todesanzeige ihres Gründers steht der Satz: „Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen.“