+++ EILMELDUNG +++ Nur einen Tag vor seinem Geburtstag Schwerer Schock für Boris Becker: Mutter Elvira ist tot

+++ EILMELDUNG +++ Nur einen Tag vor seinem Geburtstag Schwerer Schock für Boris Becker: Mutter Elvira ist tot

Cannabis-LegalisierungKölner Kiffer-Verein zweifelt an Plänen: „Wer übernimmt die Verantwortung?“

Motto-Wagen zur geplanten Legalisierung von Cannabis

Ein Motto-Wagen zur geplanten Legalisierung von Cannabis durch die Ampel-Koalition bei der Friedensdemo am 28. Februar in Köln.

Wie sieht die Szene die anstehende Legalisierung von Cannabis? Der Kölner Andreas Vivarelli kennt sich in der Szene aus. Wir haben mit ihm gesprochen.

von Adnan Akyüz  (aa)

Gründen jetzt alle Kifferinnen und Kiffer einen Verein, um sich legal mit Cannabis zu versorgen? Wie stehen bereits organisierte Cannabis-Vereine zu der anstehenden Legalisierung light? Welche Vor- und Nachteile sehen die szenekundigen Leute? EXPRESS.de hat mit Andreas Vivarelli (55) vom Kölner Verein Cannabis Colonia e. V. gesprochen.

Im Hinterhof mit Freundinnen und Freunden sitzen und sich kräftig einen Joint durchziehen, wird in Deutschland bald legal sein. Viele Menschen konsumieren bereits heute Marihuana, der Schwarzmarkt floriert, Polizei und Justiz haben alle Hände voll zu tun.Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Dass der Staat den Konsum von Cannabis bald legalisieren wird, begrüßt Andreas Vivarelli vom Verein Cannabis Colonia. Der Verein existiert seit 2011 und hatte sich bei seiner Gründung zum Ziel gesetzt, die Legalisierung und Entkriminalisierung von Gras zu unterstützen.

Wir haben mit dem Kölner (ehemaliger Drogenpolitischer Sprecher der Piratenpartei und heute im Ortsverband der Grünen in Rösrath aktiv) über die Pläne der Bundesregierung gesprochen.

EXPRESS.de: Herr Vivarelli, wie finden Sie die Entscheidung des Staates, Cannabis bald zu legalisieren?

Andreas Vivarelli: Grundsätzlich begrüßen wir die Entscheidung. So weit waren wir noch nie in Deutschland. Die jahrelange Repression war nicht förderlich für die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten. Durch die strengen Verbote wurde der Schwarzmarkt gestärkt und der Schutz von Konsumentinnen und Konsumenten geschwächt. Durch den Handel im Schwarzmarkt ist viel unreines Cannabis in Umlauf geraten. Es hat auch keinen Jugendschutz gegeben. Dealer fragen halt nicht nach einem Ausweis.

Cannabis Social Clubs sollen die Blüten dann an ihre Mitglieder abgegeben. Das dürfte den Schwarzmarkt doch austrocknen und den Jugend- und Verbraucherschutz stärken, oder?

Vivarelli: Es gibt derzeit eine Euphorie darüber. Wer sich aber intensiver mit dem Eckpunktepapier beschäftigt, merkt schnell, dass es noch viele Ungereimtheiten gibt.

Ein Mann steht vor einem Hanffeld

Andreas Vivarelli vom Verein Cannabis Colonia e.V. aus Köln, hier im Jahr 2020 vor einer Hanfplantage bei dem Reggaefestival im Hanffeld in Steinheim

Welche sind das Ihrer Ansicht nach?

Vivarelli: Die Cannabis Social Clubs sollen nicht profitorientiert sein. Wie soll das Personal, das dann die Verantwortung für den Jugendschutz oder für gesundheitliche Folgen trägt, finanziert werden? Welche Auflagen sollen für den Anbau gelten? Wer soll kontrollieren, ob an 18 bis 21-Jährige auch wirklich niedrigprozentiges Cannabis abgegeben wird? Nach 60 Jahren Verbot, wird es schwer, die komplexen Gesetze und gefestigten Regeln wieder aufzulockern.

Welche Aufgaben sollten die Cannabis Social Clubs Ihrer Ansicht nach erfüllen?

Vivarelli: Sie sollten für den Schutz der Menschen, die Cannabis konsumieren wollen, sorgen und Aufklärung betreiben. Heute fangen schon 13- oder 14-Jährige mit dem Kiffen an. Es macht vielen auch Spaß. Doch viele sind sich auch den Gefahren dieser Substanzen nicht bewusst. Der Schritt der Regierung soll nicht dazu führen, dass noch mehr Menschen Cannabis konsumieren, sondern der Konsum reguliert wird.

Lesen Sie hier: Amsterdam Sehenswürdigkeiten, 11 geniale Attraktionen

Gibt es in der Szene einen Anstieg an neuen Vereinen, die sich in der Hoffnung, bald Cannabis anbauen zu dürfen, gegründet haben?

Vivarelli: Neue Vereine gibt es kaum. In der Cannabis-Szene gibt es in den Großstädten Vereine, die schon länger existieren. Der Zulauf an neuen Mitgliedern ist aber enorm. Manche Vereine können gar nicht den Anfragen nachkommen. Zudem gibt es die Deckelung von maximal 500 Mitgliedern. Das hat zur Folge, dass die Vereine Ortsgruppen für die Stadtteile gegründet haben. Da steckt dann auch eine enorme Organisation hinter. Daher wurde auch ein Dachverband für die Cannabis Social Clubs gegründet.

Was halten Sie von den Plänen in der zweiten Säule, Cannabis kontrolliert in Modellregionen abzugeben?

Vivarelli: Das finde ich sehr uninteressant. Wie will der Staat den Effekt etwa auf den Schwarzmarkt oder Jugendschutz evaluieren, wenn der Verkauf von Cannabis nur auf eine bestimmte Region beschränkt wird? Dabei stellt sich auch die Frage, wer dazu bereit ist, das anzubieten. Es gibt sehr komplexe Fragen zu Logistik und Anbau. Zudem sollen die Kriterien von Ländern und Kommunen, also nicht bundeseinheitlich, abgestimmt werden. Da droht der nächste Flickenteppich.