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Kölner Kult-KioskSeit 35 Jahren: Steffi ist die Nr. 1 der Südstadt – Öffnungszeiten sind ungewöhnlich

Eine Frau steht hinter dem Verkaufstresen eines Kiosks.

Stephanie Räthlein (53) betreibt seit 35 Jahren ihr Büdchen in der Südstadt.

Büdchen gibt es in Köln viele, aber nicht jedes ist etwas Besonderes. Anders in der Südstadt, wo Stephanie Räthlein seit 35 Jahren die Chefin ist.

von Ayhan Demirci  (ade)

Köln ohne seine Büdchen? Das kann man sich gar nicht vorstellen. Der Ort fürs kleine Schwätzchen, der unkomplizierte Veedelstreffpunkt und natürlich: die schnelle Versorgungsstation – das alles ist das Büdchen.

Jetzt setzt ein Bildband mit erstmals publizierten Aufnahmen der Fotografin Tata Ronkholz (1940-1997) der Kioskkultur ein kleines Denkmal. Die Büdchen-Zeitreise mit EXPRESS – es wird turbulent. Wir sind zwischen Torburg und Bottmühle, wo sich Alteburger Straße, Annostraße und Severinswall treffen, tiefste Südstadt also.

Kölner Südstadt: Steffis Büdchen hat unkonventionelle Öffnungszeiten

Annostraße 2 lautet die Adresse des Kult-Büdchens, genau gegenüber vom Chlodwigeck. Wie oft werden Wolfgang Niedecken und Band wohl hier reingeschneit sein, wenn BAP im Chlodwigeck spielte oder abhing?

Als die Fotografin Tata Ronkholz das Büdchen im März 1983 von außen porträtierte, standen Peter Schillings „Major Tom“ und am Ende des Monats Nenas „99 Luftballons“ an der Spitze der deutschen Singlecharts. Und ja, losgelöst, so fühlte man sich damals auch. Im LP-Bereich war Sydney Rome on top, „Aerobic“ hieß ihr Album. Ende August dann turnte BAP auf den Thron. „Bess Demnähx!“ Man sieht sich. Ist doch schön!

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Man sieht sich, jeden Tag zwischen sechs Uhr morgens und zwölf Uhr mittags. Das Büdchen von Stephanie Räthlein (53) hat völlig unkonventionelle Öffnungszeiten. „Das fing an, als ich meinen Vater gepflegt habe“, erzählt die in Humboldt-Gremberg aufgewachsene Tochter eines Feuerwehrmanns.

Eine Frau steht hinter einer Verkaufstheke.

Büdchenchefin Stephanie vor rund 20 Jahren: Damals wie heute liegt ein Stapel EXPRESS bereit.

Man muss erlebt haben, was in diese sechs Betriebsstunden alles passt. Fast minütlich bimmelt beim Eintreten der Kundschaft die Türglocke. Würde man hier eine Kamera einrichten und einen Dauerbüdchenkanal im deutschen Fernsehen installieren – man würde gar nicht mehr weggucken.

Steffis Kult-Kiosk in der Kölner Südstadt: Es geht familiär zu

Am Morgen – eine Stammkundin schaut rein und fragt: „Kannst du mir 50 Cent für den Bus borgen?“ „Reicht dir das denn?“ Dem nächsten Kunden gibt Steffi „schöne Grüße an die Frau“ mit auf den Weg, der wünscht „gute Besserung an die Mutter“.

Dann kommt Uli vorbei, von der Haus- und Hofband des benachbarten Johanneshauses, einer der größten Hilfseinrichtungen im Land. Heute spiele ein Gitarrist vor, erzählt Uli, „und wenn der gut ist, dann sind wir vollständig“. Zwei Flaschen Gilden nimmt er mit. Es ist zehn Uhr morgens und es gibt schon viel zu quatschen. So geht das im Büdchen die ganze Zeit. „Bisschen Small Talk ist doch schön, bevor man sich zu Tode langweilt“, meint Uli.

Seit 35 Jahren schon betreibt Steffi Räthlein den Eckkiosk im schönen Backsteinhaus. Und siehe da: Der Besuch vom EXPRESS erlebt noch eine überraschende Wendung: Es gibt noch ein Buch.

Eine Frau steht vor einem Kiosk und hält einen aufgeschlagenen Bildband in Händen.

Büdchenchefin Stephanie zeigt einen Bildband über Büdchen, in dem auch ihr Kiosk gewürdigt wird.

Steffi holt den Bildband „Minsche wie mir“ von 2006 hervor. Auch hier sind es Schwarz-Weiß-Fotografien, auch hier eine Fotografin und auch hier: das Büdchen. Mit Steffi im Mittelpunkt.

Damals hatte die Kölner Fotografin Christel Plöthner (74) aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Köln-Bethlehem Porträts von Kölnern und von Palästinensern aus der Stadt im Westjordanland gegenübergestellt.

Auf dem Bethlehem-Foto sieht man einen Araber, der in seinem Mini-Kiosk Zeitungen verkauft. Bei Steffi sieht man im Bild den großen EXPRESS-Stapel. Auch heute noch liegt der EXPRESS jeden Morgen genau dort.