„Schwarzfahren“ abschaffenIst das rassistisch, zieht Köln nach? KVB zeigen Haltung
Köln. Maßlos übertrieben oder einfach dringend nötig? In den Verkehrsbetrieben deutscher Metropolstädte ist eine neue Rassismus-Diskussion entstanden. Ist es noch in Ordnung, das Wort „Schwarzfahren“ zu gebrauchen? Zumindest bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und den Münchener Verkehrsbetrieben (MVG) steht die Antwort fest. Nein! Doch wie sieht es bei den Kölner Verkehrsbetrieben KVB aus?
Köln auch? München und Berlin verbannen „Schwarzfahren“ aus Sprachgebrauch
Um gar nicht erst unter Rassismus-Verdacht zu geraten, haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) den Ausdruck „Schwarzfahren“ aus ihrer Kommunikation verbannt.
Ob Plakate oder Online-Werbung, die BVG sprechen noch vom „Fahren ohne gültigen Fahrschein“ und nicht mehr vom „Schwarzfahren“.
In München sieht es ähnlich aus. Dort wurden alle MVG-Plakate, auf denen das Wort „Schwarzfahren“ stand, rigoros ausgetauscht. Hierzu gehörten auch Plakate mit dem weit verbreiteten Slogan: „Schwarzfahren kostet 60 Euro!“
Klare Ansage aus den beiden Metropolstädten. Wie sehen die KVB die Initiative der Kollegen?
Kölner Verkehrsbetriebe reagieren auf „Schwarzfahren“-Diskussion
„Wir bemühen uns in unseren Veröffentlichungen schon seit einiger Zeit um eine neutrale Formulierung und sprechen von Fahrgästen ohne gültigen Fahrausweis. Eine solche Bezeichnung ist sachgerecht und vermeidet jegliche Form von Stigmatisierung“, sagt KVB-Pressesprecher Matthias Pesch gegenüber EXPRESS.
Der Ausdruck „Schwarzfahren“ sei bei den Kölner Verkehrsbetrieben in der Kommunikation nach außen schon lange kein gängiger Ausdruck mehr.
Kölner Verkehrsbetriebe: „Wo das möglich ist, passen wir die Formulierung an“
„Da der Begriff ja im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet ist, taucht er auch in früheren Veröffentlichungen auf. Wo das möglich ist, passen wir die Formulierungen entsprechend an“, so der Sprecher.
Nicht erst seit gestern stehe das Thema Diversität und Vielfalt in Köln und bei den KVB ohnehin im Vordergrund.
Ein Beispiel: „Wir haben ja gemeinsam mit der Stadt Köln 2019 eine „Vielfalt-Bahn“ gestaltet, die immer noch unterwegs ist und mit der wir uns in dieser Frage deutlich positioniert haben“, sagt Pesch. Von dieser klaren Haltung sei man nicht abgerückt – im Gegenteil.
„Schwarzfahren“: Sprachwissenschaftler erstaunt über Auslegung der Verkehrsbetriebe
Tatsächlich sorgen die radikalen Umgestaltungen der Verkehrsbetriebe in deutschen Städten aber bei Sprachwissenschaftlern für großes Erstaunen.
Zum Beispiel teilte Eric Fuß, Sprachwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum der „Münchner Abendzeitung“ mit, dass das Wort „Schwarzfahren“ an das jiddische Wort „shvarts“ angelehnt ist.
Dieser Ausdruck könne wiederum mit „Armut“ übersetzt werden. Es bezeichnet also Menschen, die zu arm sind, um sich ein Ticket zu kaufen – und keine dunkelhäutigen Personen. Trotzdem wird die Diskussion als Rassismus-Thema bei Verkehrsgesellschaften in ganz Deutschland geführt. Die Verkehrsbetriebe sprechen von einer Maßnahme für eine zeitgemäße Kommunikation.