Es gehört zu den bekanntesten Ruhestätten auf dem Kölner Melaten-Friedhof: Das Grab von Guido Westerwelle. Es schmückt nun eine neue Skulptur – EXPRESS.de kennt die Hintergründe.
Kölner MelatenÜberraschung an Promi-Grab: Das steckt hinter der knolligen Skulptur
Ein neues Gesicht auf Melaten: Es grinst – und das an einem der prominentesten Gräber des Friedhofs, der Ruhestätte des ehemaligen FDP-Vorsitzenden, deutschen Außenministers und Vizekanzlers Dr. Guido Westerwelle (1961 - 2016).
Ein Kopf mit knolliger Nase, lockigem Haupt und berauschter Miene, insgesamt: eine kraftvoll lustig wirkende Erscheinung steht auf dem Grabstein und erstaunt die Friedhofsbesucherinnen und -besucher. Sieben Jahre, nachdem Westerwelle einer Leukämie-Erkrankung erlag, ist sein Grab überraschend verwandelt.
Kölner Melaten-Friedhof: Das steckt hinter der Skulptur an Westerwelles Grab
Es ist eine besondere Geste für den aus Bonn stammenden Politiker und dahinter steht ein großer Name: Der „Malerfürst“ Markus Lüpertz (82) – einer der bekanntesten deutschen Künstler, ehemaliger Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie und ein Weggefährte Westerwelles.
Mehr noch. Gegenüber EXPRESS.de erklärt Lüpertz bei einem Telefonat aus seinem Atelier in Mönchengladbach: „Speziell für meinen Freund Guido habe ich die Skulptur gemacht. Wir haben eine jahrelange Freundschaft gehabt, es hat einen so das Leben begleitet – sein Tod ist mir sehr nahegegangen.“
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Am 20. Juni 2014 war bekannt geworden, dass Westerwelle, der bis zum 17. Dezember 2013 das Amt des Außenministers innehatte, an Leukämie erkrankt war. Er begann eine Chemotherapie in der Kölner Uniklinik, eine Stammzelltransplantation erfolgte. Vier Monate verbrachte Westerwelle im Krankenhaus. 2015 veröffentlichte er über seine Grenzerfahrungen das Buch „Zwischen zwei Leben“.
Im Herbst 2015 musste Westerwelle erneut in klinische Behandlung. Er verstarb in der Uniklinik am 18. März 2016 im Alter von 54 Jahren an den Folgen seiner Krankheit. Aus einem Interview, das er in der Phase der Hoffnung gegeben hatte, stammt der Satz: „Ich wollte und ich will unbedingt weiterleben.“
Dafür steht nun die Lüpertz-Skulptur, die in Abstimmung mit Michael Mronz entstanden ist, der Westerwelles langjähriger Lebenspartner war. Die Bronze stellt einen „Bacchus“ dar, den römischen Gott des Weines und des Rausches, wie Lüpertz sagt: „Das Gegenteil von Tod.“ Denn, so der Künstler: „Westerwelle war ein froher Mensch, er war nicht verbittert, er hat wahnsinnig gern gelebt. Und das war meine Inspiration.“
Der Melaten-Kenner und Friedhofsführer Günter Leitner erklärt: „Ein Bacchus drückt ein Denken aus, wonach im Jenseits das Diesseits fortgeführt wird, das heißt alle Sinne und Lebensfreuden werden mit hinübergenommen.“
Lüpertz schließlich macht dem Rheinländer Westerwelle, der ihn öfters in seinen Ateliers besucht hatte, posthum noch ein irdisches Kompliment: „Er war ein großartiger Mann. In der heutigen Politik bräuchte man solche Leute.“