Wie in Roman gekleidetKölner Messe von lautem Protest begleitet: „Ich kann mich nur wundern“

Mehrere Frauen stehen vor einer Messehalle und protestieren mit Schildern in der Hand. Einige von ihnen sind komplett in rote Roben gehüllt.

Der Protest am Samstag (21. Oktober): Die Frauen vor Ort machten sich vor allem gegen das Thema Leihmutterschaft stark.

Die Kinderwunschmesse „Wish for a baby“ in Köln hat für deutliche Nebengeräusche gesorgt.

von Thomas Werner  (tw)

Diese Kölner Messe wurde von lautstarken Protesten begleitet!

Am Samstag und Sonntag (21./22. Oktober 2023) fand in den Sartory-Sälen die Kinderwunschmesse „Wish for a baby“ statt. Besonderes Thema der Veranstaltung: Reproduktionsmedizin. Dazu zählt neben der Samen- oder Eizellenspende auch die Leihmutterschaft. Da die in Deutschland verboten ist, warben Firmen vor Ort zur Erfüllung von Kinderwünschen für den Weg ins Ausland.

Messe in Köln: Zahlreiche Frauen protestieren gegen Leihmutterschaft und Co.

Die Mitglieder der Organisation „Lasst Frauen sprechen“ finden das Vorgehen alles andere als lustig: „Leihmutterschaft = Menschenhandel. Keine Kinder auf Bestellung“, prangte auf einem der Schilder, mit dem die Frauen vor dem Eingang zur Messe auf sich aufmerksam machten.

Die Kritik der Gruppe: „Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Und das zurecht. Denn Kinder sind keine Handelsware. Und Frauen sind keine Brutkästen, die man mieten kann“, so Ina Wagner, Initiatorin und Koordinatorin der Initiative.

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Auch Monika Glöcklhofer war vor Ort. Sie kommentierte die Protestaktion: „Ich kann mich nur wundern, dass eine Werbeveranstaltung für einen Tatbestand, der in Deutschland unter Strafe steht, überhaupt stattfinden kann.“

Die Frauen trugen vor Ort einen roten Mantel und eine weiße Kappe. Dabei handelt es sich um ein Abbild der Mägde aus dem dystopischen Roman „Der Report der Magd“. Die Hauptfigur des Buchs zählt zu den wenigen fruchtbaren Frauen des Landes und wird von Privilegierten zum Austragen ihrer Kinder gezwungen.

„Für Homosexuelle gibt es fast keine Alternative“

Allerdings: Das Thema Leihmutterschaft ist umstritten. Zum Beispiel für homosexuelle Paare stellt sie eine der wenigen Möglichkeiten dar. Tobias Devooght, selbst Vater von zwei Kindern, die von Leihmüttern ausgetragen wurden, sagte im „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Es gibt gerade für Homosexuelle fast keine Alternative. Weil Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, werden wir ins Ausland gedrängt.“

Ob Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt wird? Offen. Eine Kommission der Bundesregierung diskutiert das Thema seit Sommer 2023.

Bianca Guth von „Lasst Frauen sprechen“: „Das Motiv der Frauen, die Kinder für fremde Menschen gebären, ist immer finanzielle Not. Reiche Menschen kaufen sich die Nutzung des Körpers einer armen Frau.“ Und sie fügt an: „Ist das die Welt, in der wir leben wollen? Ich kann nur hoffen, dass Leihmutterschaft in Deutschland verboten bleibt.“