Sonia Mekadmi, ihr Mann und ihre beiden Kinder wohnen in einem Mehrfamilienhaus in Köln-Seeberg, das unzählige Mängel hat. Die Kölnerin selbst bezeichnet das Gebäude als „Bruchbude“.
„Ein Kampf, hier zu wohnen“Kein Wasser, kein Aufzug, Schimmel: Sonia lebt in Kölner Horror-Haus
Sonia Mekadmi muss beim Treffen mit EXPRESS.de am Mittwoch (10. Januar 2024) mehrfach stoppen und Pause machen, als sie durch das Treppenhaus in ihre Wohnung im dritten Stock läuft. Sie leidet nach einer Corona-Erkrankung im Oktober 2023 an Long Covid, ist kurzatmig und kann kaum einen Treppenabschnitt ohne einen Zwischenstopp besteigen.
Der Aufzug im Mehrfamilienhaus in der Karl-Marx-Allee in Köln-Seeberg funktioniert seit mehreren Tagen nicht mehr. Und das ist längst nicht alles, was in der Wohnung der Mekadmis und auch in denen der Nachbarinnen und Nachbarn schiefläuft. Die Erzählungen der Kölnerin gleichen einem Horror-Szenario. Sie sagt: „Hier zu wohnen, ist ein Kampf.“ EXPRESS.de hat sich vor Ort umgeschaut.
Kölner Haus mehrfach ohne Wasser: „Wie in einem Dritte-Welt-Land“
Sonias wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in ihrer liebevoll eingerichteten und sorgfältig aufgeräumten Wohnung in einem der vielen Hochhäuser im Stadtbezirk Chorweiler. Ihre Eltern, die pflegebedürftig sind, leben in einer Wohnung im Nebengebäude. „Wenn ich nicht neben meinen Eltern leben müsste, da wir ihnen bei alltäglichen Dingen helfen müssen, wären wir hier schon lange weg“, sagt Sonia Mekadmi gegenüber EXPRESS.de.
Und die Mängelliste, von der die zweifache Mutter dann berichtet, ist lang. Immer wieder wird das Wasser in dem Mehrfamilienhaus, das dem Immobilienunternehmen LEG gehört, abgestellt. Mal komplett, mal im Badezimmer, mal in der Küche. Alleine im Dezember sei dies dreimal der Fall gewesen.
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Sonia Mekadmi erklärt: „Wir bekommen keine Informationen darüber, warum und wie lange die Wasserzufuhr unterbrochen ist. Es ist irgendwann einfach immer weg. Es soll einen erhöhten Legionellen-Befund gegeben haben, aber auch auf Nachfragen wurden wir zu der Sachlage nicht weiter aufgeklärt und im Dunkeln gelassen.“
Die vierköpfige Familie habe bereits mehrmals Wasser von der Küche ins Badezimmer transportieren müssen, um so etwas Ähnliches wie eine Dusche vornehmen zu können. Nachbarinnen und Nachbarn seien bereits in ein nahegelegenes Schwimmbad gegangen, um sich dort zu waschen. „Wir Nachbarinnen und Nachbarn sind in diesem Haus alle in einem engen Austausch. Wir kommen uns hier wirklich manchmal so vor, als leben wir in Zuständen eines Dritte-Welt-Landes.“
Kölner Wohnung von Schimmel befallen – Hilfe bleibt aus
Neben den Problemen mit dem Wasser ist die Wohnung der Mekadmis auch immer wieder vom Schimmel befallen, sowohl im Badezimmer als auch im Wohnzimmer. Vor allem über der Balkontür breitete sich der Schimmel aus. Eine Hilfe der LEG blieb aus, sie solle richtig lüften, sei ihr lapidar gesagt worden.
„Lachhaft, mehr kann ich dazu nicht sagen. Mein Sohn leidet an Asthma, ich selbst an Long Covid. Der Schimmel ist für uns eine Katastrophe.“ In Eigenregie haben sie im vorherigen Winter den Schimmel entfernt und die Wand über der Balkontür zusätzlich verdichtet. Allerdings ist diese provisorische Verdichtung teilweise schon wieder abgeplatzt.
„Vorher waren die Risse und Abplatzungen so enorm, dass man die Luft von draußen gespürt hat, wenn man die Hand davor gehalten hat. So muss man ja auch nicht lange überlegen, wie die Feuchtigkeit in die Wohnung kommt“, sagt die Kölnerin.
Im Badezimmer wurde vor kurzem eine neue Lüftung eingebaut, aber auch dort sind schon wieder erste kleine Schimmelflecken zu sehen. „Ich putze, ich mache alles in meiner Macht Stehende. Aber wir haben nun mal kein Fenster im Bad, sodass eine funktionierende Lüftung gegeben sein muss. Stattdessen riecht es in unserem Badezimmer immer beißend nach den Rohren, es ist furchtbar“, sagt die Mutter gegenüber EXPRESS.de.
Aufzug in Kölner Wohnung defekt: Horror für Mieterinnen und Mieter
Aber damit nicht genug des Horrors: Seit der Silvesternacht funktionierte der Aufzug in dem Mehrfamilienhaus nicht mehr. Auf der Etage der Wohnung der Mekadmis blieb er stehen, die Anzeige des Aufzugs ist tot.
„Ich habe direkt am nächsten Tag Bescheid gesagt, sowohl bei der LEG als auch bei der zuständigen Firma, deren Aufkleber auf der Aufzugtür klebt. Ich wurde dreimal hin und her geschickt, bis herauskam, dass diese Firma seit dem 1. Januar 2024 nicht mehr zuständig sei. Die LEG wusste davon nichts“, sagt Sonia Mekadmi.
In dem Haus wohnen mehrere ältere Menschen, die sich seit dem Ausfall die vielen Treppen hochschleppen müssen – ähnlich wie die gesundheitlich angeschlagene Sonia: „Meine Kinder oder auch ich haben den Nachbarinnen und Nachbarn mehrfach schon die Einkäufe hochgetragen, da sie einfach nicht mehr konnten. Sie ziehen sich hier irgendwie am Geländer hoch, das ist wirklich unzumutbar.“
Auch die regelmäßigen Besuche von oder bei ihren Eltern werden weniger, da Sonia sich wie beschrieben schwertut, die Treppen zu steigen und für ihre Eltern das unmöglich wäre. „Ich bin manchmal wirklich verzweifelt, wenn es um unser Zuhause geht. Die LEG kümmert sich gefühlt um nichts, wir fühlen uns nicht ernst genommen. Auch der Mieterverein bewirkt in unserem Fall leider wenig. Hier zu wohnen ist eigentlich immer ein Kampf – und man muss ehrlich sein: Das ganze Haus ist eine komplette Bruchbude, die sich selbst überlassen wird“, sagt Sonia Mekadmi.
Kölner Horror-Haus: Immobilienunternehmen äußert sich zu Vorwürfen
EXPRESS.de hat die LEG mit den Vorwürfen der Kölnerin konfrontiert. Am Freitagmorgen (12. Januar 2024) äußerte sich das Immobilienunternehmen mit einem ausführlichen Statement.
Zur mehrfachen Wasserabstellung sagt eine Sprecherin: „Eines vorweg: Wir bedauern im Sinne unserer betroffenen Mieterinnen und Mieter den Legionellen-Befall und die ihnen dadurch teils entstandenen Unannehmlichkeiten. Zum Hintergrund: Legionellen sind Bakterien, die im Wasser leben und überall in der Umwelt vorkommen. In niedriger Konzentration sind Legionellen für Menschen ungefährlich. Unsere turnusmäßige Prüfung hatte nun in diesem Fall ergeben, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte in dem genannten Objekt in Köln überschritten wurden.“
Daraufhin seien die Mieterinnen und Mieter des Mehrfamilienhauses über diesen Umstand mit Aushängen im Treppenhaus informiert worden. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und einer Fachfirma gehe die LEG nun professionell gegen den Befall vor. „Für den Zweck der Arbeiten musste jeweils am 27., 28. und 29. Dezember 2023 sowie am 2., 3. und 4. Januar 2024 das Wasser abgestellt werden“, gibt die Sprecherin der LEG an.
Die Arbeiten seien in dem Mehrfamilienhaus, in dem die Mekadmis wohnen als auch in weiteren Objekten in Köln-Seeberg noch nicht abgeschlossen, sodass es auch weiterhin zu Ausfällen der Wasserzufuhr kommen kann. Die LEG gibt aber an: „Insgesamt sind wir im Fall der Legionellen umgehend tätig geworden, nachdem uns die überschrittenen Grenzwerte gemeldet wurden – wir handeln hier also ganz im Sinne der Gesundheit unserer Mieterinnen und Mieter.“
Sonia Mekadmi hatte auch die Kommunikation mit der LEG scharf kritisiert. Was sagt das Unternehmen zum Vorwurf, dass die Mieterinnen und Mieter sich im Stich gelassen fühlen? „Allgemein zum Thema Kommunikation und Erreichbarkeit: Die Anliegen unserer Mieterinnen und Mieter sind uns sehr wichtig und wir gehen diesen umgehend nach, sobald sie an uns herangetragen werden. Denn schließlich möchten wir, dass alle unsere Kundeninnen und Kunden gerne bei uns wohnen und mit ihrer Wohnsituation und unserem Service rundum zufrieden sind.“
Am Freitagmorgen meldete sich Sonia Mekadmi bei EXPRESS.de mit freudigen Nachrichten: Der Aufzug wurde wieder instandgesetzt. Ziemlich exakt einen Tag, nachdem EXPRESS.de am Donnerstag (11. Januar) die LEG um ein Statement zu dem Fall gebeten hatte.