Joybrato Mukherjee ist jetzt seit gut einem Jahr Rektor an der Universität Köln. Im Interview mit EXPRESS.de spricht der 50-Jährige unter anderem über die angespannte Wohnsituation in der Stadt.
„Bereitet uns große Sorgen“Kölner Uni-Rektor über Karneval, Mensa und teures Wohnen
Über 4600 Studentinnen und Studenten starten am 1. Oktober 2024 an der Kölner Universität mit dem Wintersemester. Seit gut einem Jahr ist Professor Joybrato Mukherjee Rektor der Universität zu Köln.
Mit knapp 44.000 Studierenden gehört die Kölner Uni zu den größten in Deutschland. EXPRESS.de hat mit dem 50-Jährigen über die kuriosesten Studienfächer, das Mensaessen, das teure Wohnen und seine Schulzeit gesprochen.
Rektor der Kölner Uni: Hoher Studentinnenanteil
Was sind die beliebtesten Fächer an der Universität zu Köln?
Joybrato Mukherjee: Medizin, Zahnmedizin, Psychologie – in diesen Fächern waren die Bewerbungszahlen in den vergangenen Jahren immer sehr hoch. Gleichzeitig zählt zum Beispiel auch die Rechtswissenschaftliche Fakultät zu den größten der Republik. Bemerkenswert ist zudem, dass die Kölner Uni einen hohen Studentinnenanteil hat – er liegt bei rund 62 Prozent.
Gibt es einen Studiengang mit Köln-Bezug?
Joybrato Mukherjee: Es gibt beispielsweise in der Philosophischen Fakultät eine Reihe von Fächern, die sich mit Köln befassen. In den Geschichtswissenschaften beschäftigen sich Kollegen und Kolleginnen unter anderem mit der Kölner Universitätsgeschichte, mit der Stadt Köln und ihrer historischen Entwicklung. Auch in der Kunstgeschichte gibt es Berührungspunkte mit Köln und der Region. Aber so ein klassisches Studienfach, das sich etwa mit kölschem Karneval beschäftigt, haben wir nicht.
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Aber es gibt sogenannte Orchideen-Fächer, das sind sehr kleine, exotische Fächer mit relativ wenigen Studierenden ...
Joybrato Mukherjee: ... ja, zum Beispiel Byzantinistik und Neugriechische Philologie.
Welche Fächer vermissen Sie in Köln?
Joybrato Mukherjee: An der Universität Gießen, die ich zuvor geleitet habe, gab es das Fach Tiermedizin. Tiermedizin wird nur an fünf Unis in Deutschland unterrichtet und in NRW gibt es keine Uni, die das Fach anbietet. Oder das Schwesterfach, die Agrarwissenschaften. Also alles was mit Landwirtschaft, Landtechnik oder Agrarforschung zu tun hat.
Aber kann man sich das Studieren in Köln überhaupt noch leisten? Bei den Mietpreisen?
Joybrato Mukherjee: Wohnraum ist für Köln ein Problem und bereitet uns große Sorgen – nicht nur für Studierende, auch für die Beschäftigten, selbst für Professorinnen und Professoren. Für unsere Studierenden haben wir nicht die Wohnheimkapazitäten, die wir benötigen. Es gibt zwar ein Modell „Wohnen für Hilfe“, bei dem Studierende Wohnraum erhalten, wenn sie zum Beispiel bei älteren Bürgerinnen und Bürgern im Haushalt, im Garten oder bei anderen Dingen mithelfen. Aber dennoch: Ohne massive Investitionen in neuen Wohnraum wird es nicht funktionieren.
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Ebenfalls ein Studentenwerk-Thema: das Essen in der Mensa ... Was ist Ihr Lieblingsessen?
Joybrato Mukherjee: Ich bin nicht so häufig dort, aber wenn, dann finde ich das Salatbuffet mit seiner großen Auswahl sehr attraktiv.
Als Rektor der Kölner Universität fragen sich sicher einige Kölner: In welchen Fächern waren Sie eigentlich schlecht in der Schule?
Joybrato Mukherjee: Tatsächlich war es das Fach Kunst und – für eine gewisse Zeit – Sport. Heute sieht es anders aus: Kunstausstellungen schätze ich sehr, und Sport betreibe ich natürlich auch.
Kölner Uni-Rektor Mukherjee ist in Düren geboren
Und wie schaut es mit Karneval aus?
Joybrato Mukherjee: Karneval ist ein bedeutender kultureller Faktor und auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Standort Köln. Wir als Uni haben ein sehr positives Verhältnis zum Kölner Brauchtum. Ich bin in Düren mit dem Karneval groß geworden, habe später in Köln gefeiert und mich bei meiner Rückkehr ins Rheinland auch auf den Karneval gefreut.
Professor Joybrato Mukherjee ist in Düren geboren. Seine Eltern stammen aus Indien. In Aachen hat Mukherjee unter anderem Anglistik und Biologie studiert und dann an der Bonner Universität seine Doktorarbeit geschrieben. Von 2009 bis 2023 war er Präsident der Universität in Gießen.