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„Für mich ein No-Go“Geflüchtet wegen sexueller Orientierung: Kölner Verein kämpft für Betroffene

Ibrahim Willeke ist Vorstandmitglied des Kölner Vereins SOFRA.

Ibrahim Willeke gründete den Verein SOFRA, der LSBTIQ-Geflüchtete unterstützt, nachdem er 2015 selber aus dem Libanon aufgrund seiner sexuellen Orientierung geflüchtet ist.

Die Flucht nach Deutschland für mehr Akzeptanz und Selbstbestimmung – und trotzdem kann man auf Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung stoßen. Ein Kölner Verein will genau das für die queere Community ändern.

von Kerstin van Kan  (kvk)

Vor acht Jahren fing alles an! Ibrahim Willeke, im Libanon geboren, kam 2015 nach Deutschland – weil er aus seinem eigenen Land flüchten musste: „Ich bin schwul und deswegen bin ich nach Deutschland gekommen.“

Doch so richtig entkommen konnte er dem Rassismus und der Diskriminierung auch in Deutschland nicht. In seiner Unterkunft in Köln musste Willeke erneut Gewalt und Ausgrenzung aufgrund seiner sexuellen Orientierung erleben.

Ibrahim Willeke flüchtet aus dem Libanon und gründet queeren Verein

Gegenüber EXPRESS.de erklärt er: „Das war für mich ein No-Go. Das war nicht das Ziel meiner Flucht und das hat mich motiviert, aktiv und laut zu werden.“

Willeke wurde zum Aktivisten, er knüpfte erste Kontakte zur Stadt Köln und engagiert sich seitdem ehrenamtlich für LSBTIQ-Geflüchtete. Im März 2016 lud er erstmals Menschen zu einem gemeinsamen Essen ein, die ebenfalls ähnliche Erfahrungen erlebt hatten wie er.

Der Andrang war riesig: „Das Thema war bisher total unsichtbar. Wir haben aber dann gemerkt, dass die Treffen an einem sicheren Ort stattfinden müssen – so entstand SOFRA.“Hier nehmen Sie an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Das Engagement wuchs über die Jahre immer weiter: „Das Konzept hat sich entwickelt, es kommen viele Menschen. Wir haben viele Programme organisiert und bieten Beratungen über HIV, Rechte und Gewalt an“, erklärt Willeke.

Aus den selbstorganisierten Treffen, die Ibrahim Willeke ins Leben gerufen hatte, wurde mithilfe von Rainbow Refugees Cologne Support Group e.V. ein neuer Verein gegründet: SOFRA – Queer Migrants e.V.

Der Verein wurde zur ersten Selbstorganisation in Nordrhein-Westfalen für queere Migranten und Migrantinnen. Alle LSBTIQ*-Geflüchteten, die unter anderem Rassismus und Diskriminierungen erfahren mussten, finden dort Unterstützung. „Selbstorganisierte Gruppen von Geflüchteten für Geflüchtete“, so Willeke.

Kölner Verein unterstützt queere Menschen nach der Flucht

Vorstandsmitglied Ibrahim Willeke erklärt weiter: „Wir zeigen Empowerment für Flüchtige, wir teilen die Ressourcen, wir teilen Wissen, um sichtbar zu sein und um für Rechte zu kämpfen.“

Aber was bedeutet eigentlich SOFRA? Sofra ist der arabische Begriff für Esstisch: „Die Leute kommen zusammen, teilen Essen, Liebe und Alltagserfahrung, das macht die arabische Kultur aus“ – und auch die Idee hinter dem Kölner Verein.

Mithilfe monatlicher Treffen wollen Willeke und weitere 18 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die rund 50 Mitglieder die LSBTIQ-Feindlichkeit immer weiter einschränken und für mehr Respekt und Selbstbestimmung sorgen.

Seit November 2022 gibt es auch eine mit der Stadt Köln gemeinsam ins Leben gerufene Kampagne #richtighier, die unter anderem die Sichtbarkeit fördern soll.

Und das mit Erfolg! Der Kölner Verein wird nun für sein Engagement am 8. Juli mit der Kompassnadel 2023 ausgezeichnet: „Die Kompassnadel ist auch eine Auszeichnung für Vorbilder, für Empowerment und Zugehörigkeit, und für den Mut, erste Schritte zu tun. Alles das verkörpert SOFRA“ so Birgit Bungarten, Vorständin des Queeren Netzwerks NRW.

Neben der ehrenamtlichen Vereinsarbeit setzen sich Willeke und seine Kollegen und Kolleginnen auch für politisches Engagement in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln ein.