Fan des Hamburger SV zu sein, ist seit einigen Jahren nicht leicht. Seit 2018 dümpelt der Traditionsclub in der 2. Liga herum, die glorreichen Tage sind lange vorbei. Erlebt hat diese aber eine Kölner WDR-Legende.
Oh Gott, Schott!Kölner WDR-Legende: 70 Jahre Liebe – für möglichen FC-Relegationsgegner
Was der HSV mit Neu-Trainer Steffen Baumgart in dieser Saison noch reißt, ist für zwei rheinische Clubs von Bedeutung: Fortuna Düsseldorf will den Hanseaten den 3. Platz in der 2. Liga streitig machen. Falls das gelingt, könnte der 1. FC Köln der Gegner in den Relegationsspielen sein, sofern der Geißbock den Sprung auf Bundesligaplatz 16 noch schafft.
Mitten in dieser kritischen Lage hat EXPRESS.de einen der prominentesten Fans des HSV im Rheinland getroffen: die WDR-Sportreporterlegende Dietmar Schott (86).
Kölner WDR-Legende feiert 70-jähriges HSV-Jubiläum
Der ist gebürtiger Kölner, hat aber sein Herz früh an den HSV verloren. Und in dieser krisenfesten Liebe gab es am Sonntag (17. März 2024) in Schotts Wohnort Lohmar (Rhein-Sieg-Kreis) einen stolzen „Hochzeitstag“ zu feiern: Vor genau 70 Jahren wurde Schott, der einen Teil seiner Kindheit und dann die Jugend in Hamburg verbracht hat, HSV-Mitglied – am 17. März 1954!
Der HSV, das war mal ein Gigant: Holte 1983 in Athen den Europapokal der Landesmeister (1:0 gegen Juve), gewann 1977 den Europokal der Pokalsieger (gegen RSC Anderlecht in Amsterdam, Schott war live dabei), war dreimal DFB-Pokalsieger und sechsmal Deutscher Meister – so etwa 1960, als es im Finale vor 71.000 Fans gegen den 1. FC Köln ging.
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Dietmar Schott hat das Endspiel im Frankfurter Waldstadion erlebt: „Es war sengende Hitze! Der Schiedsrichter erlitt 20 Minuten vor Schluss einen Hitzschlag, ein Ersatzschiri musste her.“ Uwe Seeler schoss in der 88. Minute mit dem 3:2 den HSV und Dietmar Schott ins Meisterglück.
In den Jahren und Jahrzehnten danach besuchte Schott unzählige Auswärts- und Heimspiele des HSV, an die Elbe ging es oft mit dem HSV-Fanclub „Die Aggertaler“, meist mit dem Bus.
Und der HSV heute? Schott, der seit 20 Jahren Ehrenmitglied des Traditionsclubs ist, erlebt seit sechs Jahren, wie der HSV am Wiederaufstieg in die Bundesliga scheitert. Jetzt soll es also Baumgart richten, dessen Startbilanz aber insgesamt mau war.
Er habe eine ganz andere Taktik als sein Vorgänger, „das haben die Spieler noch nicht begriffen, sie sind viel besser, als sie zurzeit spielen. Es geht ja meiner Meinung nach nur noch um Platz drei – und dann eventuell sogar gegen Köln, das wäre schon ein Ding“, schmunzelt Schott.
Sein 70-jähriges HSV-Jubiläum wurde am Sonntag in der Gaststätte „Aueler Hof“ in Lohmar mit einem Empfang gefeiert, sogar der Landrat war dabei. Sein ehemaliger WDR-Kollege Gisbert Baltes hielt eine kleine Festrede. Auf der Leinwand wurde ab 13.30 Uhr das Spiel des HSV gegen Wehen Wiesbaden übertragen – der 3:0-Sieg seines Clubs war die Krönung bei Schotts Jubiläumsfeier. Der HSV will im Vereinsmagazin eine Reportage über den Ehrentag bringen.
Kölner WDR-Reporter Dietmar Schott moderierte über 2000 Sendungen
Dietmar Schott arbeitete 41 Jahre beim WDR, als Hörfunk-Journalist wurde er bekannt durch seine samstägliche Radiosendung „Sport und Musik“ und die spannenden Bundesligakonferenzen. Er moderierte mehr als 2000 Sendungen. 2004 übergab er an Sabine Töpperwien, Sven Pistor arbeitete er noch ein.
Bei den Basketballern des ASV Köln war Schott in den 80er-Jahren die rechte Hand von Mäzen Fritz Waffenschmidt (Saturn-Gründer). Gemeinsam feierten sie drei Pokalsiege und vier Meisterschaften.
Schott wurde in Köln-Kalk geboren und wuchs in Riehl auf. Während des Zweiten Weltkrieges flüchtete seine Mutter mit ihm über Thüringen nach Hamburg. Erst 1962 kehrte er nach Köln zurück, wo er beim WDR seine Sportreporterkarriere begann, die ihn auch zu elf Olympischen Spielen führte. Er war mehrere Jahre lang WDR-Sportchef. Begeistert vom Pferdesport betrieb er lange sein Gestüt Höhnchen in Lohmar.