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„Warum Fahrräder?“Kölner Richter hakt bei 66-Jährigem nach – TV-Moderator schoss wichtiges Foto

Moderator Marco Schreyl trägt einen Anzug und spricht in ein Mikrofon.

Moderator Marco Schreyl hat einen Fahrraddieb fotografiert. Das Foto zeigt ihn am 30. April 2022, als er bei „Deutschland sucht den Superstar“ durch den Abend führte.

Ein 66-jähriger Kölner musste sich wegen Fahrraddiebstahls vor Gericht verantworten. Als Zeuge war TV-Moderator Marco Schreyl geladen.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Er kann die Finger nicht von Fahrrädern lassen… Ein notorischer Raddieb (66) mit dicker Strafakte saß am Mittwoch (14. August 2024) im Kölner Amtsgericht auf der Anklagebank.

Der dreifache Opa schmort seit Ende Juni sogar wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr in U-Haft. Auch dank eines prominenten Zeugen, der richtig reagiert hatte.

Prozess in Köln: TV-Moderator Marco Schreyl macht Beweisfotos

Fernsehmoderator Marco Schreyl („Deutschland sucht den Superstar“, „Das Supertalent“) hatte den Angeklagten am Abend des 28. Juni am WDR-Haus fotografiert, als der auf einem offensichtlich geklauten Fahrrad davon radelte. Zuvor soll der 66 Jahre alte gebürtige Kölner das Spiralschloss mit einem Bolzenschneider geknackt haben.

Die Fotos des bekannten Moderators (50) befinden sich als Beweismittel in der Ermittlungsakte. Er selbst war als Zeuge geladen.

Dem Angeklagten wurden besonders schwerer Diebstahl und Hehlerei vorgeworfen. Insgesamt fünf Taten waren angeklagt, darunter ein Fahrradklau am 6. Mai direkt vorm Gebäude von Amts- und Landgericht, wo ihn eine Polizistin verfolgt hatte.

Die Kriminalkommissarin hatte in einem Prozess eine Zeugenaussage gemacht und beim Verlassen des Gerichts war ihr der 66-Jährige aufgefallen, der ein Fahrrad wegschob, obwohl das noch mit einem Schloss gesichert war.

Ein Mann steht neben einer Anwältin.

Der Angeklagte steht vor Prozessbeginn am Mittwoch (14. August 2024) neben seiner Anwältin Eva Kuhn.

Bis auf einen Fahrraddiebstahl an den Köln-Arcaden („Ich habe nur eine Probefahrt gemacht“) räumte der 66-Jährige alle ein. „Wir sitzen hier ja nicht zum ersten Mal“, so seine Anwältin Eva Kuhn, die dann auch von der Kokain-Abhängigkeit und dem Alkoholproblem ihres Mandanten sprach. „Er muss dringend in Therapie. Das wird jetzt auch angestrebt“, erklärte sie.

Kölner Amtsrichter hakte nach: „Aber wie kommt man an Koks?“

Der Angeklagte, der als Fliesenleger-Meister 20 Jahre selbstständig war, erzählte, dass ihm der Tod seiner Frau vor sieben Jahren den Boden unter den Füßen weggezogen habe. „Erst Alkohol, dann fing das auch mit der Drogensucht an“, so der 66-Jährige. Mit Drogen hatte er allerdings schon vorher zu tun, wurde bereits 1996 mit Kokain erwischt. Doch seit er Witwer ist, sei er abhängig, erklärte er.

„Dass man säuft, ist bei solch einem Schicksalsschlag nicht ungewöhnlich“, entgegnete der Vorsitzende Richter Rolf Krebber und hakte, auch vor dem Hintergrund des Alters des Angeklagten, nach: „Aber wie kommt man an Koks?“

„Geh'n Sie doch mal durch Kalk“, erklärte der 66-Jährige. Dort hatte er unter anderem mal ein WG-Zimmer in einer Unterkunft gehabt. Der Angeklagte: „Kalk ist das größte Drogenloch!“ Bis zu 150 Euro will er pro Tag für Kokain und Alkohol ausgegeben haben.

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„Und wie sind Sie darauf gekommen, Fahrräder zu klauen?“, fragte Richter Krebber nach. Das erste Rad, so die Antwort, habe er geklaut, als nachts die Bahn weg war und er nach Hause wollte. „So fing das an“, erklärte der 66-Jährige. Die gestohlenen Räder verkaufte er. Mal 50, mal 100, mal 80 Euro würde es pro Rad geben, klärte er den Richter auf.

Krebber: „So fing das an – und zuletzt sind Sie professionell mit Winkelschleifer durch die Stadt gelaufen.“ Das sei ja eine Entwicklung, stellte der Richter fest, das wirke ja wie getrieben. Dem Angeklagten erklärte er: „Wenn Sie kommen, heißt es bei uns: Packt die Fahrräder ein! Hier vor der Tür eines zu stehlen – das ist schon erstaunlich.“

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Nach mehreren Wochen in U-Haft gab sich der 66-Jährige geläutert. Er habe einen kalten Entzug gemacht und Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was er eigentlich „für Scheiße gebaut“ hat.

„Ich musste meiner Tochter versprechen, damit aufzuhören – und das wird nicht gebrochen“, erklärte er mit ernstem Gesicht. Kokain oder andere Drogen würde er nicht mehr anfassen. Auch mit den Fahrraddiebstählen sei Schluss.

Der Richter war skeptisch – auch, weil der Angeklagte eine sehr dicke Strafakte hat. Darin geht es um Betrug, Diebstahl, Urkundenfälschung, unerlaubter Drogenbesitz, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Körperverletzung. Unzählige Fälle, die dem Mann nicht nur Bewährungsstrafen, sondern auch Knast eingebracht hatten.

Am Ende wurde der 66-Jährige wegen besonders schweren Diebstahls in vier Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Die Strafe wurde nicht nur Bewährung ausgesetzt, er bleibt also hinter Gitter. Weil der Angeklagte ein Geständnis abgelegt hatte, verzichtete der Richter auf die Zeugenaussage von Moderator Marco Schreyl.