Die Kölner Zirkusfamilie Monroe wird im Kampf um die Existenz ihres Unternehmens tierisch kreativ.
„Würden wir nie tun“Kölsche Zirkusfamilie kämpft ums Überleben – aber eine Sache ist tabu
Ein ausgewachsener Elefant im Zirkus? Das würde heutzutage einen Aufschrei der Empörung hervorrufen. Nicht so bei Monti. Er ist der erste animatronische, also mechanisch und teilweise per Computer animierte, Zirkuselefant in Deutschland, dreht in der Manege vom Kölner „Circus Charles Monroe“ seine Runden und soll dem kleinen Familienunternehmen neue Zuschauerinnen und Zuschauer bringen.
„Mama, der ist doch echt, oder?“, fragt Mischa (6) aufgeregt und will ihn unbedingt streicheln. Ist er nicht, aber zumindest die Illusion ist perfekt, wie bei einem Zauberstück.
Kölner Familienzirkus Monroe: Das steckt wirklich in Elefant Monti
„Es wird immer schwerer, zu überleben“, sagt Charles Monroe (64) und weist auf die Plakate der Konkurrenz. „Große Monstertruck-Show“, „Hüpfburg-Paradies“ – das Angebot ist groß, da muss man sich etwas einfallen lassen. So kamen sie auf Monti, den Nachbau eines Afrikanischen Elefanten.
Sein Kopf ist computergesteuert, er kann nicken, mit den Ohren wackeln und sogar wie ein richtiger Elefant trompeten. Im Körper stecken Sohn Marco Monroe (30) und Schwiegertochter Saskia (28). Sie sorgen dafür, dass Monti aufs Tor schießt – mit kleinen Torwarten aus dem Publikum.
Ehefrau Verena (62) kommentiert als Zirkusdirektorin das Geschehen. Eine vierköpfige Familie, die nicht nur das gesamte Programm bestückt: Clownerie, Akrobatik und Dompteureinlagen sind im „Circus Charles Monroe“ an der Tagesordnung – übrigens noch mit echten Tieren.
Charles Monroe weist Kritik aus dem Tierschutz weit von sich: „Schauen Sie sich unseren Mopsi an, wie der durch die Ringe springt. Der Mops hat sicherlich mehr Spaß in der Manege als übergewichtig auf dem Sofa zu liegen. Unsere kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer wollen Tiere sehen und streicheln. Die können doch heute kaum noch einen Esel von einem Pferd unterscheiden.“
Kölner Familienzirkus: Elefant kostet so viel wie „ein Kleinwagen“
Aber echte Elefanten, wie einst in den 70ern, das geht natürlich nicht mehr. Wehmütig erinnert er sich an die Zeiten, als seine Elefanten zu Spendenaktionen von der Mildred-Scheel-Stiftung oder zum Geburtstag von Willy Millowitsch eingesetzt wurden.
„Monti war damals mein Lieblingselefant, deshalb haben wir die animatronische Version nach ihm benannt.“ Was die neue Attraktion gekostet hat? „Sagen wir mal, so viel wie ein Kleinwagen.“
Eine große Investition jedenfalls für den Kölner „Circus Charles Monroe“, der in der Saison von einem Stadtteil zum nächsten zieht und sich obendrein noch gegen Betrüger wehren muss, die von Haus zu Haus wandern und um Spenden fürs Futter bitten. „Das würden wir niemals tun.“
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Auch, wenn das Leben hart ist, ein anderes könnten sie sich niemals vorstellen, sagt Verena: „Ich habe schon als Kind in der Manege gestanden, ebenso wie mein Mann. Der Applaus ist für uns Zirkusmenschen einfach der größte Lohn.“
Deshalb freuen die Großeltern sich, dass auch Enkel Charly (3) schon begeistert Zirkusluft schnuppert. „Er dürfte der jüngste Clown Deutschlands sein.“ Und wenn Rio (19 Monate) im Frack mit dem Opa Motorrad fährt, wünscht sich manches Kind so eine „coole Familie“.