Kölner zur Wohnsituation„Die Mieten hier sind mehr als unverschämt!“
Köln – Teuer, knapp, heiß begehrt. Wohnungen werden immer knapper. In Köln werden jetzt schon die teuersten Mieten im Land verlangt.
Und Köln ist eine Stadt der Mieter, drei Viertel der Menschen wohnen so. Immer mehr Zuzügler zieht es hierher. Laut einer internen Berechnung müsste die Stadt bis 2019 fast 30 000 neue Wohnungen bauen, bis 2030 sogar 65 000 zusätzliche Wohnungen – eine Mammutaufgabe.
Inzwischen ist jede Wohnung, jeder Quadratmeter heiß umkämpft. Die Preise explodieren.
Wird das Veedel unbezahlbar?
Die Verdrängung hat schon eingesetzt. Die trifft nicht nur den Rand der Gesellschaft. Die Zukunftsfrage lautet, ob die Mitte der Gesellschaft noch lange in der Mitte der Stadt leben kann.
Eine Woche lang haben wir die wichtigsten Aspekte rund ums Wohnen in Köln beleuchtet.
Die Resonanz war enorm. Jetzt haben die Kölner das Wort.
Hier machen Kölner ihrem Unmut Luft
Svenja Serina: Die Mieten in Köln sind mehr als unverschämt und kaum noch zu bezahlen. Hier muss man schon Großverdiener sein.
Patrick Mallmann: Ich zahle knapp 900 Euro für vier Zimmer und 85 Quadratmeter. Dann kommt Strom, Einkäufe, Rechnungen und so weiter hinzu. Wir kommen manchmal kaum über die Runden.
Anja Heimbach: Die Mietpreise in Köln sind mittlerweile eine Frechheit, weil die Nachfrage so groß ist – dank der vielen Studenten und Neu-Kölnern. Und glaubt man, eine bezahlbare Wohnung gefunden zu haben, zwingen sie einen dazu, den Schrott in der Wohnung für unmögliche Abschläge zu übernehmen. So wird die Wohnungsnot ausgenutzt.
Patricia Faber: Der Wohnungsmarkt in Köln ist schrecklich. Als Student oder Azubi findet man kaum etwas Bezahlbares.
Melanie Vogl: Ich lebe mit meinem Ehemann und drei Kindern in einer Drei-Zimmer Wohnung. 690 Euro Staffelmiete. Wir finden keine größere Wohnung. Sie sind viel zu teuer. Die verlangten, hohen Mieten entsprechen dem Gehalt meines Mannes.
Beate Oberem: Wer unbedingt mit einer großen Familie in Köln leben möchte ... tja, der muss auch viel Geld verdienen. Das ist nicht schön, ist aber so.
Kübra Tuzkci Oruc: Mehr als 70 Prozent des Einkommens geht für die Miete drauf. Klar, ist die zu teuer, aber man bekommt selten etwas Günstiges. Die Mieten steigen ständig, das Gehalt bleibt.
Bald nur noch Bonzen und Singles in der Stadt?
Ralf Appelt: Wie in allen Großstädten wird auch hier nur Geld geschaufelt. Der soziale Wohnungsbau interessiert nicht mehr wirklich.
Daniela Waldenburg: Bald wohnen in Großstädten nur noch Bonzen und Singles. Ist das schön?
Petra Scheidgen: Zu den teuren Mieten kommt noch hinzu, dass es für große Familien in Köln keinen Platz gibt. Es gibt kaum Wohnungen, die groß genug sind.
Sven Trzeschewski: Ich habe mit meiner Frau und meinen vier Kindern dafür sechs Jahre gebraucht. Jetzt wohnen wir zwar in einer größeren Wohnung, dafür aber in einem sozialen Brennpunkt.
Peter Vogt: Die Mieten sind natürlich zu hoch, für Neubauten werden Fantasiepreise abgerufen. Alles Wohnungen für Singles und Doppelverdiener. Familien mit Kindern bleiben in Köln auf der Strecke. Wo soll das nur hinführen?
Judela Schrade: Die Kosten sind für Vermieter auch unheimlich hoch. Zudem werden ständig Auflagen von der Regierung geliefert. Wem die Stadt zu teuer ist, muss aufs Land ziehen.
Sabrina Grevenstein: Auf dem Dorf sieht es nicht anders aus. Wir suchen schon seit sieben Monaten eine Wohnungen mit zwei kleinen Kids (eineinhalb Jahre und zwei Monate). Wir bekommen auch nur zu hören, dass es mit zwei kleinen Kindern zu laut wäre.
Sascha Brungs: Ich habe für mich alleine sieben Jahre keine Wohnung gefunden. Die Kaltmieten waren ok. Dann rechnet man die Nebenkosten drauf, die teilweise höher sind als die Kaltmiete – und schon sucht man weiter.
Tobias Liers: Wohnungen in Köln sind viel zu überteuert – gerade in der City und in der Südstadt. Darum ziehen viele gebürtige Kölner leider ins Umland.
De Sonido: Ein Lottogewinn ist wahrscheinlicher, als eine bezahlbare Wohnung in Köln zu finden.
Torsten Koenen: Was ist denn heutzutage nicht zu teuer?
800 Euro – so viel bekommen Sie dafür
In der Kölner Innenstadt werden die höchsten Mieten verlangt – sogar von ganz NRW. Am Stadtrand und im Umland wird es günstiger.
Unsere Modellrechnung – erstellt von Kampmeyer Immobilien anhand aktueller Angebote und Mietpreise – zeigt, wie enorm das Gefälle ist.
Unsere Ausgangsfrage lautet: Wie viel Wohnung bekomme ich für 800 Euro?
In der südlichen Altstadt reicht diese Monatsmiete gerade mal für ein 2-Zimmer-Appartement – es ist eine typische Single-Wohnung.
Dafür ist die Erreichbarkeit top, den Kölner Hauptbahnhof erreicht man bequem in 15 Minuten.
Am Stadtrand wie etwa in Worringen reicht das Budget für eine 96 Quadratmeter große Wohnung – sie ist geeignet für eine kleine Familie.
Und im Speckgürtel wie in Erftstadt kann eine 4-köpfige Familie auf 124 Quadratmetern leben – mit entsprechenden Abstrichen bei der Erreichbarkeit.
Telefonaktion am Montag: EXPRESS-Leser fragen, Experten antworten
Am Montag, 12. September, können Sie fünf Experten löchern – von 11 Uhr bis 13 Uhr heißt es: EXPRESS-Leser fragen, Experten antworten.An den Telefonen sitzen für Sie:
- Franz-Josef Höing, Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen der Stadt Köln.
- Anne Luise Müller, Leiterin des städtischen Planungsamtes.
- Jürgen Becher, Geschäftsführer des Mietervereins Köln.
- Thomas Tewes, Geschäftsführer des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins.
- Roland Kampmeyer, Makler und Chef von Kampmeyer Immobilien.
Unter folgenden Telefonnummern sind die Wohn-Experten erreichbar:
02 21/777 002 –25 21, –31 38, –25 20 und –24 22.