„Man braucht nicht viel“Alle paar Wochen woanders: Kölnerin wagt mutiges Wohn-Experiment

Alexandra Schmidt sitzt auf dem Sofa in ihrer Wohnung in Köln-Deutz.

Alexandra Schmidt (27) gibt ihre kleine Wohnung in Köln-Deutz auf, um ein außergewöhnliches Wohn-Experiment zu starten.

In Köln eine Wohnung zu finden, ist bekanntermaßen schwierig. Eine Kölnerin gibt jetzt sogar ihre Wohnung auf, um nur noch als Housesitterin zu leben. Ein außergewöhnliches Projekt.

von Carolina Bosch

Köln. Die angespannte Lage auf dem Kölner Wohnungsmarkt ist allgemein bekannt. Alexandra Schmidt (27) hatte jedoch Glück und fand im Oktober schnell eine kleine Wohnung in Deutz. Doch die will sie jetzt wieder aufgeben – und zwar für ein abenteuerliches Projekt.

Alexandra will die nächsten vier Monate nur noch Housesitting machen. Ohne eigene Wohnung und nur mit wenigen Habseligkeiten. Ein außergewöhnliches Wohnkonzept.

Kölnerin will nur noch mit Housesitting leben

Housesitter übernehmen die Wohnung oder das Haus eines Fremden, der über eine gewisse Zeit nicht zu Hause ist. Der Sitter darf dort wohnen und kümmert sich um die Pflanzen, holt die Post rein oder versorgt die Haustiere. Im besten Fall schützen Housesitter sogar vor Einbrechern. Einige Agenturen bieten sogar die Vermittlung auch für Köln an.

Alexandra hat aber ihren eigenen Aufruf bei Facebook gestartet und erhielt direkt zahlreiche Antworten. Ab Ende August hat sie auch schon das erste Angebot. Dann wohnt sie für zwei Wochen in der Eifel.

„Ich habe schon viele verrückte Dinge gemacht“, verrät sie. Ein halbes Jahr lang reiste sie in einem Van durch Portugal und Spanien. Sie merkte, wie wenig sie eigentlich zum Leben brauchte und dass sie noch nachhaltiger leben könne. „Man braucht nicht viel“, verrät sie.

„Das Nachhaltige an dem Experiment ist, dass Wohnraum effizienter genutzt wird und nicht leer steht“, erklärt Alexandra, die sich auch beruflich und in ihrem Podcast „Ankerblatt“ viel mit dem Thema beschäftigt.

Kölnerin startet Housesitting-Experiment: „Ich bin überall zu Hause“

Ihre 35 Quadratmeter große Wohnung vermietet sie unter und ihre Habseligkeiten möchte sie spenden oder einlagern. Nur Kleidung, ein paar elektronische Geräte und wichtige Dokumente nimmt sie mit. „Wenn mir das Experiment nach vier Monaten gefällt, kann ich mir auch vorstellen meine Wohnung ganz aufzugeben", überlegt Alexandra.

An die Wohnungen stellt sie nur wenige Anforderungen. Eine gute Verkehrsanbindung und Internet sollte sie haben. Nach dem Housesitting in der Eifel hat sie schon ein Angebot für zwei Wochen in Köln. Immer wieder die Wohnung zu wechseln, macht der 27-Jährigen nichts aus. „Ich bin überall zu Hause“, erklärt sie.

Housesitting ist in Deutschland noch nicht verbreitet

Sie wünscht sich, dass sich das Konzept in Deutschland mehr ausbreitet. „Kulturell bedingt sind die Menschen hier eher skeptisch, Fremde in das eigene Haus zu lassen, während man selbst nicht da ist. Meiner Erfahrung nach wird Offenheit aber meistens mit guten Erfahrungen belohnt.“