Die Kölnerin Jessika Nilsson wurde bei einem Unfall in Südafrika lebensgefährlich verletzt.
In beliebtem ReisezielKölnerin bei Unfall lebensgefährlich verletzt – jetzt erhebt sie schwere Vorwürfe
von Adnan Akyüz (aa)
So schnell kann der Traum zum Alptraum werden. Die Kölnerin Jessika Nilsson (34) ist bei einem Unfall in Südafrika lebensgefährlich worden. Jetzt liegt sie im Krankenbett und kann nicht zurück nach Deutschland. EXPRESS.de hat mit ihr gesprochen.
Jessika Nilsson aus der Kölner Südstadt hat es übel erwischt. In Kapstadt ist es Anfang März zu einem beinahe tödlichen Unfall gekommen. Die bittere Bilanz: Schwere Verletzungen an Bauch, Lungen und Brustbein sowie fünf Brüche am Rückgrat. Eine lebensgefährliche OP und dann eine Woche Intensivstation.
Kölnerin bei Unfall in Südafrika lebensgefährlich verletzt
Das alles, weil ihr Uber-Fahrer über eine rot zeigende Ampel gefahren sei, wie sie im Gespräch mit EXPRESS.de schildert.
Die Schwedin wohnt und arbeitet in Köln, verbringt seit ein paar Jahren die Wintermonate in Südafrika. Dort arbeitet sie im Bereich Geschäftsentwicklung, wie sie sagt.
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Was sie erlebt hat, schildert sie so: „Mein Uber fuhr mitten in der Stadt. Die Fahrt verlief gut, bis wir eine Kreuzung in der Innenstadt erreichen. Die Ampel zeigte rot, aber der Fahrer bremste nicht ab. Das Nächste, was ich sehe, ist der weiße Pickup, der direkt auf uns zufährt. Er erwischt uns seitlich und wir prallten in einen Laden. Ich lag da und dachte nur noch, dass es möglich ist, dass ich hier sterbe.“
Jetzt kämpft sie sich zurück ins Leben, wird aber nie so werden wie vor dem Unfall. „Ich wollte eine Familie gründen, das könnte jetzt schwierig werden. Es ist so tragisch. Ich möchte Kinder haben, aber das wird vielleicht nicht passieren. Wegen der Operation muss ich mindestens zwei Jahre warten, bevor ich schwanger werden darf. Dann bin ich 37, und dann ist es vielleicht zu spät. Und selbst wenn es möglich wäre, wäre es riskant“, sagt sie.
Zurzeit lebt sie in einem Haus in Kapstadt, das ihrer Familie gehört. Ihr Bruder kümmert sich um sie, ihre Mutter sei nach dem Unfall zu ihr gekommen, um sie zu versorgen.
Neben dem schweren Unfall ärgert sie sich über die Reaktion des Fahrdienstleisters Uber. „Mir wurden die vollen 2 Euro für die Fahrt erstattet und der Fall wurde damit abgeschlossen. Man erzählte mir, dass man traurig sei, da ich auf der Intensivstation gelegen habe und mit der Qualität des Autos nicht zufrieden war. Für mich ist der Fall aber noch nicht abgeschlossen“, erklärt sie.
Sie hat sich in den Niederlanden, dem Hauptsitz von Uber, einen Anwalt genommen und will zivilrechtlich auf Schmerzensgeld klagen. Denn sie sieht Uber in der Pflicht, wie sie erklärt: „Uber verdient Milliarden mit dem Ruf, sich um Sicherheit zu kümmern und Sicherheitsgarantien zu bieten. In Südafrika garantiert Uber, dass die Autos nicht älter als drei Jahre sein dürfen. Bei meinem Uber handelte sich aber um einen südafrikanischen VW Polo aus dem Jahr 2012.“
Zur Erklärung sagt sie noch, dass die Automodelle in Südafrika, darunter auch ihr Uber-Wagen, in der EU nicht zugelassen seien. Diese südafrikanischen Polos hätten auch nur eine begrenzte Lebenszeit. So gebe es eine Reihe von Auflagen, die Fahrer erfüllten müssen, wenn sie für Uber fahren wollen.
Der Wagen habe aber ein sehr schlechtes Fahrwerk gehabt und der Gürtel sei zum Zeitpunkt des Unfalls völlig verschlissen gewesen. „Alle lebensgefährlichen Verletzungen, die ich hatte, wurden durch den Gürtel verursacht. Ein moderner Polo, wie Uber garantiert, mit neuem Gürtel, und ich hätte wahrscheinlich überhaupt keinen ernsthaften Schaden erlitten“, sagt sie.
Hinzukommt, dass der Fahrer laut Jessika Nilsson der Polizei keinen Führerschein vorzeigen konnte und plötzlich vom Unfallort verschwunden sei. Die Polizei habe erklärt, dass der Fahrer vermutlich des Landes flüchtig sei, da viele Fahrer aus Zimbabwe stammten. Zudem sei das Auto auch nicht versichert gewesen, obwohl Uber das garantiere.
Jessika Nilsson ist der Ansicht, dass der Wagen hätte niemals für Uber registriert werden dürfen. Wie sie erfahren habe, gebe es aber ein Netzwerk, dass systematisch unsicheren Autos und unqualifizierten Fahrern gefälschte Dokumente organisiere, damit sie für Uber fahren könnten.
Im Auftrag von „Dekra“ inserieren korrupte Inspekteure etwa bei Facebook, dass sie für 10 bis 50 Euro „Problemautos“ durchgehen lassen und Fahrer, die sich etwa wegen Vorstrafen nicht qualifizieren, mit gefälschten Dokumenten versorgen und sogar gefälschte Versicherungen anbieten.
Jessika Nilsson ist jetzt noch in Behandlung. Wann sie zurück nach Köln kommen kann, ist noch unklar. Sie will jetzt vor Gericht ziehen. Ob sie nach dem schlimmen Erlebnis dann noch mal Kapstadt will? „Ja“, sagt sie. „Ich liebe Südafrika. Das ist meine zweite Heimat. Uber werde ich aber wohl nicht mehr fahren.“