Jahrelang leerFrüher war hier Kölns legendäre Kneipe – nach Ende einer Ära ist die Nachfolge endlich klar

Fassade des ehemaligen Roxy an der Aachener Straße in Köln. Die Fassade weist auf einen bald öffnenden Frühstücksladen hin.

An der Aachener Straße 2 war mal einer der legendärsten Kölner Clubs zu Hause: das Roxy. Jetzt eröffnet ein neuer Laden mit ganz anderer Zielgruppe. Das Foto wurde am 22. Juni 2024 aufgenommen.

In der Heimat des ehemaligen Roxy kündigt sich eine Neueröffnung an. Die Zielgruppe indes ist eine ganz andere.

von Thomas Werner  (tw)

Es war ein Corona-Hammer, der Kölnerinnen und Kölnern mächtig weh tat: Vor fast genau vier Jahren wurde bekannt, dass das „Roxy“, Kölns legendäre Kneipe an der Aachener Straße, auch nach der Pandemie nicht mehr öffnet. Das Ende einer Ära!

Seitdem: Stillstand. Der Laden an der Aachener Straße 2 stand lange still, erst in den vergangenen Monaten kam wieder Bewegung in die Sache. Die Schrift auf der Fassade verrät jetzt das neue Konzept: „Breakfast City. American Kitchen. Coming“. Und: „Food. Beats. Shows. Breakfast. Lunch. Dinner. Culture“.

Neuer Laden eröffnet an Aachener Straße – in der Heimat des Roxy

Keine Kneipe mehr, dafür ein Frühstücksladen nach US-Vorbild. Die amerikanische Ecke (direkt daneben ist das „Joe Champs“) wird also weiter ergänzt. Offenbar werden auch noch Mitarbeitende gesucht, das verrät ein weiterer Aufdruck an den Türen.

Die Zeichen stehen auf Umbruch. Nach EXPRESS.de-Informationen wäre auch eine frühere Eröffnung möglich gewesen, allerdings soll es Probleme in Sachen Baugenehmigung gegeben haben.

Foto einer Außenfassade eines Lokals. Dort wird auf fehlendes Personal hingewiesen.

Auch der neue Laden sucht, wie so viele in der Gastronomie, noch Personal. Das Foto wurde am 22. Juni 2024 aufgenommen.

Auch die legendäre Roxy-Leuchtreklame ist natürlich längst verschwunden. Bis die neue angebracht wird, sind allerdings noch die Abdrücke erkennbar. Mit deren Verschwinden ist dann auch das letzte Überbleibsel des Roxy Geschichte.

Das Kult-Lokal eröffnete 1974, blieb bis 1983 an der Maastrichter Straße 20. „Ich habe Anfang der 70er so häufig in Kneipen rumgehangen, dass ich irgendwann fand, dass es lukrativer sei, in einem eigenen Lokal Kölsch zu trinken“, sagte der legendäre Wirt Horst Leichenich einmal im EXPRESS-Gespräch. Er verstarb im September 2021.

Das Roxy war anders – und traf einen Nerv der Zeit. Statt Heino oder Heintje gab es hier Velvet Underground, David Bowie oder Roxy-Music zu hören. Das lockte die jungen Kreativen der Stadt an. Heiner Lauterbach verkehrte hier in seinen Jugendjahren – oder Dirk Bach, der als Jugendlicher immer früh nach Hause musste, „weil er am nächsten Tag Schule hatte“, so Horst Leichenich.

Diese Läden gibt es in Köln nicht mehr

Kölner Traditionsgeschäfte, die schließen mussten

Jeans Palast auf der Schildergasse

Im Jeans Palast haben Generationen von Kölnerinnen und Kölnern in den vergangenen 38 Jahren ihre Jeans gekauft. Der Mietvertrag wurde 2016 allerdings nicht verlängert, das Haus auf der Schildergasse wurde abgerissen und neu gebaut.

Gummi Grün: Das weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus bekannte Traditionsgeschäft auf der Richmodstraße in der Kölner Innenstadt musste nach 138 Jahren schließen.

Dichtungen, Gummistiefel, Badeschlappen, Arbeitshandschuhe – bei Gummi Grün auf der Richmodstraße gab es fast alles, was mit Gummi zu tun hat. Im Juni 2022 wurde die Schließung veranlasst.

Der Feinkostladen Hoss an der Oper Köln

Nach 120 Jahren musste das Feinkostgeschäft Hoss an der Oper auf der Breite Straße Ende 2019 für immer schließen.

Jacobi Kölner Traditionsgeschäfte

Das Kölner Damenmodehaus Jacobi an der Ecke Hohe Straße/Gürzenichstraße machte im April 2017 dicht. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verloren ihren Job.

Die Bäckerei Schlechtrimen in Köln-Kalk

Die Bäckerei Schlechtrimen auf der Kalker Hauptstraße wollte als Traditionsbäckerei im Jahr 2022 eigentlich ihr 90-jähriges Bestehen feiern. Seit dem 2. Oktober 2022 hat das Geschäft geschlossen.

Porcelaine Blanche auf der Ehrenstraße

Porcelaine Blanche auf der Ehrenstraße musste 2017 schließen. Das Porzellan-Fachgeschäft verwies die Stammkundschaft damals auf die Zweitfiliale in Düsseldorf.

Blick in den Laden von Wild & Geflügel Brock an der Apostelnstraße

Die Metzgerei Wild & Geflügel Brock an der Apostelnstraße musste nach 111 Jahren und in vierter Generation geführt 2017 schließen. Vor allem kurz vor Weihnachten standen Kölnerinnen und Kölner hier Schlange.

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An der Theke standen damals noch unbekannte Künstler wie Sigmar Polke (†), der es später zu Weltruhm brachte.

Auch Udo Kier, später als Schauspieler in Hollywood erfolgreich, kellnerte hier mal. Allerdings mit mäßigem Erfolg, wie Leichenich mal berichtete. „Der hat Bierdeckel auf die Theke gelegt – aber die falschen. Das waren die, auf denen man anschreiben ließ! Ich hab's bemerkt, als es schon zu spät war: Alle nass – nix mehr zu lesen.“

Nach 46 Jahren war 2020 Schluss. Jetzt weht ein neuer Wind. Ob auch im neuen Frühstückslokal noch Roxy-Atmosphäre zu spüren sein wird. Es wäre ein letztes Detail – alles andere ist bald endgültig Geschichte.