Der SC Blau-Weiß Köln hat seit Monaten keine Umkleidekabinen oder sanitären Anlagen. Das Problem liegt im spektakulären Gemäuer.
„Wir haben gar nichts“Fußballclub hilflos: Kölns spektakulärste Umkleiden seit Monaten gesperrt
Mit fünf Senioren-, 15 Jugend- und einer Frauenmannschaft gehört der SC Blau-Weiß Köln zu den größten Fußballvereinen im Stadtgebiet. Es gehört viel logistisches Geschick dazu, diese große Anzahl an Spielerinnen und Spieler für Trainingszeiten auf den alten Aschen- und den modernen Kunstrasenplatz am Militärring, unweit des Geißbockheims, zu verteilen.
Was jedoch nicht nur bei einer solchen Größe eines Vereins ziemlich schwer ins Gewicht fällt, ist, wenn die sanitären Anlagen von städtischer Hand gesperrt werden – und das mittlerweile seit vielen Monaten. Die Duschen, Umkleidekabinen und Toiletten befinden sich in einem spektakulären Kölner Gemäuer. Doch begehbar sind sie nicht.
Umkleiden in Kölner Fort seit Monaten gesperrt – „so etwas noch nie erlebt“
Die sanitären Anlagen des SC Blau-Weiß Köln befinden sich innerhalb des Fort Decksteins. Das Fort VI, so der offizielle Name, wurde ab 1873 als erstes der zwölf großen Forts rund um Köln erbaut und drei Jahre später schließlich eröffnet. Die Nachkriegsnutzung war hauptsächlich dem Sport verschrieben. Später kamen auch Proberäume für Kölner Rockbands hinzu.
Für den SC Blau-Weiß Köln aus Lindenthal, dessen beiden Sportplätze rund 100 Meter vom Fort entfernt liegen, wurden in dem altehrwürdigen Gemäuer sowohl die sanitären Anlagen als auch ein Clubheim errichtet.
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Seit Winter 2023 kann der Verein, dessen erste Mannschaft seit sechs Spielzeiten durchgängig in der Bezirksliga antritt, jedoch weder die Duschen oder Toiletten, noch die Umkleidekabinen betreten. Es gab einen Rohrbruch in dem denkmalgeschützten Fort, es schimmelte, die Stadt schloss die Türe ab und die Spielerinnen und Spieler von Blau-Weiß stehen seitdem sprichwörtlich auf der Straße.
Von der Stadt wurden dem Verein mobile Duschkabinen sowie zwei Dixi-Klos zur Verfügung gestellt.
Raffaelo Wolf, der sportliche Leiter des Kölner Fußballclubs, sagt gegenüber EXPRESS.de: „In den Duschkabinen reicht der Platz für vielleicht zehn Personen – und das für die Heim- und Auswärtsmannschaften wohlgemerkt. Die zwei mobilen Toiletten stehen für jede und jeden frei zugänglich mitten im Wald, sehen öfters also auch dementsprechend aus. Ich bin schon lange im Amateurfußball unterwegs, aber so einen Zustand über so eine lange Zeit habe ich auch noch nicht erlebt.“
Kölner Club seit Monaten ohne Kabinen – Zoff beim ersten Saisonspiel
Die gesamte Rückrunde der vergangenen Saison standen dem SC Blau-Weiß bereits keine Umkleidekabinen oder sanitären Anlagen zur Verfügung. Für die Heim- und Auswärtsteams heißt es seitdem: Umziehen im Freien.
„Die allermeisten Vereine haben für unsere Situation, für die wir zusammenfassend einfach nichts können, auch großes Verständnis. Wir haben im Vorfeld der neuen Saison auch allen Mannschaften mitgeteilt, dass sich bislang leider noch nichts daran geändert hat.“
Zum Saisonauftakt am vergangenen Sonntag (25. August 2024) gab es dann aber doch Ärger. Der TV Hoffnungsthal war bei Blau-Weiß zu Gast, musste sich ebenfalls wieder im Freien umziehen und dort auch die Besprechungen abhalten.
Maciek Gawlik, der sportliche Leiter vom TVH, sagte nach der 3:6-Niederlage gegenüber EXPRESS.de: „Wir kennen die Situation dort aus der vergangenen Rückrunde und haben uns damit abgefunden. Wenn der sportliche Leiter von Blau-Weiß jedoch im Vorfeld bereits ankündigt, dass es einen Besprechungsraum gäbe, in diesem sich aber nur die Heimmannschaft umziehen darf, muss ich schon ein wenig mit dem Kopf schütteln. Ich wurde so erzogen, dass man seinen Gästen erst einmal den Vortritt gewährt.“
Raffaelo Wolf von Blau-Weiß kontert: „Wir haben keinen Besprechungsraum, wir haben gar nichts. Wir haben am Sonntag drei Senioren-Heimspiele sowie davor noch Partien der Jugend gehabt. Es gibt aktuell einfach keine Alternative für uns. Wenn wir könnten, würden wir jeder Mannschaft auch noch einen eigenen Behandlungsraum zur Verfügung stellen, aber es geht einfach nicht. Wir geben unser Menschenmögliches, aus dieser prekären Situation irgendwie noch das Beste zu machen.“
Denn nach nun einigen Monaten ohne sanitäre Anlagen wächst auch in den eigenen Reihen die Ungeduld. „Natürlich wird die Frustration größer. Sind wir mal ehrlich: Wer geht schon gerne auf ein Dixi-Klo? Und dann noch, wenn diese auch noch frei zugänglich für jeden sind. Wir würden gerne auch mehr Duschcontainer haben, aber die gibt es laut Stadt nicht“, sagt Raffaelo Wolf.
Doch der sportliche Leiter des Kölner Traditionsvereins von 1906 sagt auch, dass der Zusammenhalt im Verein trotz der geschlossenen Kabinentrakte im denkmalgeschützten Gemäuer bislang erhalten geblieben sei: „Wir sind ein familiärer Verein, ein Veedel, das zusammensteht. Bei uns bekommt auch kein Spieler Geld, wir setzen viel auf Teamgeist und Identifikation. Wann wir unseren Teams und den Gegnermannschaften die Umkleiden allerdings wieder zur Verfügung stellen können, kann ich nicht sagen.“
Stadt Köln äußert sich zu Kabinen-Fiasko: Es hilft nur eine Gesamtsanierung
EXPRESS.de hat bei der Stadt, die für die Sanierung der Umkleidekabinen und der sanitären Anlagen zuständig ist, nachgefragt. Wie geht es für den SC Blau-Weiß Köln weiter?
Ein Sprecher äußert sich so: „Die Gesamtsanierung des denkmalgeschützten Fort Deckstein ist aufgrund seiner besonderen Lage eine komplexe Aufgabe. Teilsanierungen der Umkleiden mit den sanitären Anlagen wurden in der Vergangenheit immer wieder durchgeführt, die allerdings aufgrund der baulichen Gesamtsubstanz des Forts zu keiner dauerhaften Lösung geführt haben. Im Ergebnis verbessert sich die Umkleide- und Duschmöglichkeit im Fort selbst nur über eine Gesamtsanierung.“
Eine konkrete Antwort sieht anders aus – und Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation für den SC Blau-Weiß bleibt nach diesem Statement der Stadt wohl auch erstmal aus.
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Kann der Verein denn mit weiterer Unterstützung der Stadt in Sachen Aufstockung der mobilen Container hoffen? „Die Duschcontainer und die mobilen Toiletten orientierten sich bei der Aufstellung am Bedarf. Für die Aufstellung weiterer Container und mobiler Toiletten ist zu beachten, dass das Fort unter Denkmalschutz steht und in einem Naturschutzgebiet liegt“, sagt ein Sprecher.
Auch hier gilt wohl: Eine konkrete Antwort sieht anders aus. In naher Zukunft müssen sich die Teams wohl demnach weiter im Freien umziehen und die Akteure und Fans sich mit den beiden Dixi-Klos zufriedengeben. Die mutmaßlich außergewöhnlichsten Umkleidekabinen in Köln werden für den SC Blau-Weiß immer mehr zum spektakulären Albtraum.