Im Kölner Nobelviertel Marienburg reiht sich eine prächtige Villa an die nächste. Ein Treffpunkt für die wohlhabenden Menschen – aber auch für alle anderen – ist das „Büdchen“ am Südpark.
„Hier sind alle gleich“Champagner und Pizza: Kölns verrücktestes Büdchen im Nobel-Veedel
In Kölns Novelviertel kommen die Menschen zusammen – das ist das Ziel von drei Männern, die neben ihren Hauptberufen im vergangenen September das „Büdchen“ an der Bushaltestelle Marienburg Südpark komplett umgestaltet und neu eröffnet haben.
Die Kumpels Anton Jurina, Sven-Oliver Pink und Ben Ruedinger stürzten sich vor knapp einem Jahr ohne gastronomische Vorkenntnisse in das Abenteuer. Sie schafften in Köln-Marienburg einen Ort zum Verweilen für die wohlhabende Nachbarschaft, aber auch für Handwerker, KVB-Mitarbeitende und alle andere Personen, die Lust auf eine Abkühlung oder eine Stärkung haben. „Hier sind alle gleich“, betont Betreiber Anton Jurina gegenüber EXPRESS.de.
Büdchen in Kölner Luxus-Veedel: Ein Ort für alle
Im sonst ruhigen Marienburg bietet das „Büdchen“, so der simple wie zutreffende Name, einen Ort zum Austauschen und Schnacken. Rund um das Büdchen bieten viele Sitzgelegenheiten Platz für die Gäste, der Künstler Simon Mullan entwickelte im Außenbereich einen auffallenden Tresen, der eine gewisse Kneipen-Atmosphäre schaffen und das Büdchen so zum Begegnungsort machen soll.
Die drei Betreiber, die alle unweit des Büdchens mit ihren Familien wohnen, stürzten sich im vergangenen Herbst ohne lange nachzudenken in die Arbeit. „Sven-Oliver, Ben und ich sind Unternehmer. Als Sven-Oliver von dem Betreiberwechsel erfuhr und uns fragte, ob wir uns das vorstellen können, war ich sofort Feuer und Flamme“, sagt Anton Jurina gegenüber EXPRESS.de.
Marienburg sei sonst ein eher verschlafenes Veedel, ohne viele Gastro-Angebote oder sonstige Geschäfte. „Somit wollten wir hier einen Treffpunkt für die Nachbarschaft kreieren. Aber auch einen Ort, an dem wir zusammen mit unseren Familien eine gute Zeit haben können“, erklärt Anton Jurina.
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Die drei Kumpels gestalteten das Büdchen, das aufgrund seines Container-Looks an seine Vergangenheit als KVB-Häuschen erinnert, komplett um: „Wir haben es vollständig saniert und renoviert, viel offener gestaltet. Den früheren Gastraum haben wir umgestaltet, den brauchen wir jetzt ja anderweitig.“
Das ist nämlich eine weitere Besonderheit des Marienburger Büdchens: Neben Getränken, Brötchen und Kuchen gibt es von dienstags bis sonntags ab 12 Uhr auch selbstgemachte neapolitanische Pizza aus dem 450-Grad heißen Pizzaofen. Wie kamen die Betreiber auf diese besondere Idee?
Selbstgemachte Pizza an Kölner Büdchen – 100 Stück pro Tag
„Ein Kumpel von Sven, Dominik heißt er, hatte die verrückte Idee. Er ist Vize-Europameister im Pizzabacken und hat also eine nachweisliche Expertise. Und irgendwie hat es uns gleich gepackt. Wir machten zusammen einen Trip nach Neapel, schauten uns dort viele Pizzerien an, lernten Lieferanten kennen. Und seit Januar 2024 bieten wir nun auch unsere eigenen neapolitanischen Pizzen an“, erklärt Betreiber Anton Jurina.
Zwölf verschiedene Variationen stehen auf der Karte, die Pizzen können entweder vor Ort gegessen oder auch mitgenommen werden. Die „Marinara“ (9 Euro) und die „Margarita“ (9,50 Euro) gibt es für unter zehn Euro, am teuersten ist die „Amalfi“, unter anderem mit Wildgarnelen, für 16 Euro.
Einmal in der Woche wird das Büdchen mit Produkten von der Amalfiküste beliefert – unter anderem kommen der Fior-di-Latte-Käse, die Tomaten oder die Zitronen direkt aus Italien.
„Unsere Gäste nehmen dieses besondere Angebot wirklich gut an. Das ist erstmal nicht selbstverständlich, denn übliche Büdchen sind normalerweise ja nicht dafür bekannt, dass dort frische selbstgemachte Pizzen verkauft werden. Wir verkaufen knapp 100 Pizzen am Tag, also hat sich dieses anfängliche Risiko gelohnt“, sagt Jurina.
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Der gebürtige Brasilianer und gelernte Koch Thiago ist für die neapolitanischen Pizzen im Büdchen verantwortlich, er war beim Neapel-Trip der Betreiber ebenfalls dabei. Darüber hinaus sind weitere acht Personen im Büdchen angestellt – aber auch die Betreiber selbst stehen bei Bedarf hinter dem Verkaufstresen.
„Es macht uns natürlich schon stolz zu sehen, dass unser Konzept gut angenommen wird. Vor allem bei gutem Wetter an Wochenenden ist hier richtig viel los, aber natürlich spielen diese äußeren Faktoren da stark mit rein. Bei mieserem Wetter ist weniger los, es ist also so etwas wie ein Saisongeschäft“, sagt Anton Jurina.
Ein Geschäft, das nicht priorisiert darauf ausgelegt ist, viel Geld zu verdienen, wie der Betreiber EXPRESS.de verrät: „Wir sind froh, wenn die Renovierungskosten irgendwann wieder drin sind.“
Wer Lust hat, selbst einmal beim Luxus-Büdchen in Marienburg, bei dem selbstverständlich auch Champagner (59 Euro pro Flasche) angeboten wird, vorbeizuschauen, wird sich beim Eingeben ins Navi wundern – die Adresse lautet nämlich Am Südpark 0.
Dieses Kuriosum hat das Büdchen vermutlich seiner Vergangenheit als KVB-Häuschen zu verdanken und sorgte sowohl bei den Betreibern als auch bei den Gästen bereits für einige Lacher. Aber genau darum soll es im Endeffekt ja auch gehen.