Wegen Körperverletzung verurteilt wurde ein Mann nach einer Aktion gegen die „Letzte Generation“ in Köln. Die Strafe aber sollten andere zahlen. Doch der Plan geht nicht auf.
Eklat in Köln„Letzte Generation“: Böse Niederlage für Bettel-Täter (44)
Der 6. Januar 2023 hallt für Sebastian H. noch immer nach. Der 44-Jährige war mit seinem Auto in Köln unterwegs, als gegen 12 Uhr eine Demonstration der „Letzten Generation“ an der Pipinstraße den Weg blockierte.
Zehn Personen hatten sich auf die zentrale Verkehrsachse auf Höhe der Kreuzung mit der Hohe Straße nahe der „Galeria“ gesetzt, einige klebten sich mit ihren Händen auf dem Asphalt fest.
Mann wird wegen Aktion gegen „Letzte Generation“ in Köln verurteilt
H. verliert die Nerven, schleift einen Festgeklebten selbstständig von der Straße. Das Opfer hat Schmerzen an der Hand, gegen H. wird ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung eingeleitet. Das Urteil: 3000 Euro Geldstrafe.
„Ich musste pünktlich zu einem Facharzttermin, auf den ich vorher sehr lange warten musste“, schreibt H. im Netz jetzt zu seiner eigenen Spendenkampagne. Unglaublich: Die 3000 Euro wollte er sich durch Spenden zurückholen! „Da mir bei Nicht-Zahlung eine Ersatzfreiheitsstrafe droht, möchte ich um Unterstützung bitten. Für jeden Cent bin ich sehr dankbar“, schreibt er weiter.
Verurteilt werden und andere zahlen lassen? Ein mindestens kurioser Plan, der aber nicht aufgeht. Seit Mitte August 2023 lief die Spendenaktion, von den erhofften 3000 Euro waren gerade einmal 55 Euro zusammengekommen.
Und: Nach der Berichterstattung von EXPRESS.de am Sonntag (17. September) hat auch die Spendenseite „GoFundMe“ reagiert. Wie eine Sprecherin gegenüber EXPRESS.de bestätigte, wurde die Kampagne gestoppt! Selbst die wenigen gespendeten Euros sollen wieder an die Spenderinnen und Spender zurück gehen.
Immerhin: Ein Fünkchen Reue lässt sich aus den Worten des 44-Jährigen, der sich im Netz mit seinem Namen zu erkennen gibt, durchaus lesen. Er habe zunächst einen der Aktivisten gebeten, ihn wegen des Arzttermins durchzulassen. Das wurde verneint. „Da habe ich rot gesehen, ihn am Kragen gepackt und direkt von der Straße gezogen. Dabei habe ich übersehen, dass er sich mit den Händen auf der Straße festgeklebt hatte“, schreibt H.
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Zunächst war ihm sogar ein Raub zur Last gelegt worden, da er den Rucksack des Demonstranten gepackt und weggeworfen hatte. Dieser Vorwurf wurde aber später fallen gelassen.
„Letzte Generation“: Acht Straßenblockaden in Köln im Januar und Februar 2023
Die Kleber-Aktionen der Letzten Generation häuften sich besonders zu Beginn des Jahres 2023 extrem. Alleine in Köln gab es im Januar und Februar acht Straßenblockaden. Die Kritik in der Öffentlichkeit an den Aktionen wurde lauter, in vielen Städten wurden Autofahrer und -fahrerinnen selbst handgreiflich und entfernten Demo-Teilnehmende von der Straße.
Die „Letzte Generation“ will neben einem generellen Umdenken auf politischer Ebene vor allem die Einführung eines Gesellschaftsrats durchdrücken, in dem über das klimapolitische Vorgehen in Deutschland gesprochen und abgestimmt wird.
Der Protest am 6. Januar richtete sich aber auch speziell gegen den (damals noch geplanten) Abriss des Dorfes Lützerath zugunsten der Kohleförderung durch den Energiekonzern RWE.