Eine Unterstützerin und ein Unterstützer der „Letzten Generation“ sind in Köln verurteilt worden.
Prozess „Letzte Generation“Klimakleber sorgen für Tränen – Kölner Richterin knallhart
Saftige Geldstrafe für Maike V. und Sebastian B. (beide 31, beide Namen geändert): Die zweifache Mutter und der wissenschaftliche Uni-Mitarbeiter sind am Donnerstag (23. März 2023) vor dem Kölner Amtsgericht wegen Nötigung schuldig gesprochen worden.
Ihnen war vorgeworfen worden, sich am 1. Juli an der Inneren Kanalstraße/Ecke Gleisdreieck auf der Fahrbahn festgeklebt und so den Verkehr lahmgelegt zu haben. Am Mittwoch waren Angeklagte der „Letzten Generation“, die sich nicht festgeklebt hatten, mit Geldstrafen von 200 Euro davon gekommen. Doch diesmal griff die Richterin zu deutlich härteren Strafen.
Urteil in Köln gefallen: Angeklagte sorgten zuvor für Tränen und Applaus
Maike V. und Sebastian B. müssen demnach 2250 beziehungsweise 1200 Euro Geldstrafe bezahlen. Auch wenn ihr Ziel berechtigt sei, müssten sie sich an Gesetze halten, hieß es in der Urteilsbegründung.
Der Prozess hatte am 14. März 2023 begonnen. Damals schlug Verteidiger Frank Hatlé gleich zu Beginn ein Rechtsgespräch vor, mit dem Ziel, das Verfahren einzustellen. Beide Angeklagten sind nicht vorbestraft. In dem Gespräch stimmte die Staatsanwaltschaft einer Einstellung aber nicht zu, sodass die Verhandlung normal begann. Beide Angeklagten nahmen zu den Vorwürfen Stellung – und sorgten im Publikum für Tränen.
Sie sei jetzt 31 und schon als sie Kind war, sei Erderwärmung Thema gewesen, erzählte Maike V. „Es galt damals schon als etwas, das in unserer Verantwortung liegt.“ Sie sei Veganerin geworden, verzichte auf Flugreisen. „Ich machte anderen Vorwürfe, warum sie noch Fleisch essen und in den Urlaub fliegen“, erinnerte sie sich.
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2017 wurde sie zum ersten Mal Mutter. „Als mein Kind sechs Wochen alt war, begann ich, mich bei ‚Parents for Future‘ zu engagieren. Ich konnte nachts nicht schlafen bei dem Gedanken, in was für einer Welt meine Kinder leben werden.“
Prozess gegen Klimakleber in Köln: Angeklagte mit eindringlichen Worten
Die 31-Jährige weiter: „Meine Kinder sahen, wie in Köln die Bäume im Juni ihre Blätter verloren. Und sie fragten, warum alle mit dem Auto fahren, wo die doch die Luft dreckig machen.“ Als sie von der „Letzten Generation“ erfuhr, sei sie erleichtert gewesen. „Weil sie den Klimaschutz auf eine andere Stufe bringen, die nicht ignoriert werden kann.“
Maike V. stellte klar, dass sie aus voller Überzeugung an der Blockade teilgenommen hätte. „Ich sehe nicht viele andere Möglichkeiten“, erklärte die zweifache Mutter. „Ich möchte später wenigstens sagen können, dass ich zumindest etwas getan habe.“
Der Mitangeklagte Sebastian B. gab zu, dass auch er sich am 1. Juli auf die Straße gesetzt hat, „um junge Menschen mit der Klimakrise nicht alleine zu lassen.“ Er habe damals mit betroffenen Autofahrenden gesprochen und dringlich darauf hingewiesen, dass man zusammenhalten müsse. Die Worte beider Angeklagten sorgten im Publikum für große Emotionen. Einige weinten, andere klatschten zustimmend.
Urteil in Köln gefallen: Weitere Verfahren gegen „Letzte Generation“
Die festgeklebten Hände von Maike V. und Sebastian B. waren im Juli von Kräften der Feuerwehr gelöst worden, nachdem drei Mitstreitenden, die nicht festgeklebt waren, von der Polizei weggetragen worden waren. 20 bis 30 Minuten habe es gedauert, bis eine Spur wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte, schätzte der damalige Einsatzleiter, der als Zeuge aussagte. In der Zeit sei kein Durchkommen gewesen.
Allerdings beteuerte die Angeklagte Maike V., dass es bei diesen Protesten immer Beteiligte gebe, die sich nicht ankleben, um eine Rettungsgasse bilden zu können. Bei der Blockade am 1. Juli sei zum Beispiel ein Bluttransporter durchgelassen worden.
Aktuell bearbeitet die Kölner Staatsanwaltschaft 24 Verfahren gegen Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“, so WDR-Informationen. Dabei geht es auch um die Farbattacke auf das Reiterstandbild an der Hohenzollernbrücke am 16. März 2023.