„Letzte Generation“Neue Protestform auch in Köln – „deutlich anschlussfähiger als das Festkleben“

Klimaaktivisten und Aktivistinnen laufen im Protestmarsch in Köln mit.

Zahlreiche Klimaaktivisten und -aktivistinnen schlossen sich am Mittwoch (31. Mai 2023) dem Protestmarsch der „Letzten Generation“ in Köln an.

Die Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ hat am Mittwoch in Köln erneut für Aufsehen gesorgt – diesmal aber nicht mit einer Klebeaktion.

Protestmarsch in Köln! Am Mittwoch (31. Mai 2023) hieß es diesmal nicht festkleben auf der Straße, sondern losmarschieren – für die „Letzte Generation“ eine völlig „neue Protestform“.

Um 16 Uhr ging es los: Vom Ebertplatz aus marschierten rund 200 Menschen über das Konrad-Adenauer-Ufer in Richtung Kölner Innenstadt – immer mit dabei: eine Polizei-Eskorte.

Kein Kleber auf Kölns Straßen: „Letzte Generation“ protestiert wieder

Mit großen Plakaten und Protestrufen machten die Aktivisten und Aktivistinnen auf sich aufmerksam: „Klima schützen ist kein Verbrechen“, riefen die Menschen im Chor.

Zu Beginn kündigte eine Aktivistin mit einem Megafon an: „Wir können den Stein ins Rollen bringen, aber dafür müssen wir aus unserer Komfortzone heraus.“

„Ich habe meinen Beruf gekündigt. Eine Zukunft, die menschenfreundlicher und klimafreundlich ist – dafür gehe ich auf die Straße“, fuhr sie unter Applaus fort.

Aber nicht nur Aktivisten und Aktivistinnen der Klimaschutzgruppe „Letzte Generationen“ sind Teil des Protestmarschs. Ulja (41) ist Ford-Arbeiterin und in der IG Metall aktiv: „Ich bin sehr aktiv im Umweltschutz, weil ich meine, dass wir eine bereits begonnene globale Umweltkatastrophe haben.“

Ulja (41) nimmt an dem Protestmarsch in Köln teil.

Ulja (41) arbeitet bei Ford und solidarisiert sich mit der „Letzten Generation“.

Weiter erzählt sie gegenüber EXPRESS.de: „Es sind so dramatische Entwicklungen im Gange, dass es dringend nötig ist, dem Übel an die Wurzel zu gehen. Deswegen solidarisiere ich mich auch mit der ‚Letzten Generation‘.“

„Über die Methoden kann man streiten, aber die Kriminellen sind auf keinen Fall Umweltschützer und Schützerinnen, die niemanden persönlich attackieren. Die Kriminellen sitzen in den Chefetagen und in der Politik“, fährt sie fort.

Auch die 21-jährige Britani setzt sich für das Klima ein und ist Aktivistin bei der „Letzten Generation“. Sie sagt: „Ich nehme an dem Protest teil, damit wir weiter Druck auf die Regierung aufbauen können. Die Regierung ist dazu verpflichtet, unser Leben zu schützen.“

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Das ist nicht Britanis erster Protest, sie selber hat auch bereits an den umstrittenen Klimakleber-Prosten teilgenommen: „Ich bin regelmäßig dabei, ich habe Straßen blockiert. Das tun wir alle nicht gerne, aber es ist eben unser Mittel, um Druck aufzubauen.“

Sie selbst hat die Hoffnung, dass der Protestmarsch, der als neue Protestform von der „Letzten Generation“ ausgeführt wird, deutlich „anschlussfähiger ist, als eben das Festkleben auf einer Straße.“

Leute marschieren in Köln für das Klima und den Klimawandel.

Britani (M.) ist Klimaaktivisten und geht mit der „Letzten Generation“ regelmäßig auf die Straße.

Zum Großteil verlief der Marsch friedlich, doch auch diesmal traf man auf Passanten, die kein Verständnis für die Klimaproteste aufbringen können und ihrem Ärger Luft machten.

Ein Passant stellte sich den Protestierenden in den Weg: „Gehen Sie ins Gespräch mit den Leuten, die zur Arbeit fahren wollen. Auf die Straße kleben ist aufdringlich. Ihr seid einfach alle balla balla.“ Ein weiterer Mann fuhr mit seinem Fahrrad vorbei und rief: „Ihr seid das allerletzte, ihr Opfer!“

Protestmarsch in Köln: Passanten machen ihrem Ärger Luft

Nicht nur in Köln gab es einen Protestmarsch, auch in Bonn trafen sich zahlreiche Menschen um 16.30 Uhr am Hofgarten, um für den Klimaschutz zu demonstrieren.

Bereits in einem schriftlichen Statement am Dienstag hatten die Aktivistinnen und Aktivisten erklärt, dass sie sich weder festkleben noch Sitzblockaden durchführen wollen – und so war es auch.

Das Ziel solcher Protestmärsche ist es, die Bundesregierung dazu aufzufordern, eine Notfallsitzung der Gesellschaft einzuberufen. „Diese soll die notwendige Wende mit demokratischer Beteiligung eines gelosten Durchschnitts der Bevölkerung einleiten“, so die Forderung.

Am 12. Mai gab es in Köln bereits einen ersten Versuch dieser neuen Protestform, an der etwa 50 Personen teilgenommen hatten. Vorbild hierfür waren die Protestmärsche Anfang Mai in Berlin. (kvk)