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Dramatischer AppellKölner Karnevals-Legende: Diese Veedelskneipe darf nicht sterben

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Launige Runde im Thiebolds Eck in der Lungengasse.

von Markus Krücken  (krue)

KölnIm EXPRESS schreibt Marita Köllner, Urgestein des Fasteleer, über ein Thema, das viele Kölnerinnen und Kölner bewegt ...

Ich beginne auf Kölsch, denn ich liebe es Kölsch zu sprechen ...

Dat richtige ... originale Kölsch ... un do bruch ich Minsche die dat och künne ... un dat fings do nur noch en ner echte kölsche Veedelskneip.

Wie et Thieboldseck, wenn do ens ne Immi renkütt weed dr tireck in de Ärm genumme un vun dr kölschen Mentalität anjesteck. Die Sproch Leeve kombiniert mit der kölschen Hätzlichkeit ... wo alt und jung, ärm un rich einfach ein Familisch sin ... un Minsche die einsam sin in de Ärm genumme weede ... deshalb darf su en Veedelskneip nit ussstirve.

Erstens ist es klasse, dass ich als Frau alleine hingehen kann, ohne blöd angeguckt zu werden. Weil man auf Nachbarn und Kölsche trifft, die einen kennen, und mit ihnen ins Gespräch kommt. „Ärmchen auf, Ärmchen zu“, das ist unsere Mentalität.

Ich bin ja immer ein halbes Jahr alleine, Peter bleibt ja auf Mallorca. Es ist ganz wichtig, dass Menschen, die einsam sind, eine Anlaufstelle haben, wo man unter Freunden und Nachbarn schöne Stunden verleben kann. Das Gefühl erlebst du nur in einer kölschen Eckkneipe.

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Marita Köllner trifft als Stammgast viele Freunde und Kollegen.

Thiebolds-Eck: In der Eckkneipe sind alle gleich

Wenn ich vom Einkaufen schwere Taschen dabei habe, rufen meine Bekannten schon: „Marita, trinke eine Tasse Kaffee mit uns.“ Dann trage sie mir danach die Tasche nach Hause. Wo gibt es das heute? Als es mal dunkel wurde, sagte mein Nachbar Klaus: Kind, ich bring dich nach Hause.

Es ist einfach so: Du gehst dahin, du wirst in nullkommanix tausend Bekannte treffen, und hast das Gefühl: Hier sind Kölsche, hier bin ich locker drauf. Da guckt auch keiner, ob du schön angezogen bist. Ob der Bauarbeiter oder Mann im Armani-Anzug, alle sind gleich.

Die Wirtin Katarina ist keine Kölsche, aber sie hat eine kölsche Seele. Sie ist gebürtig aus Kroatien und so lieb. Zuletzt feierte sie schon ihr 20-jähriges Jubiläum! Das spricht für sich!

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Wirtin Kata Kayzer ist seit 20 Jahren Inhaberin vom Eck.

Ich höre natürlich auch die Probleme, die es gibt. In die Kölner Politik bin ich nicht so involviert, bekomme selten mit, was im Rathaus beschlossen wird. Ich höre aber von den Anwohnern im Veedel, welche Problematik im Umgang mit den Junkies herrscht. Man ist erbost darüber, dass man die Anlaufstelle für die Süchtigen ausgerechnet zwischen den wichtigsten Veedelskneipen Gasthaus zum Jan, Pusztahütte und Thieboldseck platzieren will. Ich habe auch Angst, abends nach Hause zu kommen.

Und bin froh, wenn mich jemand nach Hause bringt.

Bratkartoffeln und blutige Fersen

Der Überlebenskampf der Eckkneipen wird enorm erschwert, durch Menschen, die sich von Social Media, Internet etc. davon abhalten lassen, abends ihr Feierabend-Bier in der liebgewordenen Eckkneipe zu trinken. Das Rauchverbot in Gaststätten hält ebenfalls Menschen davon ab, in die eigentlich geliebte Eckkneipe zu gehen.

Doch lasst uns wieder über das Schöne sprechen – die Atmosphäre. Mit einem Beispiel: Rosenmontag nach dem Zoch kriegt man ja kein Taxi.

Einmal kam ich also zu Fuß am Eck vorbei. Ich hatte die Jan-von-Werth-Uniform an und von den Stiefeln blutige Fersen. Da hat die Katarina mich reingeholt, mir die Füße verbunden und Bratkartoffeln mit Spiegelei gemacht.

Das ist das Besondere: Du wirst versorgt, als wenn du zu Muttern oder Oma kommst. Köln zeichnet sich durch die Herzlichkeit aus. Und die typisch kölsche Eckkneipe – das ist die Steigerung der Herzlichkeit.