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„Verfahren läuft“Sorge um Grab auf Melaten-Friedhof – auch der 1. FC Köln ist eingeschaltet

Das Grab mit dem Grabstein von Carola Williams auf dem Kölner Melaten-Friedof.

Das Grab mit dem Grabstein von Carola Williams auf dem Kölner Melaten-Friedhof. Das Foto wurde Anfang Dezember 2024 aufgenommen.

Auf dem Melaten-Friedhof ist auch die Spenderin des ersten FC-Maskottchens beerdigt. Doch das Grab ist in keinem guten Zustand mehr.

von Matthias Trzeciak  (mt)

Alles begann am 13. Februar 1950 auf der zweiten Karnevalssitzung des 1. FC Köln, als Zirkusdirektorin Carola Williams dem Verein einen Geißbock überreichte. Man wollte dem FC ein originelles Maskottchen schenken. Benannt wurde der Bock – noch am selben Abend – nach Spielertrainer Hennes Weisweiler. Bis November 1966 war Hennes I. im Dienst.

Die edle Spenderin Carola Williams starb 1987 mit 84 Jahren in ihrer Heimatstadt Köln. Sie wurde auf dem Melaten-Friedhof begraben. Und die Ruhestätte sorgt jetzt für Diskussionen.

Carola Williams spendete dem 1. FC Köln den ersten Hennes

Das wurde bei einem Treffen der Friedhofsverwaltung und dem Förderverein Melaten deutlich. „Das Grab ist sehr verwildert, die Nachkommen leben in den USA und kümmerten sich letztmals 2018 darum“, erklärt Bernd Woidtke vom Förderverein gegenüber EXPRESS.de. „Die Tochter von Carola Williams soll nun befragt werden, wie es mit dem Grab weitergehen soll.“

Man wolle auch versuchen, mit Bernhard Paul vom Zirkus Roncalli Kontakt aufzunehmen, der einen Teil des Nachlasses des Zirkus Williams übernommen hat, um zu erfahren, ob er sich um die Grabstelle kümmern möchte.

Ähnliche Probleme gab es zuletzt mit dem Grab des Kölner Comedian Dirk Bach (†51). Auch dieses Grab war in keinem guten Zustand mehr.

„Der 1. FC Köln hat vorgeschlagen, sie zur ‚verdienstvollen Bürgerin‘ zu ernennen, das Verfahren läuft. Ein Antrag, das Grab unter Denkmalschutz zu stellen, war abgelehnt worden“, ergänzt Woidtke.

Carola Williams.

Carola Williams bescherte dem 1. FC Köln Maskottchen Hennes.

Die Friedhofssatzung limitiert den Bestand von Grabstätten zeitlich. Bei Wahlgrabstätten wird das Nutzungsrecht für die Dauer von 20 Jahren verliehen. Bei Ablauf des Nutzungsrechts ist ein Wiedererwerb möglich.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Gräber zu erhalten. „Bei Ehrenbürgern und Ehrenbürgerinnen kümmert sich die Stadt automatisch darum. Die zweite Möglichkeit ist, eine Person zum ‚verdienstvollen Bürger oder Bürgerin‘ zu ernennen. Das kann auf Vorschlag der Politik oder auch von Vereinen geschehen, die Entscheidung trifft der Stadtrat, vertreten durch den Hauptausschuss“, erklärt Woidtke das Prozedere.

Welche Promis auf dem Kölner Melaten-Friedhof beerdigt wurden – hier unsere Fotogalerie anschauen:

Carola Williams entstammt der berühmten Zirkus-Dynastie Althoff. Mit ihrem zweiten Mann, dem Briten Harry Williams, seines Zeichens Jockey und Tiertrainer, baute sie den Kölner „Circus Williams“ auf.

Im Juli 1947 eröffneten die beiden den Williams-Bau an der Ecke Aachener Straße/Innere Kanalstraße. Gut 2500 Zuschauerinnen und Zuschauer fanden darin Platz. Bei der Beschaffung des knappen Baumaterials kam es damals zu ungewöhnlichen Tauschgeschäften: So gab der Zirkus Elefantenmist und bekam dafür Baustoffe. Der Mist war als hochwertiger Dünger sehr geschätzt.

Eigentlich als Winterquartier für den berühmten „Circus Williams“ gedacht, wurde der Bau im kriegszerstörten Köln zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens und ein Sehnsuchtsort nach dem Elend des Krieges.

Foto vom Zirkus an der Aachener Straße

So kannten viele Kölner den Williams-Bau. Der Williams-Bau stand von 1947 bis 1955 im Grüngürtel an der Aachener Straße.

Auch politische Kundgebungen wurden abgehalten – und kräftig Karneval gefeiert: Am 9. Februar 1955 schrieb man Fernsehgeschichte mit der ersten live übertragenen Prinzenproklamation.

Während der „Circus Williams“ mit Tochter Jeanette und deren Mann ab 1968 nur noch mit den „Ringling Bros“ durch Amerika tourte, blieb Carola Williams in Köln. Zeitungsartikeln aus jener Zeit ist zu entnehmen, dass sie hier zum Beispiel den Wiederaufbau der zerstörten Kirche St. Aposteln finanziell unterstützte und auch mehrere Krankenhäuser.

Der Grande Dame des Zirkus wurde zudem in Köln ein Denkmal gesetzt: Am 6. Mai 2018 wurde der Park Ecke Aachener Straße/Innere Kanalstraße nach ihr benannt. Zudem wurde eine Gedenkplakette enthüllt.

In Auszügen aus der EXPRESS-Reihe „Kölner Zeitreise“ von Inge Wozelka, erschien am 27. Januar 2018.