Zeitreise in KölnMidge Ure präsentiert große Ultravox-Hits – vor nur kleinem Publikum

Der Musiker und Gitarrist Midge Ure singt bei seinem Konzert.

Midge Ure bei seinem Auftritt am Mittwoch (5. Oktober 2022) in der Essigfabrik in Köln.

Der Gitarrist und Singer-Songwriter Midge Ure machte auf seiner aktuellen „The Voice & Visions“-Tour Station in Köln. Nur wenige Fans waren gekommen, um die Ultravox-Hits zu hören.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Die Konzertbranche erlebt in diesen Monaten eine starke Zuspitzung auf absolute Top-Acts. Die Backstreet Boys füllen zweimal die Lanxess-Arena, Robbie Williams (48) dreimal, Helene Fischer (38) sechsmal. Karten für Coldplay, Bruce Springsteen (73) oder Depeche Mode gehen in Minuten weg.

Doch viele andere Künstlerinnen und Künstler leiden unter der Kaufzurückhaltung. Die meisten Menschen gönnen sich lieber nur noch absolute Konzerthighlights für ihr Geld. Einige Bands sagen daher ihre Touren wieder ab – oder treten vor kleinem Publikum auf.

Midge Ure präsentierte zahlreiche Songs der Kult-Band Ultravox

Der Schotte Midge Ure (68), der vor allem in den 80er Jahren als Sänger der New-Wave-Band Ultravox und später auch als Solokünstler große Erfolge feiern konnte, erlebte solch einen Abend am Mittwoch (5. Oktober 2022).

2019 war seine Tour nahezu überall ausverkauft. Doch jetzt hatten gerade einmal 250 Fans den Weg in die Essigfabrik nach Köln-Deutz gefunden. Mit einem schwarzen Vorhang wurde die Halle optisch etwas verkleinert, am Ende fühlten sich trotzdem alle fast wie auf einem Wohnzimmer-Konzert.

Der Singer-Songwriter tourt derzeit mit der Band Electronica durch Europa und spielt die beiden Ultravox-Alben „Rage in Eden“ und „Quartet“. Und das trotz spärlich gefüllter Halle mit großer Spielfreude, aufwändiger Lichtshow – allerdings ohne große Worte oder Erläuterungen. Ure wechselte blitzschnell von Gitarre zu Keyboard, seine markante Stimme trifft immer noch jeden Ton perfekt.

Zum Start präsentierte er mit „Dear God“ aber einen Solo-Hit, der textlich genau in diese schlimmen Zeiten passt: „Gib mir den Frieden in unserer rastlosen Welt, gib mir Hoffnung für die Kinder. Gibt es jemanden da draußen, der mein Gebet hört?“, singt er da. Ure gründete zusammen mit Bob Geldof (71) 1984 das Hilfsprojekt Band Aid und organisierte die Benefizkonzerte „Live Aid“ und „Live 8“.

Midge Ure gründete das Hilfsprojekt Band Aid und die Mega-Konzerte

Damals sang er vor 72.000 Fans im Londoner Wembley-Stadion, nun vor dieser kleinen Menge. Die hatte dennoch ihren Spaß mit den lange nicht mehr gehörten Ultravox-Songs und den großen Klassikern wie „Hymn“ oder „Vienna“.

Andere Hits wie „Dancing with Tears in my Eyes“, „Breathe“ oder „Cold Cold Heart“ sparte sich der Schotte bei dieser Tour. Nach gut 90 Minuten war die bewegende Zeitreise 40 Jahre zurück dann auch schon wieder vorbei. Bei einem Eintrittspreis von 55 Euro dürfte dann auch klar sein, warum viele solcher Events derzeit nur spärlich besucht sind.