Was für eine Tortour! Ein Kölner ist mit dem Fahrrad etwa 3000 Kilometer bis zum Nordkap geradelt. Der Grund dafür ist ein ganz besonderer Aufruf.
3000 KilometerSebastian (32) radelt mit Köln-Flagge zum Nordkap: Der Grund dafür ist rührend
Allein bei der Vorstellung bekommen viele schon Muskelkater – von Ahaus in Nordrhein-Westfalen zum Nordkap. 3000 Kilometer! Und das nicht mit dem Auto oder dem Flugzeug, sondern mit dem Fahrrad.
Gemacht hat das der Kölner Sebastian Knobloch (32). Am bekannten Nordkap-Globus, der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas, wurde stolz die Köln-Flagge gehisst. Für Sebastian ein absoluter Gänsehautmoment.
Köln-Flagge auf dem Nordkap gehisst – Tour noch nicht beendet
Die Reise begann bereits am 24. Juni in Ahaus und soll am 23. August in der norwegischen Stadt Tromsø enden.
Warum der 32-Jährige all die Strapazen der Marathon-Radtour auf sich genommen hat: Dahinter steckt ein Projekt, das der ursprünglich in Ahaus geborene Sebastian zugunsten eines ganz besonderen Menschen in seinem Leben gestartet hat.
Rollstuhlfahrer Michi (31) und der Kölner Sebastian (32) verbindet eine ganz besondere Freundschaft. Während ihres Studiums in Köln lernten sich die Beiden kennen.
Ein Leben im Rollstuhl ist trotz vieler Entwicklungen in Sachen Barrierefreiheit nicht ganz einfach. Ob ein defekter Aufzug, zu hohe Bordsteinkanten oder der Straßenverkehr: Etliche Situationen können Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern den Alltag ziemlich erschweren. Das stellte Sebastian im Laufe seiner Bekanntschaft mit Michi immer mehr fest.
Sebastian und Rollstuhlfahrer Michi: Beim Studium in Köln kennengelernt
Sebastian Knobloch zog im Rahmen seines Studiums nach Köln und lebt dort auch heute noch. Den auf Mallorca geborenen Michi betreute er besonders an Wochenenden, um dessen Mutter zu entlasten. So begaben sich die beiden Kölner des Öfteren auf Kurztrips, um Michi einen besonderen Alltag zu ermöglichen.
„Wir haben schon die ein oder anderen Städtetrips nach Bremen, Bremerhaven, Berlin, Hamburg, Brüssel und Antwerpen unternommen“, erzählt Sebastian Knobloch im EXPRESS.de-Gespräch.
Von Berlin aus machten die beiden damals einen Badeausflug nach Koserow auf Usedom. „Strandhut, Sonnenbrille auf, ab in den Bulli, laute kölsche Musik und ab geht die wilde Fahrt“, lautete das Motto der ehemaligen Kölner Studenten.
Kölner mit toller Spendenaktion: „Wollen Badeorte mit Strandrollstühlen ausstatten“
Das Besondere an diesem Ausflug ans Meer: Die DeutscheLebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) stellt an diesem Strandabschnitt spezielle Strandrollstühle zur Verfügung. Damit kann nicht nur auf Sand gefahren werden kann, sondern auch eine Abkühlung im Wasser ist problemlos möglich.
„Dadurch konnte ich mit Michi einen wunderbaren, sonnigen Strandtag genießen und Michi konnte sich trotz 12 Grad Wassertemperatur eine super Erfrischung im Wasser einholen“, so Sebastian Knobloch.
Da das Stranderlebnis ein solcher Erfolg war, beschlossen die Jungs am nächsten Tag zum Strandbad Wannsee in Berlin zu fahren. Dort stehen zwar Parkplätze, Sanitäreinrichtungen und sogar Strandkörbe für eingeschränkte Menschen zur Verfügung, es besteht dort jedoch keine Schwimmmöglichkeit.
„Der Wannsee war definitiv der Knackpunkt dafür, dass ich auf die Idee kam, eine Spendenkampagne ins Leben zu rufen. Die Fahrradtour von Ahaus ans Nordkap möchte ich dafür nutzen, Spendengelder zu sammeln, um Strandrollstühle zu finanzieren und diese an Badeorte weiter zu spenden“, erzählt Sebastian Knobloch im Gespräch.
Die Spendenkampagne soll also dabei unterstützen, Menschen im Rollstuhl besonders bei Sommeraktivitäten am Wasser noch mehr mit ins Geschehen einbeziehen zu können. Interessierte können bis zum 31. August über die Kampagnenseite von Sebastian und Michi spenden.
Die aktuellen Spendeneinnahmen (Stand: 16. August, 15 Uhr) liegen bei knapp über 8000 Euro und die ersten Strandrollstühle (Einzelwert: 2000 Euro) wurden schon gespendet.
Inzwischen wurden sowohl der Wannsee in Berlin als Ursprung der Spendenidee als auch der Blackfoot Beach am Fühlinger See in Köln mit jeweils einem Strandrollstuhl ausgestattet.
Fühlinger See in Köln bekommt Strandrollstuhl
„Voraussetzung für unser Gelingen ist natürlich auch, dass die Spende angenommen wird“, betont Sebastian Knobloch. „Viele Veranstalter von Badeorten sind sich teils auch unsicher, ob sie die Kapazitäten und Voraussetzungen dafür erfüllen können, die Verantwortung für ein solches Angebot zu übernehmen.“
Klar ist aber, dass Michi und Sebastian mit ihrem Projekt in Hinsicht auf den Sommeralltag ein großes Zeichen in Sachen Barrierefreiheit gesetzt haben.