„Plötzlich vor die Kamera geschubst“Kölner Moderatorin über Gamescom und ihre Liebe zur Domstadt

Melek Balgün steht zusammen mit ihrem Co-Moderator Daniel Falcone auf der Bühne.

Die Kölner Moderatorin Melek ‚m3lly‘ Balgün, hier am Sonntag (27. August 2023), stand auch in diesem Jahr wieder bei der Gamescom auf der Bühne.

Melek „m3lly“ Balgün ist auf den großen Bühnen der Gaming-Welt zu Hause. Im exklusiven Interview spricht die erfolgreiche Moderatorin über ihre Heimat Köln, die Gamescom und ihre persönliche Wohlfühloase.

von Maximilian Neumann  (mn)

Die Kölner Moderatorin Melek „m3lly“ Balgün (35) ist eines der bekanntesten Gesichter auf den Bühnen der deutschen Gamingbranche. Auf der Gamescom, die in diesem Jahr rund 320.000 Besucherinnen und Besucher anlockte, stand die 35-jährige Powerfrau wieder täglich von morgens bis abends auf der Bühne.

Für „m3lly“, wie sie in der Branche genannt wird, ist es ein Heimspiel. Aufgewachsen in Köln-Deutz startete sie in der Domstadt als E-Sportlerin durch und landete schließlich als Moderatorin auf der Bühne. Im exklusiven Interview mit EXPRESS.de spricht Melek Balgün über die Gamescom, ihre Liebe zur Domstadt und ihre persönliche Wohlfühloase.

Melek „m3lly“ Balgün: Von der E-Sportlerin zur Moderatorin

Welche Bedeutung hat die Gamescom für dich?

Melek Balgün: „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und bin in Köln-Deutz aufgewachsen. Die Gamescom ist also quasi mein Hinterhof. Meine Herzensstadt, mein Veedel mit Gaming und E-Sports gefüllt zu sehen, lässt mir einfach das Herz aufgehen. Seit Jahren darf ich hier in meiner Funktion als Moderatorin auf der Bühne stehen. Als kölsches Mädchen sehe ich es als große Ehre an, die Szene mit meiner Arbeit mitzugestalten.“

Große Hersteller-Namen wie Electronic Arts (EA) oder Sony haben sich seit der Pandemie von der Messe ferngehalten. Wie siehst du die Entwicklung der Messe?

Balgün: „Es ist immer schon vorgekommen, dass große Spiele-Entwickler mal gefehlt haben. Viele sagen, dass sie gerade keine Geschichten zu erzählen haben und es sich deswegen sparen. Ich würde aber nicht den Erfolg der Gamescom daran festmachen. Wenn wir uns in den Hallen umschauen, war es gefühlt noch nie so voll. Im Vergleich zum letzten Jahr geht es wieder bergauf – das ist ein unendlich schönes Gefühl. Ich bin natürlich sehr glücklich darüber, denn ich lebe für diese Veranstaltungen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass es ein paar Jahre Zwangspause gab, weil es die Lust der Menschen auch wieder angefacht hat. Natürlich war es auch eine dramatische Situation, aber wir sind an dem Punkt, wo wir auch alles wieder etwas positiver sehen sollten.“

Du bist noch jung, aber schon sehr lange in der Branche. Wie bist du überhaupt in der Gaming-Branche gelandet?

Balgün: „Ich habe schon 2002 mit dem Online-Gaming angefangen und 2004 als eine der ersten deutschen Spielerinnen einen Profi-Vertrag unterschreiben dürfen. Damals musste sich das Breitbandinternet in Deutschland erst durchsetzen. 2007 durfte ich dann an den E-Sports Weltmeisterschaften in Paris teilnehmen. Meinen Profivertrag habe ich dann wegen meiner Ausbildung zur Fachinformatikerin auslaufen lassen. Eigentlich wollte ich immer als Spielerin auf die Bühne. Bei der Electronic Sports League (ESL), wo ich als Werkstudentin tätig war, wurde ich 2012 plötzlich vor die Kamera geschubst. Scheinbar habe ich es nicht schlecht genug gemacht und durfte es dann immer weiter machen. Danach ging es für mich steil bergauf.“

Moderatorin Melek „m3lly“ Balgün: „Ein Traum, der in Erfüllung ging“

Auf welche Highlights blickst du in deiner bisherigen Karriere als Moderatorin zurück?

Balgün: „Ich durfte die Gamescom 2019 auf nationaler Ebene eröffnen. Das war schon der absolute Ritterschlag für mich. Im letzten Jahr stand ich dann bei der großen „Opening Night Live“ Gamescom-Eröffnung zusammen mit Produzent Geoff Keighley auf der Bühne. Das war ein Traum, der für mich in Erfüllung ging. In diesem Jahr durfte ich in der Lanxess-Arena bei der IEM Cologne arbeiten und auf der Gamescom unter anderem für Xbox vor der Kamera stehen. Es sind viele Highlights, für die ich unglaublich dankbar bin.“

Melek Balgün lehnt an einer Wand und schaut nach rechts.

Die Kölner Moderatorin Melek ‚m3lly‘ Balgün ist eine feste Größe auf den Bühnen der Gaming-Branche.

Diese Woche bist du schon wieder an sieben Tagen als Moderatorin im Einsatz. Was hilft dir dabei, nach der Arbeit abzuschalten?

Balgün: Ich bin vor ein paar Jahren aufs Land in meine kleine Wohlfühloase gezogen. Nach so anstrengenden Tagen helfen mir meine Pferde ungemein. Ich bin passionierte Dressurreiterin und bin dort auch ambitioniert. Das ist mein absoluter Ausgleich. Während der Arbeit bekomme ich manchmal Fotos von meinen Tieren auf der Wiese und dann weiß ich, was auf mich wartet, wenn ich nach Hause komme.

Hier kannst du die Instagramseite von Melek „m3lly“ Balgün sehen:

Vermisst du trotzdem manchmal den Trubel in Köln?

Balgün: Den habe ich ja immer noch. Dadurch, dass meine Familie immer noch im Herzen von Köln wohnt, ist meine zweite Base auch mitten in der Stadt. Ich könnte auch gar nicht ganz aufs Land ziehen, denn ich bin immer noch ein Stadtkind (lacht).

Moderatorin Melek „m3lly“ Balgün: „Gaming tut sehr viel für uns“

Hat der Job als Moderatorin auch negative Seiten?

Balgün: Ich habe viel Energie und liebe meinen Job. Ich bin einfach nur jeden Tag dankbar dafür, dass ich mein Geld damit verdienen darf. Natürlich muss man dafür gemacht sein und man muss es auch aushalten können. Ich habe kein Management und vertrete mich selbst. Somit bleibt auch die Organisation oft an mir hängen. In den Wochen vor der Gamescom musste ich viel organisieren. Man zieht aber durch und weiß, wofür man es macht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich für unseren E-Sport und für Gaming Pionierarbeit leiste und sehe auch meine Erfüllung darin.

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Wie siehst du die Entwicklung in der Gaming-Branche? Genießt Gaming heute eine höhere Anerkennung in der Gesellschaft als früher?

Balgün: Die Gesellschaft wird immer offener dem Gaming gegenüber. Dafür bin ich auch sehr dankbar, denn Gaming tut sehr viel für uns. Gerade, wenn wir auf die letzten Jahre blicken. In der Pandemie war es ein toller Zufluchtsort für die Menschen, um trotzdem gemeinsam miteinander Dinge erleben zu können. Ich glaube, dass uns Videospiele auch durch die Pandemie getragen haben. Selbst meine Geburtstagsparty habe ich 2020 auf meiner virtuellen Animal Crossing Insel gefeiert. Gaming verbindet einfach ungemein. Früher musste ich immer sehr viel erklären, aber mittlerweile ist das Wissen über die Branche schon in vielen Köpfen angekommen.