Ein Rentner (85) aus Pulheim wurde brutal getötet. Jetzt stehen zwei seiner mutmaßlichen Mörder (20, 21) in Köln vor Gericht.
Rentner (†85) bestialisch getötetProzess in Köln gestartet: Stehen hier zwei seiner Mörder?
Wer verprügelt einen alten, pflegebedürftigen Mann, foltert ihn regelrecht und tötet ihn am Ende? Wer tut so etwas? Die Frage stellten sich viele nach dem bestialischen Mord an einem Rentner (85) in Pulheim, der im September 2023 für Fassungslosigkeit gesorgt hat.
Jetzt begann der Prozess gegen zwei junge Männer (20, 21), die das getan haben sollen. Seit Dienstag (14. Mai 2024) müssen sie sich vor dem Kölner Landgericht unter anderem wegen gemeinschaftlichen Mordes aus Habgier, Heimtücke und zur Ermöglichung einer anderen Straftat verantworten.
Mordprozess in Köln: Söhne des Opfers als Nebenkläger dabei
Im Gerichtssaal sitzen den Angeklagten die beiden Söhne des Opfers direkt gegenüber. Sie treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Die Brutalität, mit der ihr 85-jähriger Vater getötet wurde, war enorm. Allein die Verlesung der Anklage ist nur schwer zu ertragen.
Die Angeklagten, die im niedersächsischen Osnabrück leben, sollen mit zwei namentlich bekannten, aber noch flüchtigen Komplizen am 7. September 2023 gegen 4 Uhr in einem angemieteten VW T-Roc ins rund 200 Kilometer entfernte Pulheim gefahren sein.
Laut Anklage hatten sie zuvor den gemeinsamen Tatplan gefasst, den alleinlebenden 85-Jährigen zu überfallen und sein Haus nach Bargeld zu durchsuchen. Dabei sollen sie von Anfang an die Absicht gehabt haben, ihr Opfer mit Gewalt handlungsunfähig zu machen und dessen Tod in Kauf zu nehmen.
Rentner (85) in Pulheim überfallen: Schlug einer der Angeklagten ihn tot?
Während der 21-Jährige im Auto sitzen geblieben sein soll, um eine schnelle Flucht zu ermöglichen, sollen die anderen drei bei dem Rentner geklingelt haben. Dieser öffnete völlig arglos und soll direkt einen Schlag ins Gesicht bekommen haben und in den Hausflur gedrängt worden sein. Sein Nasenbein war gebrochen und eine Ohrmuschel eingerissen, er blutete stark.
Die Täter sollen dann das ganze Haus nach Bargeld und Wertsachen durchsucht, dabei ihr Opfer in den Keller gezerrt, mit mitgebrachtem Klebeband gefesselt und geknebelt haben. Im Keller sollen sie einen Tresor entdeckt und vergeblich versucht haben, diesen mit Hilfe zweier Schraubendreher und einem Hammer zu öffnen.
Ob der 85-Jährige die Kombination nicht verraten wollte und dies mit dem Tod bezahlte, ist unklar. Laut Anklage soll der jüngere Angeklagte jedoch schließlich so lange „stumpfe Gewalt gegen den Hals“ des Rentners ausgeübt haben, dass er starb. Die Obduktion ergab später, dass dem alten Mann unter anderem das Zungenbein gebrochen worden war.
Als klar war, dass sie den Tresor nicht knacken können, sollen die mutmaßlichen Mörder durch die Terrassentür und den Garten zu ihrem Fahrzeug gelaufen und geflüchtet sein. Die Leiche des 85-Jährigen ließen sie im Keller zwischen Waschküche und Hobbyraum zurück.
Prozess in Köln: Anwalt kündigt an, dass 20-Jähriger sich einlassen wird
Beim Prozessauftakt erklärten die Angeklagten über ihre Verteidiger beziehungsweise Verteidigerinnen, dass sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern würden. Ein Anwalt des 20-Jährigen kündigte allerdings an, dass eine Einlassung seines Mandanten am nächsten Verhandlungstag beabsichtigt sei. „Ich kann vorwegnehmen: Er wird nicht geständig im Sinne der Anklage sein“, sagte er.
Beide Angeklagten, die sich in Osnabrück in der Schule kennengelernt haben, waren wenige Tage nach der Tat festgenommen worden. Seitdem sitzen sie in U-Haft. Das sei „richtig hart“, erzählte der Jüngere, der mit seiner Familie vor dem Krieg in Syrien geflohen war und 2015 nach Deutschland kam. In der JVA nimmt er jetzt am Sprachunterricht teil und macht Holzarbeiten.
Es habe ja auch mal Stress gegeben, hakte der Vorsitzende Richter nach. Der 20-Jährige berichtete daraufhin, dass er im Dezember 2023 im Gefängnis nach dem Tod eines anderen Insassen Angst, Herzrasen gehabt und dann im Spiegel einen Dämon gesehen hätte. Der Spiegel ging zu Bruch, als er einen Gegenstand nach dem Dämon warf. Das sei aber nicht noch mal passiert, erklärte er über eine Dolmetscherin.
Im Anschluss verwies der Vorsitzende Richter auf eine Strafanzeige, die er in die Hauptverhandlung einführen wolle. Die Anzeige gegen angebliche Dachdecker, in welcher der später getötete Rentner Angaben machte, wurde am 7. August 2023 erstattet – also genau einen Monat vor dem brutalen Überfall.
Dachdecker-Banden reisen durch ganz Deutschland und haben es vor allem auf ältere Opfer abgesehen, die sie betrügen oder beklauen. Oft erschleichen sich die falschen Handwerker auch den Zutritt ins Haus oder in die Wohnung der Opfer. Geriet so der Pulheimer Rentner ins Visier seiner mutmaßlichen Mörder? Ein alleinlebendes, einfaches Opfer, bei dem es was zu holen gibt?