Muezzin-Ruf in KölnIslamismus-Experte mit eindringlicher Warnung – „Es ist verheerend“

Das Foto zeigt die Kölner Zentralmoschee in Ehrenfeld.

Die Kölner Zentralmoschee am 8. Mai 2021 in Ehrenfeld: Hier darf ab Freitag (14. Oktober 2022) der Muezzin zum Gebet rufen.

Die Türkisch-Islamische Union Ditib will in Köln bald einen Muezzin-Ruf einführen. Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisiert dies als „Machtdemonstration des politischen Islam“. Der Kölner Oberbürgermeisterin Reker wirft er Naivität vor.

Der geplante Muezzin-Ruf in Köln: Der Berliner Islamismus-Experte Ahmad Mansour befürchtet „fatale Folgen“.

„Das ist eine Machtdemonstration des politischen Islam“, sagte Mansour der Deutschen Presse-Agentur. Die Türkisch-Islamische Union Ditib darf möglicherweise an diesem Freitag (14. Oktober 2022) erstmals per Muezzin zum Gebet in die Zentralmoschee rufen.

Kölner Zentralmoschee: Freitag erster Muezzin-Ruf möglich

Mansour, der in Israel in einer arabisch-palästinensischen Familie aufwuchs, ist Psychologe und Autor des Buches „Operation Allah – Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“.

Er erinnerte daran, dass die Ditib der verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde in Ankara sei und Präsident Recep Tayyip Erdogan die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld persönlich eröffnet habe. „Es ist verheerend, wenn ausgerechnet dieser Organisation jetzt eine derartige öffentliche Anerkennung zuteil wird.“ Die Kölner Initiative werde nicht nur bundesweit, sondern in der ganzen Welt wahrgenommen.

Köln hat angekündigt, dass Moscheegemeinden auf Antrag und unter Auflagen ihre Gläubigen zum Gebet rufen dürfen. Die Stadt verweist dabei auf die im Grundgesetz verbriefte Freiheit der Religionsausübung. Während in Kirchen die Glocken läuteten, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen, seien es in den Moscheen die Rufe des Muezzins.

Islamismus-Experte über Unterschied zum Läuten von Kirchenglocken

„Das sehe ich anders“, sagte Mansour dazu. „Beim Glockengeläut geht es um Klang, beim Muezzin-Ruf geht es um konkrete religiöse Botschaften.“

Der Muezzin rufe, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und dass Mohammed sein Gesandter sei.

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„Das ist also ein deutlicher Unterschied zu einfachem Läuten.“ Man übersehe auch leicht, dass viele junge Muslime in Deutschland es gerade zu schätzen wüssten, dass die Religion im öffentlichen Raum nicht so sichtbar sei wie in den islamischen Herkunftsländern ihrer Familien.

„Sie finden das entspannend, sie finden das gut“, sagte Mansour. „Wenn sie pünktlich zum Gebet erscheinen wollen, dann stellen sie einfach ihre Handys ein.“

Kritik an Kölner Entscheidung – ohne vorher über das Thema zu diskutieren

Mansour kritisiert insbesondere, dass die Entscheidung von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) einfach verkündet worden sei, ohne dass vorher eine Diskussion stattgefunden habe.

Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisiert die Kölner Muezzin-Rufe als „verheerend“.

Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour am 15. November 2019: Er kritisiert die Kölner Muezzin-Rufe als „verheerend“.

Dabei gehe es hier doch um sehr grundsätzliche Fragen: „Welche Stellung hat der Islam in unserer Gesellschaft? Ist er wirklich gleichberechtigt? Wenn das so ist, dann müssten Muslime auch staatliche Feiertage einfordern können und vieles andere mehr. Und eben das wird jetzt geschehen: Die Konservativen fühlen sich bestätigt, sehen dies als einen wichtigen Schritt hin zur Islamisierung Europas und werden immer mehr fordern.“

Für Glaubensfreiheit sei natürlich jeder. „Aber den Muezzin-Ruf einfach nur in diesen Kontext zu stellen, ist sträflich naiv.“

Muezzin-Rufe in Köln zwischen 12 und 15 Uhr für maximal fünf Minuten

An der Ditib-Zentralmoschee könnte der Muezzin möglicherweise ab Freitag (14. Oktober 2022) über Lautsprecher zum Gebet rufen.

Die Stadt Köln steht nach eigenen Angaben kurz vor einem entsprechenden Vertragsabschluss mit der Ditib. Falls es dazu kommt, dürfte der Muezzin einmalig zwischen 12 und 15 Uhr für eine maximale Dauer von fünf Minuten zum Freitagsgebet rufen.

Da es sich um ein Pilotprojekt handele, sei der Vertrag auf zwei Jahre befristet, so die Stadt. Die Ditib müsse außerdem mit einem Flyer die Anwohner informieren und eine Ansprechperson benennen. (dpa/mt)