Nach Horror-CrashJürgen Becker: Ich steige wieder aufs Motorrad!
Köln – Auf der Fensterbank des Krankenzimmers liegen das Hörbuch „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg“ und eine DVD der TV-Serie „Borgen“.
Klinik Merheim, Station 5 C, ein Eckzimmer. Im Bett liegt der Kabarettist Jürgen Becker (54). Sieben bis acht Kilo leichter, beide Unterarme bandagiert. Im Becken eine Metallplatte. Aber er lebt. EXPRESS besuchte ihn.
Seit Ostersamstag ist Becker wieder in Köln. Davor lag er im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus in Hamburg. „Dort wurde ich erstklassig versorgt“, sagt er. Jetzt ist er in Merheim in den Händen von Professor Dr. Bertil Bouillon (55), einer Koryphäe der Unfallchirurgie.
Becker ist ein guter Patient, macht eifrig seine Übungen. „Doch seit Dienstag habe ich eine Thrombose“, sagt er, „das hat mich zurückgeworfen.“ Sein Ehrgeiz ist groß: Ab Mitte Mai will er wieder als Kabarettist auftreten, besser: reinrollen. Denn die ersten Auftritte wird Jürgen Becker im Rollstuhl absolvieren.
Und er sagt: „Ich werde wieder aufs Moped steigen. Ich finde, ein Leben so ganz ohne Risiko ist auch nichts. Außerdem macht es mir so viel Spaß - ich kriege das einfach nicht abgeschaltet.“
Jürgen Becker ist halt ein Motorrad-Verrückter, schon seit seiner Jugend. Heute besitzt er zehn Maschinen, meistens ältere oder besonders seltene Modelle. Darunter auch eine Honda 250 mit vier Zylindern.
Mit dieser Maschine war Becker am 13. März bei Buxtehude unterwegs, als es passierte: „Ich war einen Moment unaufmerksam. Vielleicht lag es daran, dass ich in der Nacht vorher schlecht geschlafen hatte. Dabei war das eine ganz harmlose Stelle.“
Der kurze Moment reichte aus: Becker kam von der Fahrbahn ab, prallte gegen einen Baum. „Das Motorrad blieb mit dem Vorderrad darin hängen. Beim Abflug über den Lenker brach ich mir beide Hände, und als ich in einem Obstgarten gelandet bin, das Becken. Ich lag auf dem Rücken und dachte: Der Kopf ist noch okay, und du kannst die Füße bewegen – also so ganz schlimm ist es nicht.“
Dennoch war es dramatisch genug. Becker: „Wenn mir das mit meinem alten Mercedes ohne Airbag passiert wäre, würde ich jetzt nicht hier liegen, sondern woanders.“
Wie hat seine Familie reagiert? Ehefrau Gaby und Tochter Ronja nahmen sich ein Hotelzimmer in Hamburg. Jürgen Becker: „Meine 80-jährige Mutter Renate war entsetzt. Aber jetzt bin ich wieder in Köln, und sie ist beruhigt.“