Nach Nosferatu-SpinneUnheimliches Insekt in Köln gesichtet – gilt als „Mördermaschine“

Eine Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa)

Eine Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) am 21. August 2018 in Freiburg. Auch in Köln wurde das Insekt bereits gesichtet.

Für Menschen ungefährlich, aber mit unheimlichem Aussehen. Die Europäische Gottesanbeterin wurde inzwischen auch in Köln gesichtet.

Erst die giftige Nosferatu-Spinne jetzt die Europäische Gottesanbeterin.

Nach Sichtungen in Köln ist klar – auch das wärmeliebende Insekt ist in Nordrhein-Westfalen angekommen.

Europäische Gottesanbeterin in Köln angekommen

Die für Menschen ungefährliche Gottesanbeterin habe sich in den vergangenen Jahren aufgrund des Klimawandels über die Täler von Mosel und Rhein Richtung Norden ausgebreitet und wandere weiter in Richtung Emsland, berichten die Experten des LWL-Naturkundemuseums in Münster nach einer Auswertung von Daten der Beobachtungsplattform Observation.org.

Auf der Plattform können interessierte Bürger und Bürgerinnen Funde und Beobachtungen bestimmter Tierarten melden. Auch beim NABU sind Meldungen über gesichtete Gottesanbeterinnen in Köln eingegangen.

Während das Hauptverbreitungsgebiet der Gottesanbeterin in Europa im Mittelmeergebiet liege, breite sich das Insekt der Auswertung zufolge mit steigenden Durchschnittstemperaturen seit Jahren Richtung Norden aus, so die Naturforscher.

„Klar ist, dass die bis zu acht Zentimeter langen Tiere mancherorts auch bei uns schon Fuß gefasst haben und sich seit einigen Jahren vermehren“, erklärt Dr. Jan Ole Kriegs, Museumsdirektor des LWL-Museums für Naturkunde in Münster.

Inzwischen häuften sich die von Bürgern und Bürgerinnen gemeldeten Funde in NRW immer mehr. Laut Forschergruppe sind meisten Gottesanbeterinnen hierzulande im Südwesten gemeldet worden. So habe die Art hierzulande bislang vor allem die Niederrheinische Bucht besiedelt und breite sich derzeit in Richtung Ruhrgebiet und die Täler des Rheinischen Schiefergebirges aus. Aber es gibt auch Sichtungen auf dem Kölner Stadtgebiet.

„Die Tiere können mit dem Güterverkehr wie etwas per Bahn transportiert werden und örtlich isolierte Vorkommen gründen“, erklärt Kriegs.

Begünstigt wird dies außerdem durch die Fähigkeit der Weibchen, auch unbefruchtete Eipakete zu legen, aus denen sich dann trotzdem Junge entwickeln – der sogenannten Jungfernzeugung.

„After-Sex-Snack“ – extrem brutales Paarungsverhalten

Vor allem für das brutale Paarungsverhalten ist die Gottesanbeterin bekannt. Da gilt das Weibchen als Männerkillerin. „Das ist schon eine ganz schöne Mördermaschine“, erklärt Professor Thomas Schmitt, Direktor des Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg.

Wenn das Weibchen mit Sexuallockstoffen auf sich aufmerksam mache, seien die Männchen „sehr sehr vorsichtig“, pirschten sich von hinten an und sprängen auf den Rücken der Partnerin. „Wenn sie das gut machen, dann passiert nichts“, sagt Schmitt.

Am Ende der Kopulation, die auch schon mal mehrere Stunden dauern könne, müsse das Männchen allerdings „schnell abhauen“. Andernfalls ende es in der Tat als „After-Sex-Snack“ des Weibchens. Und auch während der Paarung sollte das Männchen vorsichtig sein: „Die Kopulation kann auch kopflos erfolgreich zu Ende geführt werden“, so Schmitt.

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Die Europäische Gottesanbeterin gehört zur Art der Fangschrecken. Ihren Namen verdankt sie ihren zwei Fangarmen, die in Ruhestellung vor dem Körper gehalten werden und an zum Gebet erhobene Arme erinnern.

Diese mit Dornen bestückten Fangarme bilden eine erfolgreiche Jagdwaffe: Durch blitzschnelle Schläge können sie damit effektiv kleinere Insekten wie Heuschrecken oder Fliegen fangen. Gottesanbeterinnen bevorzugen trockenwarme Gras- und Buschlandschaften als Lebensraum und benötigen ein ausreichendes Nahrungsangebot. (mt/dpa)