Die Kölnerin Christina Diehl hat sich jahrelang nichts sehnlicher gewünscht als Kinder. Doch nach sechs Fehlgeburten hat sie die Reißleine gezogen. Mittlerweile hat sie den Kinderwunsch aufgeben und ist trotzdem glücklich.
„Emotionaler Absturz“Nach sechs Fehlgeburten – Kölnerin (47) bricht Tabu und geht neuen Weg
Köln. Christina Diehl (47) hat sich jahrelang nichts mehr gewünscht, als ein eigenes Kind. Doch es klappte nicht. Nach sechs Fehlgeburten hat sie ihren großen Traum von der eigenen Familie aufgegeben. Nun geht sie mit dem Thema an die Öffentlichkeit und will damit erreichen, dass Fehlgeburten kein Tabuthema mehr sind.
Kölnerin (47) mit sechs Fehlgeburten sagt Tabuthema den Kampf an
Christina Diehl ist Mitte 30, als sie und ihr Partner sich Kinder wünschen. Doch der Traum von einer jungen Familie wird zum furchtbaren Albtraum: Fünf Jahre hoffen sie auf ein Kind, aber alle sechs Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt.
Trotz ihrer sonst so großen Lebensfreude fällt Christina Diehl in ein seelisches Loch, eine große Leere und allgegenwärtige Trauer bestimmen ihren Alltag. Um über den Schmerz hinwegzukommen, wächst ihr Wunsch, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, doch sie stößt nur auf Schweigen. Das will die couragierte Kölnerin ändern und mit dem Tabuthema brechen.
Kölnerin (47) hat Fehlgeburt – Ärztin reagiert wenig einfühlsam
„Wenn man eine Fehlgeburt erleidet, gerät man von der ungebremsten Vorfreude auf ein Kind in einen emotionalen Absturz, den ich zuvor so noch nie erlebt hatte“, sagt Diehl. Nicht immer hätte das Gesundheitspersonal richtig auf ihre emotionale Ausnahmesituation reagiert. Zu oft sei sie in ihrer Trauer auf Unverständnis oder erschreckende Rohheit gestoßen.
„Als ich bei der Ausschabung nach meiner ersten Fehlgeburt geweint habe, hat die Ärztin mich roh darauf hingewiesen, dass ich mich doch zusammenreißen soll, weil das häufig vorkommt“, schildert Diehl. Sie will durch mehr Aufmerksamkeit für das Thema für einen anderen Umgang mit Fehlgeburten eintreten.
Kölnerin (47) gibt Kinderwunsch nach Gebärmutterhalsschwangerschaft auf
„Ich will Frauen zeigen, dass sie damit nicht alleine sind. Und dass sie auch ein glückliches Leben führen können, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht klappt“, so Diehl. Für sie und ihren Partner sei die vierte besonders schwierige Gebärmutterhalsschwangerschaft der Wendepunkt gewesen.
„Wir haben gemerkt, dass wir langsam unsere Grenzen überschreiten. Das war ein langsamer Prozess, in dem wir uns langsam damit angefreundet haben, den Kinderwunsch aufzugeben“, so Diehl.
In ihrem Buch: „Netter Versuch, Schicksal!“ Wie ich die innere Leere nach meinen Fehlgeburten wieder füllen konnte“ verarbeitet die Kölnerin nun die wohl größte Krise ihre Lebens und will Frauen die Aussicht auf ein glückliches Leben nach dem Tiefschlag geben.
Kölnerin erklärt, warum Fehlgeburten immer noch Tabuthema sind
Eine riesige Stütze sei für Christina Diehl schließlich ihr Partner gewesen, der ihr früh signalisierte, dass es die Partnerschaft nicht beeinträchtigen würde, wenn es mit dem Kind nicht klappt.
Doch warum sind Fehlgeburten im Jahr 2021 immer noch ein Tabuthema?
„Menschen wollen schöne Geschichten hören und beschäftigen sich ungern mit der Trauer anderer Menschen. Das ist nicht nur bei Fehlgeburten, sondern ganz allgemein so. Und es gibt immer noch das gesellschaftliche Bild, das eine Frau sozusagen die Aufgabe einer Schwangerschaft zu erfüllen hat“, sagt Christina Diehl gegenüber EXPRESS.de.
Kölnerin: „Kinderwunsch ist für mich kein Thema mehr“
Schon im Wort, sei das Wort „Fehler“ enthalten. „Als hätte man als Frau etwas Fehlerhaftes an sich oder etwas nicht geschafft“, so Diehl. Jetzt räumt sie damit auf, kommt mit Müttern ins Gespräch und hält Vorträge als Rednerin.
„Mittlerweile ist der Kinderwunsch für mich kein Thema mehr. Wir haben uns als Paar bewusst mit unserem kinderlosen Leben auseinandergesetzt und gefragt, was unser Leben reich macht“, sagt Diehl. Mit ihrem neuen Leben habe sie die Lücke von damals nun ausgefüllt.