TodesangstWeil es noch nicht dunkel war: Angeklagte fuhren Juwelier (80) stundenlang durch Köln

Zwei Männer sitzen neben ihren Anwälten auf der Anklagebank.

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern Alexander Gorski und Bülent Karakus beim Prozessauftakt am 22. Januar 2024 im Landgericht Köln.

Nach dem brutalen Überfall auf einen Kölner Juwelier sind zwei weitere Männer zu Haftstrafen verurteilt worden. Sie haben den gefesselten Mann stundenlang durch Köln gefahren.

Das Martyrium eines Kölner Schmuckhändlers: Jetzt müssen zwei Männer, die den damals 80-Jährigen gefesselt und ihm eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hatten, hinter Gitter.

Vor dem Kölner Landgericht sind die beiden Angeklagten (25, 27) am Mittwoch (31. Januar 2024) wegen schweren Raubes, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen worden.

Überfall auf Kölner Schmuckhändler: Hohe Haftstrafen für Duo (25, 27)

Der 27-Jährige wurde zu siebeneinhalb Jahren, der jüngere zu zehn Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Männer im März 2022 den Schmuckhändler in einer Tiefgarage in der Kölner Innenstadt unweit seines Geschäfts überfallen und niedergeschlagen hatten.

Anschließend fesselten sie das 80-jährige Opfer an Händen und Füßen, stülpten ihm eine Plastiktüte über und sperrten es in den Kofferraum. Dann fuhren sie rund fünf Stunden mit dem Senior durch die Gegend – bis es schließlich so dunkel war, dass ihre Mittäter den Juwelierladen plündern konnten.

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Die Angeklagten hatte dem Geschäftsmann zuvor Geschäfts- und Tresorschlüssel abgenommen und diese an ihre fünf Komplizen weitergegeben. So war es für die ein Leichtes, in den Laden einzudringen. Sie erbeuteten Schmuck und Bargeld im Wert von rund 150.000 Euro.

Landgericht Köln: Putzfrau bei erstem Prozess als Drahtzieherin verurteilt

Die Mittäter und -täterinnen waren bereits im März 2023 vor dem Kölner Landgericht zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Darunter die Putzfrau des Opfers, sie galt als Drahtzieherin, soll ihre Komplizen mit Informationen zu Schlüsseln und Beute versorgt haben.

Das Verfahren gegen die beiden nun Verurteilten war damals abgetrennt worden, weil sie wegen ähnlicher Vorwürfe bereits in Berlin vor Gericht standen.

Er habe mit dem Leben abgeschlossen, sagte der Juwelier im März-Prozess aus: „Ich habe geglaubt, meine letzte Stunde hat geschlagen.“ Dass seine Putzfrau hinter dem brutalen Überfall auf ihn stecken sollte, machte ihn fassungslos. „Sie hat mir auf ihre Kinder geschworen, dass sie nicht die Verräterin war“, erklärte er damals vor Gericht.

Für den Juwelier hatte der Überfall dramatische Folgen. „Der Geschädigte ist ruiniert und weitgehend gebrochen“, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsbegründung am Mittwoch (31. Januar 2024). Der Mann sei nicht versichert gewesen, weshalb er auf dem Schaden sitzen bleibe. Auch die gesundheitlichen Folgen seien gravierend: „Der Geschädigte leidet unter Schlafstörungen und Albträumen, bei der Tat erlitt er über Stunden Todesangst.“

Nach der Fahrt hatten die beiden Angeklagten das Fahrzeug mit dem gefesselten Opfer auf dem Parkplatz des Vingster Wochenmarktes abgestellt. Der unterkühlte Senior hatte Passanten auf sich aufmerksam machen können, die die Polizei alarmierten (mit dpa)