„Nix klappt“Italo-Pop-Experte sagt, warum Köln wirklich Italiens nördlichste Stadt ist

Der Kölner Experte für Italo-Pop, Autor Eric Pfeil, spricht über seine Leidenschaft und darüber, warum Köln so viel mit Italien gemein hat.

von Christof Ernst  (che)

Während andere ihrem Hobby im stillen Kämmerlein nachgehen, macht Eric Pfeil (55) zwei Bestseller draus. Der Journalist, Musiker, Produzent und Autor aus Köln ist seit Jahrzehnten ein großer Italo-Pop-Fan. Er weiß alles, von A wie Amore bis Z wie Zucchero.

Er kennt nicht nur die Künstler und Künstlerinnen und ihre Songs, sondern auch die Hintergründe. Skandale, Highlights, wahre Intrigen und falsche Behauptungen: Pfeil wirft sie auf Knopfdruck aus wie eine gute alte Wurlitzer Musicbox. Genau das Richtige, um den Sommer langsam ausklingen zu lassen. Na, Fernweh bekommen und Lust auf Dolce Vita bekommen?

Kölscher Autor Eric Pfeil über seine Liebe zu italienischer Pop-Musik

Sein erstes Buch „Azzurro – mit 100 Songs durch Italien“ war ein großer Erfolg. Und „schuld“ war Corona, wie er im Gespräch mit EXPRESS.de erzählt: „Ich hörte im Radio, dass ein italienischer Musiker an den Folgen von Covid gestorben ist, und dachte sofort: ‚Oh Gott, jetzt geht die Leichtigkeit der italienischen Kultur unter.‘ Da habe ich mir einen Campari aufgemacht und angefangen zu schreiben. Endlich konnte ich all das unnütze Wissen benutzen, das ich über all die Jahre angehäuft hatte.“

Pfeils Trick: Er nimmt einen Song wie Adriano Celentanos „Azzurro“ und erzählt dann auf zwei, drei Seiten einiges über den Interpreten und die Entstehung des Liedes.

Sein Auswahlkriterium ist immer: „Was erzählt mir das Lied über Italien? ‚In Quattro Amici‘ von Gino Pauli geht es zum Beispiel darum, warum die italienische Bar so wichtig ist. Sie bringt Menschen zusammen, Geschäfte können besser gemacht werden, und man erfährt den neuesten Dorfklatsch oder debattiert über die Weltpolitik.“

Auf den Erfolg von „Azzurro“ folgt nun „Ciao Amore, ciao“ mit 100 weiteren Italo-Popsongs. Dabei fällt Pfeil immer wieder ein Unterschied auf: „Es gibt in deutschen Texten so eine Angst vor der Alltäglichkeit. Eine Ausnahme ist ‚Mambo‘ von Herbert Grönemeyer, in dem er besingt, dass er keinen Parkplatz findet. Über das Thema würden Italiener hunderte Songs machen, und die wären wahrscheinlich besser, weil sie das Drama besser darstellen können.“

Eric Pfeil hat seine Frau, die ihren Mann einen „Aneignungs-Italiener“ nennt, schon längst mit der Leidenschaft für das Land, wo die Zitronen blühen, infiziert: Zu Hause hören beide ausschließlich italienische Popmusik.

„Nix klappt“! Köln ist wirklich die nördlichste Stadt Italiens

Einzige Ausnahmen: Bob Dylan und Neil Young. Es geht noch weiter: „Wir beide machen ausgiebig und ausschließlich in Italien Urlaub. Wir sind sogar so bekloppt und stellen uns einen regelrechten ‚Giro d'Italia‘ zusammen: Wir fahren durch das ganze Land, weil Italien von Region zu Region und von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist.“

Bei so viel Italien-Verliebtheit ist Pfeil froh, in der Domstadt zu leben. Denn Köln ist für ihn tatsächlich die nördlichste Stadt Italiens. Und das aus mehreren Gründen: „Es gibt hier eine starke italienische Community, Köln ist eine Römerstadt, und in den Lokalen gibt es eine Kultur der italienischen Hausmannskost. Der klarste Beleg ist allerdings: Ähnlich wie in Italien funktioniert in Köln nichts. Ob Opern-Renovierung, U-Bahn-Bau oder Verkehrssituation – nix klappt.“

Eric Pfeil: Bekannt für Musik, im TV ist er auch

Eric Pfeil gibt sich mit einem Beruf nicht zufrieden: Er ist Autor, Musiker, Sänger, TV-Produzent und schreibt für „Spiegel“, „FAZ“ oder „Rolling Stone“ Kolumnen. Bekannt wurde der in Bergisch Gladbach geborene Pfeil Anfang der 2000er Jahre mit den TV-Formaten „Fast Forward“, „Sarah Kuttner – die Show“ und „Charlotte Roche“.

Mit Roche hat er eine 2002 geborene Tochter. Heute lebt Eric Pfeil mit seiner Frau am Eigelstein. Seine Bücher „Azzurro“ und „Ciao Amore, Ciao“ sind im KiWi-Verlag (je 14 Euro) erschienen.